38. Kapitel

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Ethans Brief


Finn hat in der Küche alles sauber gemacht und schaut mich fragend an, als ich hereinkomme. „Alles okay?" Ich nicke und schaue ihm zu, wie er einen Pfannkuchen, in der Pfanne wendet. Zusammen backen wir die Restlichen, essen und spülen alles ab. Anschließend zeigt mir Finn die Wohnung, im Internet und ich bin wirklich begeistert. Sie ist zwar klein, aber gemütlich und was ich am besten finde, sie ist nur zwei Straßen weiter. Ich kann sogar, von dort aus, viel schneller in den Wald joggen.

Am nächsten Tag, passiert nicht besonders viel.

Heute ist Samstag und ich freue mich, dass ich wieder einmal ausschlafen kann. Mein Handy, weckt mich allerdings viel zu früh. Ich habe drei verpasste Anrufe von Ethan. Wir hatten gestern noch ausgemacht, dass ich heute zu ihm komme, warum ruft er mich dann jetzt so früh an? Ich drücke auf ‚zurückrufen' und lausche dem Läuten, in der Leitung. „Jodie, endlich! Warum nimmst du denn nicht ab?", begrüßt mich ein aufgewühlter Ethan. „Ich habe geschlafen.", murmele ich und schaue auf meinen Wecker. Es ist gerade mal 8 Uhr. „Was gibt es denn so wichtiges?", frage ich neugierig. „Du kannst erst so gegen Abend komme. Ist 20 Uhr in Ordnung?"

„Äh... ja, klar.", antworte ich verwirrt. „Gut, bis dann.", verabschiedet er sich und schon hat er aufgelegt. Ich starre mein Handy an und beschließe einfach aufzustehen. Schlafen kann ich jetzt sowieso nicht mehr... Ich schlüpfe in meine Sportkleidung, trinke einen Kaffee und verlasse die Wohnung. Morgen, schaue Finn und ich, uns die neue Wohnung an. Ich hoffe alles klappt und die Wohnung ist so schön, wie auf den Bildern.

°Ethans Sicht°

Unruhige wandere ich in meinem Zimmer auf und ab. Ich fahre mit meinen Händen durch meine Haare und atme tief ein und aus. Langsam öffne ich meine Zimmertür und gehe die Treppen hinunter. Heute kommt mein Vater.

Ich musste das mit Jodie auf heute Abend verschieben... Ich möchte nicht, dass mein Vater und sie sich begegnen. „Guten Morgen, Ethan. Setz dich doch schon mal, dein Vater kommt gleich.", begrüßt mich Eva und verschwindet in der Küche. Ich setze mich und verschränke meine Arme. Ein gemeinsames Frühstück mit meinem Vater, der Tag kann nicht besser anfangen. Merkt ihr auch diese Ironie? Es klingelt und ich höre, wie Peter jemanden die Tür öffnet. Einige Sekunden später, taucht mein Vater auch schon im Türrahmen auf. „Mein Sohn. Schön dich zu sehen. Wir haben einiges zu besprechen." Ich schaue meinen Vater kalt an und deute ihm an, Platz zu nehmen. Schweigend setzt er sich und wir beginnen zu essen.

„Warum bist du einfach bei dem Maskenball abgehauen? Du bist noch nicht mal an dein Handy gegangen!", beginnt er schließlich ein Gespräch. „Ich hatte keine Lust mehr und bin deswegen gegangen und ich habe nicht mitbekommen, dass du angerufen hast.", rechtfertige ich mich. Eigentlich muss ich mich vor ihm wirklich nicht rechtfertigen, aber was soll's... Erneut stellt er mir eine Frage: „Warum hast du Miss Conner mit auf den Maskenball gebracht?" „Warum denn nicht?" „Was ist das mit euch? Seit ihr wirklich nur befreundet oder ist da mehr?" „Vater, Jodie ist meine Freundin! Ich liebe sie.", schnaube ich und verdrehe meine Augen. „Du liebst sie? Du weißt doch gar nicht, was Liebe ist!", lacht er.

Meine Stimme bebt vor Zorn, als ich anfange zu sprechen: „Doch, durch sie weiß ich es! Im Gegensatz zu dir, ist sie für mich da... Akzeptiere es einfach, Vater." Ich setze wieder meine kalte Maske auf und erhebe mich. „Ich bin fertig. Guten Appetit.", sage ich emotionslos und verlasse den Raum. „Sie ist nicht gut für dich...", höre ich ihn noch murmeln. Ich verschwinde im Garten und komme erst nach drei Stunden wieder zurück. Ich sehe gerade, wie mein Vater eine junge Frau verabschiedet und nähere mich ihnen neugierig.

„Vielen Dank. Auf Wiedersehen Miss Blo-..." „Vater!", unterbreche ich ihn. „Ethan... was gibt's?", möchte er sichtlich genervt wissen. Ich erhasche noch einen Blick auf die Frau, eher mein Vater die Tür schließt. Sie war klein, zierlich gebaut und hatte blonde Haare. Sie sah ganz anders aus, wie Jodie. „Wer war das?", frage ich neugierig. „Das geht dich nichts an. Ethan, du wirst jetzt mit mir kommen. Später kannst du wieder hierher zurück, aber es gibt einen wichtigen Termin, bei dem du mitmusst!" Ich weiß, dass es keinen Sinn macht, mich gegen meinen Vater zu wehren und beschließe mitzugehen. Ich hoffe für ihn, dass der Termin wirklich so wichtig ist, wie er sagt...

°Jodies Sicht°

Total verschwitzt komme ich wieder Zuhause an. „Wieder mal Joggen gewesen?", begrüßt mich Finn, der in der Küche steht und das Frühstück macht. „Klar, war ja auch mal wieder Zeit.", antworte ich grinsend und verschwinde im Bad. Nachdem ich geduscht und mich angezogen habe, gehe ich wieder zu meinem besten Freund. „Wolltest du heute nicht zu Ethan?" „Ja, aber erst gegen Abend, da ihm anscheinend etwas dazwischen gekommen ist..." Finn schaufelt mir etwas Rührei auf meinen Teller und wir setzen uns an den Tisch.

„Seit ihr zusammen?", möchte er auf einmal wissen. Ich überlege einen Moment und nicke schließlich. „Wenn er dich so verletzt, wie Mick, kann er etwas erleben.", brummt Finn, aber lächelt leicht. Ich kann nicht anders, als zu schmunzeln. „Wo sind eigentlich Lucy und Mick?", frage ich. „Mick hat eine Vorlesung und Lucy hat irgendeinen Termin.", erzählt mein bester Freund und wendet sich wieder seinem Essen zu. Ich nicke leicht und esse ebenfalls weiter.

Den restlichen Tag verbringe ich damit, zu lernen und mir eine Vorlesung online anzuschauen. Gegen Abend, mache ich mich fertig und fahre mit meinem Auto, zu Ethan. Dort angekommen, öffnet mir Peter die Tür und lässt mich herein. Eva begrüßt mich herzlich, eher die Beiden, die Villa verlassen und mich alleine in der Empfangshalle zurücklassen. „Ethan?", rufe ich, bekomme aber keine Antwort. Verwundert gehe ich die Treppen nach oben und klopfe an seine Zimmertür. Zögernd öffne ich sie, doch Ethan ist nicht hier. Da entdecke ich einen Umschlag, mit meinem Namen, auf seinem Bett. Ich nehme ihn, öffne ihn und ziehe einen Brief heraus. Langsam beginne ich die Zeilen zu lesen.

Ich merke, wie sich Tränen in meinen Augen sammeln. Sanft rollen sie meine Wangen hinab und hinterlassen nasse Spuren, auf meinem Gesicht. Die Tränen landen auf dem Papier, das sich dadurch leicht wellt. Meine Hände zittern und mit weichen Knien gehe ich die Treppen wieder herunter. Wie ein Roboter, verlasse ich die Villa und setze mich in mein Auto. Ich starte den Motor und verlasse das Grundstück.

Völlig ziellos fahre ich durch die Gegend. Stundenlang. Irgendwann komme ich am Strand an und halte an. Langsam steige ich aus und laufe durch den Sand. Ich lasse mich in dem Sand nieder und lausche dem Rauschen, der Wellen. Es ist 3 Uhr in der Nacht, weswegen der Strand auch total leer ist. Zögernd hole ich den Brief wieder hervor und lese ihn nochmal, mit meiner Handytaschenlampe.

Liebe Jodie,

durch dich habe ich gelernt, was Liebe ist. Die Zeit mit dir in Los Angeles, war wunderschön. Es gibt aber etwas, das ich loswerden muss. Mir ist so einiges klargeworden. Ich werde bald in der Firma meines Vaters arbeiten... In Los Angeles. Wir werden uns dann nicht mehr sehen können. Ich möchte, dass du einen Mann an deiner Seite hast, der für dich da ist und das kann ich so nicht. Es ist besser, wenn wir das, was wir auch immer haben, beenden. Ich bitte dich, den Kontakt zu mir, nicht mehr aufzusuchen. Es tut mir leid. Ich mache das nur, weil ich dich liebe, bitte versuche das zu verstehen.

Dein Ethan.

Ich lese den Brief solange, bis ich ihn fast auswendig kann. Ethan möchte nach Los Angeles... Er möchte das, was auch immer wir haben, beenden... Was auch immer wir haben?! So kenne ich ihn gar nicht. Warum hat er mir nur einen Brief geschrieben, wollte aber dass ich zu ihm komme? Er hätte mir das auch persönlich sagen können...

Erneut beginne ich zu weinen und ich ziehe meine Beine fest an meinen Körper heran. „Ist alles okay mit ihnen?", ertönt hinter mir eine Stimme. Erschrocken fahre ich herum und schaue in ein bekanntes Gesicht. „Jodie?! Was...Was ist los? Was machst du hier so alleine?", fragt er besorgt.

„Liam... ich...ich...", schluchze ich. Ohne weiter nachzufragen, legt er sich neben mich und zieht mich in seine Arme. Sanft streichelt er mir über meinen Kopf und versucht mich damit zu beruhigen. „Was machst du eigentlich hier?", frage ich, als ich mich wieder etwas beruhigt habe. „Ich war mit Freunden feiern, hier in der Nähe und wollte noch ein wenig am Strand spazieren gehen.", erklärt er mir. Ich schaue hoch in den Sternenhimmel und seufze leise vor mich hin. „Möchtest du mir erzählen, was passiert ist?" Ich schüttele meinen Kopf und vergrabe mein Gesicht, an seiner Schulter.

„Hast du dich wieder mit Mick vertragen?" „Nein,warum?" „Ich dachte nur... Ich habe ihn vorhin noch gesehen, wie er aus dem Wald kam. Er war joggen gewesen und da das ja normalerweise dein Ding ist... Dachte ich eben, ihr hättet euch wieder vertragen und wart vielleicht zusammen unterwegs.", meint Liam leise. „Er war im Wald?", frage ich verwundert. „Ja...", antwortet Liam zögernd. Nachdenklich kaue ich auf meiner Unterlippe herum und starre in den Himmel. Ich merke, wie meine Augen immer schwerer werden und sinke schließlich in einen tiefen Schlaf.

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