51. Kapitel

449 21 2
                                    

Besuche bei Finn


°Jodies Sicht°

Am nächsten Morgen, muss Ethan mich regelrecht dazu zwingen, etwas zu essen. Nach dem Frühstück, gehen wir gemeinsam einkaufen und gegen Nachmittag, fahren wir ins Krankenhaus. Vor Finns Tür, meint Ethan: „Ich gehe etwas in der Kantine essen, damit du ein wenig mit alleine sein kannst. Ich komme dich dann später abholen, ok?" „Okay.", erwidere ich lächelnd und betrete das Zimmer. Er liegt immer noch genauso dran, wie gestern. Seufzend lasse ich mich auf einem Stuhl, neben dem Bett nieder. „Hey, Großer.", begrüße ich ihn. Vorsichtig nehme ich seine Hand und drücke sie sanft. „Ich weiß, ich habe es nie gesagt, aber ich bin dir wirklich dankbar. Du hast zu mir gehalten, was auch immer war... Danke."

Ich krame einen kleinen Kamm aus meiner Tasche und kämme ihm vorsichtig seine Haare. Gerade als ich ihn wieder einstecke, geht die Tür auf und Mick kommt herein. „Oh. Sorry, ich wusste nicht das du da bist.", meint er und wendet sich wieder dem gehen zu. „Warte! Komm doch rein." Zögernd kommt er zurück und setzt sich neben mich, auf einen weiteren Stuhl. „Ich bin mir sicher, Finn würde wollen, dass wir jetzt zusammenhalten... egal was passiert ist.", sage ich lächelnd. Mick nickt langsam und mustert mich von der Seite. Wir reden über alles Mögliche, was wir mal mit Finn erlebt haben.

„... Und weißt du noch, als dir dann vor Schreck, die Popkorntüte aus der Hand gerutscht ist?", lacht Mick. „Ja! Du hättest mal eure Blicke sehen sollen!", lache ich mit. Genau in dem Moment, geht die Tür auf und Ethan steht im Türrahmen. Er schaut verwirrt zwischen Mick und mir, hin und her. Dann zieht er fragend eine Augenbraue nach oben. „Hi, Ethan.", räuspert sich Mick und schaut unsicher zu mir. „Hallo.", begrüßt ihn mein Freund und kommt zu mir. Er legt einen Arm um mich und wirft einen Blick auf Finn. Das muss schwer für ihn sein, nochmal einen Menschen so zu sehen... „Alles okay?", flüstere ich besorgt. Er nickt zögerlich und drückt mir einen Kuss, auf meinen Haaransatz.

„Ich geh dann mal. Tschüss.", verabschiedet sich Mick und verlässt den Raum. „Hat er irgendwas Blödes gemacht oder gesagt?", möchte Ethan wissen. „Nein.", antworte ich knapp, muss aber ein wenig lächeln. Seine Frage klang besorgt, überhaupt nicht eifersüchtig. In dieser Sache ist er das genaue Gegenteil, von Mick. Auch wenn ich es ungern zugeben, aber ich glaube, ich bin gerade auf dem besten Weg, Mick zu verzeihen. Mit ihm zusammen sein, möchte ich trotzdem nie mehr. Gegen Abend, fahren Ethan und Ich, wieder nach Hause. Jeder fährt zu sich, da ich etwas Zeit für mich möchte. In meiner Wohnung angekommen, bemerke ich, dass ich eine Nachricht von Mick habe.

>> Hey, Jodie. Könntest du vielleicht in den nächsten Tagen, deine und Finns restliche Sachen abholen? <<

>> Ich komme am besten jetzt gleich vorbei. (: <<

Ich weiß genau, dass ich es sonst vergessen würde. Ich verlasse meine Wohnung also wieder und steige erneut in mein Auto ein. Bei Mick und Lucy angekommen, steige ich mit einem mulmigen Gefühl die Treppen hinauf. Zum Glück habe ich noch einen Schlüssel... Schnell schließe ich auf und betrete die Wohnung. „Jodie?", höre ich Mick rufen. „Ja, ich bin es.", antworte ich und ziehe meine Schuhe aus. Da steht auch schon mein Ex-Freund vor mir und mustert mich. „Ist Lucy da?" „Nein, komm." Ich folge ihm, in mein Zimmer. Einige Kartons stehen auf dem Boden, aber sonst sieht alles aus wie früher. Die Möbel stehen immer noch alle am selben Platz.

„Jodie... sei ehrlich... Wie geht es dir? Du hast heute im Krankenhaus viel gelacht, aber ich kenne dich lange genug, um zu wissen, dass dir eigentlich nicht zum Lachen zu Mute ist." Ich lasse mich auf mein Bett fallen und starre an die Decke. „Du hast recht... Mir ist nicht nach Lachen. Ich vermisse Finn und ich mache mir Sorgen um ihn. Ich habe Angst ihn zu verlieren und ich ertrage es nicht, ihn so leide zu sehen. Was wenn er aufwacht und sich nicht mehr erinnern kann? Was wenn er irgendwie gelähmt ist? Er wird nie wieder so glücklich sein, wie vorher." Micks Blick wird traurig und er setzt sich zögernd neben mich. Meine Augen beginnen zu brenne, als ich mir vorstelle, wie Finn vielleicht im Rollstuhl sitzen könnte.

Mein Finn, mein bester Freund, mein Bruder... Es würde mir das Herz zerreißen. Eine Träne verlässt meine Augen und bahnt sich ihren Weg, über mein Gesicht. Plötzlich spüre ich eine Hand, die sie wegwischt und zucke erschrocken zusammen. Mick sieht mich besorgt an. „Jodie... Finn wird nicht leiden... bestimmt nicht..." „Wie könnte er nicht? Wer weiß schon, was er haben wird, wenn er aufwacht?" Mick legt tröstend einen Arm um mich, aber ich schiebe ihn weg und stehe auf. „Ich gehe jetzt wohl besser.", meine ich kraftlos, schnappe mir zwei Kartons und verlasse den Raum.

„Warte, ich helfe dir.", sagt Mick und hält mir die Tür auf. Ich nicke ihm dankend zu und gehe zu meinem Auto. Kaum sitze ich in meinem Wagen, lege ich meinen Kopf auf das Lenkrad und schließe meine Augen. Ich möchte Finn wieder bei mir haben. Völlig ausgelaugt fahre ich nach Hause und verkrümele mich dort sofort in mein Bett.

Am nächsten Morgen, quäle ich mühsam aus meinem Bett. Ich gehe joggen und mache mich danach fertig für die Uni. In der Uni bekomme ich kaum etwas mit und fahre gegen Mittag, müde nach Hause. Dort rappele ich mich auf, um etwas essen und fahre danach gleich wieder los, um Finn zu besuchen. Vor seinem Krankenzimmer, begegne ich Finns Mutter. „Ach, Jodie, schön dich zu sehen.", begrüßt sie mich mit einem schwachen Lächeln. „Freut mich auch, Grace. Wie geht es ihm." „Nicht gut... Sein Zustand hat sich sogar noch ein wenig verschlechtert.", antwortet Grace leise und ich kann Tränen in ihren Augen erkennen.

Ein dicker Klos, bildet sich in meinem Hals und ich muss schwer schlucken. „Wir sehen uns.", verabschiedet sie sich und ich verabschiede mich ebenfalls. Schweres Herzen betrete ich sein Zimmer und setze mich an sein Bett. Aus meiner Tasche hole ich ein altes Buch hervor. Es ist nicht irgendein Buch, sondern sein Lieblingsbuch. Langsam beginne ich ihm daraus vorzulesen:

„Als er aufwachte, fürchtete er sich. Schlimmer noch: Er hatte eine Höllenangst. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals, sein Atem ging stoßweise, sein Körper war gespannt wie eine Bogensehne. Es war wie nach einem Albtraum... nur dass das Aufwachen keine Erlösung mit sich brachte. Er hatte das Gefühl, dass etwas Furchtbares geschehen sein musste, wusste aber nicht, was es war."

Selbst ich muss zugeben, dass das Buch sehr gut ist. Ich habe es selbst schon einmal gelesen. Der Autor, Ken Follett, hat schon viele gute Bücher geschrieben, aber „Das zweite Gedächtnis" mochte Finn immer am liebsten. Ich lese ihm noch längere Zeit etwas vor und höre erst gegen Abend auf. Ich drücke ihm zum Abschied einen Kuss auf die Stirn und fahre wieder nach Hause. Kurz nachdem ich angekommen bin, kommt Ethan vorbei und wir kochen etwas gemeinsam. Danach schauen wir zusammen einen Film an und gehen dann schlafen.

----------------------------------

Ich möchte mal erwähnen, dass nicht mehr viele Kapitel kommen werden, da sich die Geschichte dem Ende neigt. (Wahrscheinlich nur noch so 3-4 Kapitel)

Danke an alle, die meine Geschichte lesen ^-^

True FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt