12. Kapitel

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Verlegen wende ich mich ab und gehe wieder zurück auf den Waldweg. „Ethan? Kommst du?", versuche ihn nochmal, dort wegzubekommen. Er reagiert nicht. Der bringt mich echt auf die Palme! „Dann bleib hier und geh alleine nach Hause. Ich gehe jetzt.", rufe ich ihm zu und laufe tatsächlich los. Soll er doch bleiben wo der Pfeffer wächst! Er wird auch alleine zurück finden.

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Frauen sind böse Wesen?

Kurze Zeit später höre ich Schritte hinter mir und drehe mich verwundert um. Hinter mir joggt Ethan und holt mich langsam ein. Als er mich erreicht hat, passt er sich meinem Tempo an. Ohne ein Wort zu sagen, laufen wir nebeneinander her. Erst vor seiner Villa, kommen wir zum Stehen. Mist... Ich wollte doch gar nicht mit hier her. „Äh... Wir sehen uns Morgen.", stammele ich peinlich berührt. Er nickt und verschwindet hinter dem Eisentor. Er hat übrigens einen eigenen Schlüssel, um es zu öffnen. Ich schaue ihm noch einen Moment nach, ehe ich mich umdrehe und mich auf den Weg zur WG mache. Er hat genickt. Das ist ja schon mal ein Anfang...

Ich schließe unsere Haustür auf und verkrümele mich erstmal ins Bad. Nachdem ich geduscht habe, gehe ich in die Küche, um mir etwas zum Essen zu machen. Am Ende habe ich mir dann eine Pizza bestellt. Wer kennt das nicht? Ich höre, wie jemand nach Hause kommt und kurze Zeit später, steht Finn im Türrahmen. „Oh... Hey, Jodie. Wie war der Nachhilfeunterricht?" Ich schaue ihn einen Moment einfach nur an, eher ich sage: „Hey... Es war in Ordnung." Er lässt sich neben mir, auf der Couch, nieder und schaut mich fragend an. „In Ordnung?", hakt er nach. Ich wusste doch, dass er sich mit meiner Antwort nicht zufrieden geben wird! „Ethan redet nicht besonders viel und er ist irgendwie komisch, aber es hat trotzdem Spaß gemacht.", erkläre ich ihm.

Finn beginnt zu grinsen uns sagt: „So, so. Ethan heißt dein Nachhilfeschüler also... Sieht er gut aus?" Ich haue ihm spielerisch auf den Arm und antworte ihm lachend: „Also schlecht er sieht nicht aus und stell dir vor, er ist schon 23 Jahre alt." „Das passt ja perfekt.", meint er mit einem schelmischen Grinsen. „Man Finn! Ich sagte doch, er ist komisch." „Aber er sieht gut aus.", erwidert Finn und wackelt mit den Augenbrauen. Ich schaue ihn empört an und sage: „Ich bin mit Mick zusammen." „Ich weiß doch.", versucht er mich zu besänftigen.

Ich höre wie die Haustür ins Schloss fällt und schon steht Lucy im Wohnzimmer. Ich erinnere mich wieder an die seltsame Situation, heute Morgen, aber beschließe das Thema vorerst ruhen zu lassen. „Setz dich doch.", schlage ich ihr vor und sie nimmt mein Angebot sofort an. Wir unterhalten uns über dies und das, aber niemand spricht, die Situation von heute Morgen an. Als es klingelt springe ich sofort auf und reiße die Haustür auf. Es ist der Pizzalieferant. Ich nehme die Pizza entgegen und bezahle ihn, dann schließe ich die Tür wieder. Wir beschließen uns die Pizza zu teilen.

Plötzlich klingelt mein Handy. Ich stehe auf und nehme ab. „Jodie Conner.", melde ich mich wie immer. „Hallo, hier spricht Mr. Smith.", begrüßt mich der alte Mann. „Ach Peter, warum so förmlich?", lache ich in den Hörer. „Tut mir leid. Ethan möchte sie Morgenfrüh gerne zum Joggen treffen.", nennt er mir endlich seinen Grund, weswegen er anruft. „In Ordnung. Richten sie ihm aus, dass ich ihn abholen werde.", antworte ich. Ethan möchte mit mir morgen joggen gehen... Wie bitte?! „Werde ich machen. Bis morgen, Jodie.", verabschiedet sich Peter. „Äh... Ja, Tschüss.", stammele ich noch in den Hörer und lege auf.

Was geht nur in Ethans Kopf vor sich? Ich geselle mich wieder zu den Anderen und esse meinen Pizzaanteil.


°Ethans Sicht°

„Ethan? Sie hat zugestimmt. Jodie wird dich Morgenfrüh abholen, soll ich dir ausrichten.", teilt mir Peter mit und verlässt wieder mein Zimmer. Natürlich hat sie zugestimmt. Ich wusste schon von Anfang an, dass sie das machen wird. Sie hat mich heute dort einfach sitzen gelassen. Das hat noch niemand vor ihr gemacht... Auch wenn es mir nicht gefällt, muss ich zugeben, dass sie interessant ist. Wie sie mich heute aus dem Bett gezogen hat... Ich erhebe mich von meinem Bett und schaue aus dem Fenster. Die Sterne funkeln am Himmelszelt um die Wette.

Ich verlasse mein Zimmer und gehe die Treppen hinunter, in unsere Küche. „Nimm doch schon mal Platz, Ethan. Das Essen ist gleich fertig.", meint Peter und ich nehme an unserem großen Tisch Platz. Gelangweilt beantworte ich ein paar Nachrichten, auf meinem Handy und warte. Wenige Minuten später, serviert Eva mir das Essen. Lustlos stochere ich in meinem Essen herum.

„Hast du keinen Hunger?", fragt Peter und setzt sich zu mir. „Nicht wirklich.", brumme ich. „Du solltest trotzdem etwas essen. Wie war das Laufen mit Jodie eigentlich?", plaudert er weiter. Ich lege mein Besteck zur Seite, stütze meinen Kopf auf meine Hände und mustere ihn. „Es war interessant." Peter schaut mich erstaunt an. „Heißt das, dass es dir spaß gemacht hat?", möchte er erfreut wissen. „Es war interessant und mehr nicht.", entgegne ich genervt und stehe auf.

Ich mache mich auf den Weg in mein Zimmer, ohne ein weiteres Wort zu sagen. „Jodie ist ein gutes Mädchen.", höre ich ihn noch murmeln, während ich durch die Tür gehe. Wie kann er sowas sagen? Ich lasse mich in meinem Zimmer, auf mein Bett fallen und starre an die Decke. Ich weiß nicht viel über Frauen, aber mein Vater hält sie für böse Wesen.

„Sie verdrehen einem schneller den Kopf, als du denkst.", hatte er mir unzählige Male gesagt. Mit dieser sogenannten Liebe, kenne ich mich auch nicht aus. Ich war noch nie verliebt und ich hatte auch noch nie eine Freundin. Wozu braucht man Frauen denn auch? Ich verschränke meine Arme hinter meinem Kopf und schließe meine Augen.

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