42. Kapitel

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Nicht mehr anwesend


°Jodies Sicht°

Zufrieden schaue ich nochmal in den Spiegel. Ich trage meine Sportklamotten und meine Sporttasche habe ich mir über meine Schulter gehängt. Ich verlasse die Wohnung und steige in mein Auto ein. Schnell fahre ich zur Uni, wo ich mich mit Liam treffe. Ich parke auf dem Parkplatz, steige aus und sehe schon weitem, Liam bei dem Trainingsplatz stehen. Grinsend gehe ich auf ihn zu. „Hey, schön dass du da bist.", begrüßt er mich und umarmt mich herzlich. „Sehe ich genauso. Lass uns gleich anfangen.", erwidere ich. Liam nickt zustimmend und wir fangen an, uns warm zu laufen. Danach machen wir die verschiedensten Sachen und Übungen.

Erst so gegen 20 Uhr hören wir auf. „Hast du Lust noch etwas mit zu mir zu kommen? Wir könnte uns was kochen.", bietet er mir an und lächelt schüchtern. Ich überlege einen Moment und stimme schließlich zu. Ich habe nicht vergessen, dass er mich damals geküsst hat, obwohl ich es nicht wollte. Aber er hat mir an jenem Abend so geholfen und war für mich da, dass ich ihm das einfach verzeihen muss. Wir fahren jeweils getrennt, zu seiner Wohnung und kommen fast gleichzeitig an. Grinsend führt er mich in sein Reich.

Ich schaue mich kurz um und folge ihm dann, in die Küche. „Hier du kannst den Salat machen und ich die schneide mal die Paprika.", meint er und reicht mir einen Salatkopf. Ich zupfe die Blätter ab und wasche sie. „Wie sieht's eigentlich so mit Jungs aus, bei dir?", möchte er wissen und grinst mich frech an. „Gut soweit.", lache ich. „Ist da etwa ein neuer Junge in Sicht? Oder hast du wieder was mit Mick?", fragt er augenbrauenwackelnd. „Nein, mit Mick ist gar nichts mehr. Und ja ein neuer Junge ist in Sicht. Wir hatten viel Stress in letzter Zeit, aber jetzt ist alles wieder gut... und ich glaube wir sind zusammen.", erzähle ich ihm.

Plötzlich schlägt Liam mit dem Messer, auf das Schneidebrett. Erschrocken zucke ich zusammen und schaue zu ihm. Zornig funkelt er mich an. „L-Liam?", stammele ich verunsichert. „Du bist wieder mit diesem Typen zusammen?! Man Jodie, ich liebe dich. Du gehörst zu mir und nicht zu ihm! War meine ganze Mühe etwa umsonst?!", schreit er. „Liam... wovon redest du?", frage ich mit zitternder Stimme. Da packt er mich, an meinen Handgelenken und drückt mich gegen die Wand. „Aua, Liam du tust mir weh!", jammere ich. „Die ganze Zeit... ich habe alles für dich getan, aber du... Du hast das gar nicht geschätzt! Ich möchte dich für mich haben... Dieser Ethan ist nicht gut für dich." „Woher kennst du seinen Namen?", möchte ich ängstlich wissen.

„Denkst du, mir ist nicht aufgefallen, wie ihr geschaut habt, als ihr euch damals zufällig, beim Joggen, getroffen habt? Außerdem hat mir Lucy genau erzählt, dass sie mitbekommen hat, dass es wieder einen neuen Jungen, in deinem Leben gibt!" „Lucy?", frage ich fassungslos. „Ja, Lucy! Sie hat sich dann etwas erkundigt und herausgefunden, dass es dieser Ethan ist... Und da kam sie eben auf die Idee, euch auseinander zu bringen.", entgegnet Liam mit einem verächtlichen Grinsen. „Aber w-warum hast du ihr g-geholfen?", stottere ich. „Warum? Ganz einfach... Sie meinte, dann hätte ich wieder freie Bahn. Außerdem bin ich dir an jenem Abend hinterher gehfahren. Von diesem Anwesen, bis zum Strand. Ich habe die ganze Zeit gewartet, bis du aus der Villa gekommen bist. Ich war an diesem Abend nicht mit Freunden unterwegs... Ich war nicht zufällig da... Alles war geplant! Lucy sagte, wenn ich dich trösten würde und für dich wäre, dann würdest du dich vielleicht in mich verlieben...", erklärt er mir.

Sein Griff, um meine Handgelenke, verstärkt sich. Ich beiße meine Zähne fest zusammen, um nicht loszuschreien. „Warum kannst du mich nicht einfach auch lieben?", flüstert er und ich kann seinen Atem, an meinen Wangen spüren. Tränen sammeln sich in meinen Augen. Langsam kullern sie meine Wangen hinab und hinterlassen nassen Spuren. „Liam... ich... ich liebe Ethan, bitte lass mich los." Er entfernt sich ein wenig von meinem Gesicht und schaut mir in die Augen. Ich kann genau sehen, wie verletzt er ist. Langsam lässt er mich los und ich gehe zwei Schritte von ihm weg. Mit gesenktem Kopf, starrt er auf den Boden und sagt kein Wort. Ich wende mich ab, um seine Wohnung zu verlassen.

Plötzlich packt er mich am Arm und zieht mich mit einem Ruck zurück. Ich verliere mein Gleichgewicht und knalle mit voller Wucht, mit meinem Kopf, gegen eine Tischkante. Kraftlos sinke ich zu Boden und starre in Liams Gesicht, das mir immer näher kommt. Er setzt sich neben mich auf den Boden, beugt sich zu mir und presst seine Lippen auf meine. Ich bekomme alles nur noch halb mit, da sich alles um mich herum, zu drehen beginnt. Mein Kopf pocht vor Schmerzen und langsam wird alles dunkel um mich herum. Meine Augen schließen sich, wie von alleine. Alles wird still. Ich spüre keine Lippen mehr und keinen Schmerz. Dann bekomme ich nichts mehr mit. Ich bin nicht mehr anwesend...

°Micks Sicht°

Ich schließe die Haustür auf und trete ein. Schritte näher sich mir und als ich mich um drehe, stehe Lucy und Finn vor mir. Mein ehemaliger bester Freund, schaut mich kalt an und deutet mir an, ihm zu folgen. Zögernd gehe ich mit den beiden ins Wohnzimmer und setze mich mit ihnen auf die Couch. „Was machst du hier?", möchte ich von Finn wissen. „Ich hatte etwas mitLucy zu besprechen.", antwortet er mir und schaut zu ihr. „Um was ging es denn?", frage ich neugierig. „Das soll sie dir mal selber erklären.", meint Finn spöttisch. Auffordernd schaue ich zu Lucy. Zögernd beginnt sie zu erzählen und ich höre ihr aufmerksam zu.

Nachdem sie fertig erzählt hat, schaue ich sie ungläubig an. „Um es kurz zu sagen: Du wolltest Jodie und Ethan auseinander bringen, hast dich erkundigt und herausgefunden, dass Ethans Vater auch gegen die Beziehung ist? Und dann hast du mit Ethans Vater zusammen einen Plan ausgeheckt? Ich fasse es nicht...", sage ich zu ihr. „Ja...", murmelt sie kleinlaut. „Und Liam, hast du da auch noch mitreingezogen?", frage ich weiter.

Lucy nickt nur und starrt auf den Boden. „Ich fand ja schon, was Mick gemacht hat, war das aller Letzte, aber... was du gemacht hast, ist noch viel schlimmer!", meint Finn wütend, an Lucy gewandt. „Finn hör zu... Ich weiß, ich habe einen Fehler gemacht und ich kann ihn nie wieder gut machen, aber ich möchte, dass du weißt, wie Leid mir alles tut.", spreche ich mit fester Stimme. Mein ehemaliger bester Freund, mustert mich kurz und nickt schließlich. „Lucy, wir fahren jetzt zu Ethan und klären die ganze Sache!", sagt Finn, zu Lucy. Eingeschüchtert steht sie auf und folgt Finn, zur Haustür.

„Bis dann...", verabschiede ich mich und hoffe, dass Finn mir antwortet. Er hält Lucy die Tür auf und antwortet leise, kurz bevor er die Tür schließt: „Ja, bis dann." Erleichtert gehe ich in mein Zimmer und lasse mich auf mein Bett fallen. Vielleicht werden wir ja mal wieder beste Freunde. Es wird etwas dauern, aber irgendwann vielleicht... Jodie sollte ich vielleicht einfach aufgeben, auch wenn ich gesagt habe, dass ich sie nicht aufgeben werde. Sie liebt Ethan und er liebt sie. Ich würde ihr Leben nur kaputt machen. Ich habe schon genug angerichtet... Noch einenFehler kann ich nicht machen! Ich hoffe nur, dass sie mir irgendwann verzeihen wird.

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