52. Kapitel

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Come back...

°Jodies Sicht°

Am nächsten Morgen, erwache ich in Ethans Armen. Da ich nicht mehr einschlafen kann, stehe ich leise auf und mache uns Frühstück. Ich mache uns gerade Rührei, als mein Freund, mich von hinten umarmt. „Guten Morgen.", haucht er gegen meinen Nacken, sodass es leicht kitzelt und ich anfange zu lachen. „Morgen.", erwidere ich schmunzelnd und gebe ihm einen guten Morgen Kuss. Er hilft mir und wir frühstücken gemeinsam.

Danach gehen wir zusammen joggen, was wir vielleicht vor dem Frühstück hätten machen sollen... Als wir wieder da sind, duschen wir und fahren dann getrennt zur Uni. Nach der Vorlesung meint Ethan: „Ich muss jetzt los noch etwas geschäftliches, für meinen Vater, erledigen. Kommst du heute Abend noch vorbei?" „Klar, bis dann.", entgegne ich und steige in mein Auto. Ich sehe wie Ethan mit seinem Audi R8 davonbraust und gebe auch Gas. Es ist schon 16 Uhr und ich möchte noch zu Finn.

Als ich sein Krankenzimmer betrete, bleibe ich wie angewurzelt stehen. Lucy steht vor Finns Bett, mit dem Rücken zu mir gedreht und redet leise mit ihm. Ohne dass sie mich bemerkt, gehe ich auf sie zu und höre ihr zu. „... und es tut mir auch leid. Ich hatte all die Zeit keine Ahnung. Ach, Finn... Tu uns das nicht an. Jodie braucht dich, Mick braucht dich, deine Eltern brauchen dich und... ich brauche dich auch." Ihre Stimme klingt verzweifelt und ich räuspere mich, um auf mich aufmerksam zu machen.

Erschrocken wirbelt sie herum und starrt mich wie ein Alien an. „I-Ich geh dann wohl besser.", sagt sie leise und schaut traurig auf den Boden. „Lucy, hör zu. Bleib einfach noch ein wenig da. Ich habe nichts dagegen, solange du mich in Ruhe lässt." „Okay." Ich setze mich an Finns Bett und beobachte ihn ein wenig. Lucy setzt sich schweigend neben mich. Nach einiger Zeit, steht sie auf und macht sich auf den Weg, zur Türe. „Ich kann es nicht mehr rückgängig machen... Wir alle machen mal Fehler.", meint sie leise, bevor sie die Tür hinter sich schließt.

Seufzend hole ich mein Handy aus meiner Tasche und mache Finns Lieblingslied an. Es ist schon 18:30 Uhr und ich lausche dem Text, des Liedes.

I am standing here

Just because of you

Every part of me is a part of you

I stand

Meine Augenlieder werden schwer. Ich habe die letzten Nächte total schlecht geschlafen und das macht sich jetzt bemerkbar. Erschöpft lege ich meinen Kopf auf die Matratze. Nur für ein paar Minuten, möchte ich meine Augen schließen. Nur für ein paar Minuten...

Erschrocken reiße ich meine Augen auf. Ich muss wohl eingeschlafen sein. Verwirrt starre ich auf ein Gerät, das nur einen eintönigen Piepston von sich gibt. Ich brauche einige Sekunden, um zu realisieren, was es mit dem Gerät auf sich hat. „Oh Gott, Finn!", kreische ich und springe von meinem Stuhl auf. Die Tür geht mit einem Schwung auf und mehrere Ärzte stürmen in den Raum. Ich taumele an die Wand zurück, ohne meinen besten Freund aus den Augen zu lassen. „Der Defibrillator, schnell!", schreit ein Arzt. Eine Krankenschwester übergibt ihm das Gerät und sie halten es ihm an die Brust. Ich sehe alles nur noch verschwommen und ein dicker Klos, bildet sich in meinem Hals. Eine Krankenschwester kommt auf mich zu und versucht mich aus dem Zimmer zu ziehen. „Finn...", wimmere ich verzweifelt. „Komm.", meint die junge Frau sanft und zieht mich weiter.

Die Ärzte lassen schließlich von ihm ab und einer meint: „Notieren sie die Todeszeit." „Nein, Finn!", schreie ich schluchzend und reiße mich von der Krankenschwester los. Ich stürze zu seinem Bett und umklammere seine Hand. Nein, nein , nein. Die Ärzte schauen mich mitfühlend an und verlassen den Raum. Einige wünschen mir noch leise, ihr Beileid.

Meine Tränen laufen in Strömen über meine Wangen. Mein ganzes Gesicht ist schon durchnässt. „F-Finn... n-e-i-n... Lass mich nicht zurück... bitte nicht. Tu mir das nicht an. Komm zurück. Finn..." Meine Brust zieht sich zusammen und erschwert mir das Atmen. Ich schlage mehrere male auf seine Matratze ein. Finns Lieblingslied läuft noch immer leise im Hintergrund. „Verdammt nochmal, warum ausgerechnet du?! Das ist so unfair!", schluchze ich laut und sinke zu Boden. „Warum... Warum nur...?" Mein Weinen, wird zu einem Gemisch, aus Schluchzen und Schreien. „Soll ich jetzt etwa alleine in der Wohnung leben? Ich möchte doch nur noch einmal dein Lachen hören... bitte... halte dein Versprechen. Bitte, Finn..." Ich weiß, dass er nicht mehr zurückkommen wird, aber ich kann es einfach nicht akzeptieren. Ich fühle mich so alleine und zurückgelassen.

„Ich werde dich immer finden. Ich werde dich nie gehen lassen. Wir werden für immer zusammenbleiben, versprochen." „Versprochen?" „Ja!"

Ich habe Finn jedes Wort geglaubt. Jedes. Ist das hier alles nur ein schrecklicher Traum, aus dem ich irgendwann aufwache werde? Es fällt mir schwer zu atmen und schnappe verzweifelt nach Luft. Ich lasse mich einfach rücklinks auf den Boden fallen und verberge mein Gesicht, mit meinen Händen. Als die Tür aufgeht und eine Krankenschwester mich auf meine Beine zerrt, beginne ich heftig zu zittern. „Bitte beruhigen sie sich. Ich weiß es ist nicht einfach, aber die Besucherzeit ist nun vorüber." Ich nicke nur und stolpere aus dem Raum. „Sicher dass es ihnen gut geht?", erkundigt sich die Krankenschwester besorgt. „Mein bester Freund ist gerade gestorben, wie soll es mir da gut gehen?", flüstere ich und verlasse, mit kleinen Schritten, das Krankenhaus.

Draußen auf dem Parkplatz, kommt mir Mick entgegen. „Hi Jodie, sind die Besucherzeiten etwas schon um? Ich wollte noch zu Finn und... Jodie? Was ist los?" Ich beiße mir auf meine zitternde Unterlippe und versuche gegen die neuen Tränen anzukämpfen, die sich in meinen Augen sammeln. „Finn... i-ist... er..." „Nein... Jodie, nein. Komm mir nicht so! Finn geht es gut. Sag mir, dass es ihm gut geht!", unterbricht mich Mick verunsichert. Ich breche in Tränen aus und stütze mich an einem Auto ab. „Mick... er ist t-tot.", schluchze ich. Mick verschränkt seine Arme, hinter seinem Kopf und läuft auf und ab. „Du lügst!", schreit er mich an.

Ich schüttele traurig den Kopf und schaue ihn, durch meinen Tränenschleier, an. Micks Lippen beginnen zu beben und er fährt sich verzweifelt durch seine Haare. Plötzlich ist er mit einem Satz bei mir und schlingt seine Arme um mich. Ich weine leise, an seiner Schulter und auch Mick weint stumm, vor sich hin. „Ich möchte ihn wieder bei mir haben...", wimmere ich. „Ich doch auch.", erwidert Mick mit tränenerstickender Stimme. Langsam löse ich mich von ihm und schaue ihm in seine geröteten Augen. „Seit wann ist er tot?", möchte mein Ex-Freund leise wissen. „Seit ungefähr zwei Stunden.", antworte ich schluchzend.

„Zwei Stunden?! Er ist seit zwei Stunden tot und du hast es nicht geschafft mir Bescheid zu geben?!", ruft er verletzt. „I-Ich stand doch selbst total unter Schock.", verteidige ich mich verzweifelt. „Lucy hat Recht... immer nur Jodie, Jodie, Jodie. Du denkst nur an dich. Du hast mich und Lucy verlassen... Wenn du Finn darum gebeten hättest, bei deiner Gerichtsverhandlung da zu sein, wäre all das gar nicht passiert..." „Mick... tu das nicht.", wimmere ich, da ich weiß, worauf er hinaus will...

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Lied:

I stand - Gabriela Gunčíková

True FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt