Versöhnung
°Ethans Sicht°
Ich schaue sie geschockt an und verschwinde schnell wieder im Badezimmer. Was macht sie hier?! Ich ziehe mir schnell eine Boxershorts und eine Jeans an und verlasse das Bad wieder. Ich sehe, wie sie mich verlegen anschaut und schiele unsicher zu ihr zurück. Langsam steht sie auf und kommt auf mich zu. Schließlich hält sie mir ihr Handy, mit meiner Nachricht, unter Nase und schaut mich erwartungsvoll an. Schweigend schaue ich zu Boden. Was soll ich ihr darauf antworten? Ich kann ihr ja schlecht sagen, dass ich weniger Kontakt zu ihr möchte, weil ich mich wegen ihr so stark verändere...
„Ethan? Habe ich irgendwas falsch gemacht? Bist du sauer?", möchte sie wissen. „Nein, ich bin nicht sauer.", murmele ich und starre weiterhin den Boden an. „Da du ja so viel zu tun hast, möchte ich dich nicht länger stören.", sagt Jodie plötzlich mit kalter Stimme. Wie jetzt?! Sie dreht sich um und wendet sich dem Gehen zu. Wie von alleine, schnellt meine Hand nach vorne und greift nach ihrem Arm. Mit einem Ruck ziehe ich sie zu mir zurück. Ihr Blick trifft auf meinen und schnell lasse ich sie wieder los. Ein ziehen in meiner Magengegend macht sich bemerkbar. Es ist kein unangenehmes Ziehen, sondern eher ein angenehmes. Keiner von uns beiden sagt ein Wort. Warum habe ich das gerade gemacht? Verdammt, genau deswegen wollte ich weniger Kontakt zu ihr haben!
Ich atme einmal tief ein und aus und schaue sie dann wieder mit meinem kalten Blick an. „Ich möchte dich nur noch zur Nachhilfe hier sehen.", sage ich und schaue ihr in die Augen. Wieso sind ihre Augen nur so braun?! „Ethan... was ist los?", fragt sie leise. Kann sie nicht einfach gehen? „Tu doch nicht so unschuldig! Nur wegen dir verändere ich mich total... Ich musste mir nie über etwas Gedanken machen, aber seitdem du da bist, hat sich alles verändert!", brülle ich sie an. Sie zuckt erschrocken zusammen und ihre Augen weiten sich. „Ja, du hast dich verändert... Aber zum Guten!", zischt sie und verschränkt ihre Arme vor der Brust. „Zum Guten?!", frage ich aufgebracht. „Ja! Du warst immer so kalt und hast nie Emotionen gezeigt... Hast du Angst davor? Lass es doch einfach mal zu!", schreit Jodie und schaut mir stur in die Augen.
Es zulassen...? „Du hast doch gar keine Ahnung! Ich habe meine Mutter verloren und mein Vater interessiert sich überhaupt nicht für mich!", erwidere ich zornig. Warum sage ich sowas überhaupt?! Ihr Blick wird auf einmal weicher und sie flüstert: „Meine Eltern sind bei einem Autounfall gestorben, als ich 11 Jahre alt war... Willst du jetzt immer noch behaupten, dass ich keine Ahnung habe?" Ich starre sie ungläubig an. Dieser Streit ist so sinnlos... Sie hat doch mit allem Recht. Ich habe Angst...
Angst, dass sie auch einfach geht, wenn ich mich ihr geöffnet habe. Ohne darüber nachzudenken, nehme ich sie einfach in den Arm. Es fühlt sich richtig an. „Es tut mir leid.", nuschele ich in ihre Haare. Der Geruch nach Vanille steigt mir in die Nase. So riechen ihre Haare also... „Schon okay. Heißt das, ab jetzt wieder Nachhilfe?", erwidert sie grinsend und löst sich von mir. Ich nicke und lächele sie zaghaft an. „Sollen wir gleich loslegen? Du kannst meine Dusche benutzen und danach fangen wir an.", sage ich und schaue sie erwartungsvoll an. Sie nickt und ich schiebe sie in mein Badezimmer hinein. Ich gebe ihr ein Handtuch und ein paar Klamotten von mir. Ich werfe ihr noch einen Blick zu, bevor ich das Bad verlasse und kann sehen, dass sie vor sich hinlächelt.
Wie konnte ich nur denken, dass es besser wäre, mich von ihr fernzuhalten?
°Jodies Sicht°
Hier stehe ich nun, im Bad meines Nachhilfeschülers... Der dazu noch 3 Jahre älter ist, als ich und einfach umwerfend aussieht. Warte... Umwerfend? Ich schüttele grinsend den Kopf und entledige mich meinen Klamotten. Ich denke manchmal echt nur Quatsch. Ich steige in die Dusche und drehe den Wasserhahn auf. Ich bin froh, dass wir das jetzt geklärt haben und ich ihm wieder Nachhilfe gebe. Nach einigen Minuten, klettere ich wieder aus der Dusche und trockne mich ab. Ich ziehe mir wieder meine Unterwäsche an und drüber ein schwarzes, langes T-Shirt, das ich von Ethan bekommen habe.
Die Jogginhose, die ich von ihm bekommen habe, passt mir nicht und rutscht einfach die ganze Zeit runter. „Äh... Ethan?", rufe ich ihm durch die Badezimmertür zu. „Ja?", ertönt seine Stimme von draußen. „Hast du vielleicht eine kleinere Hose?" Für einen Moment ist es still, dann klopft es an der Tür und Ethan fragt: „Kann ich reinkommen?" Ich schaue an mir herunter und überlege einen Moment. Das T-Shirt ist lang genug und verdeckt eigentlich alles. „Ja, komm rein.", antworte ich ihm. Und schon steht er im Bad und starrt mich an. War vielleicht doch keine so gute Idee... Ich reiße ihm die Jogginhose aus der Hand und deute ihm an, dass er rausgehen soll. Ich merke genau, dass er an die Stelle starrt, an der das T-Shirt aufhört und laufe knallrot an. Plötzlich dreht er sich einfach um, verlässt den Raum und knallt die Tür hinter sich zu. Ich zucke kurz zusammen und atme dann erleichtert aus.
Schnell ziehe ich mir die Hose an, schnappe mir meine Sportklamotten und verlasse ebenfalls das Badezimmer. Ethan sitzt auf seinem Bett und starrt Löcher in die Luft. „Brauchst du einen Föhn?", fragt er und zeigt auf meine nassen Haare. „Geht schon. Ich lass sie einfach lufttrocknen.", erwidere ich und lächele ihn an. Er nickt nur und kramt seine Unisachen heraus. „Sollen wir anfangen?" Ich nicke und wir gehen auf seinen Balkon, um dort zu lernen. Ja, er hat einen eigenen Balkon, den man von seinem Zimmer aus, betreten kann. Wir lernen den ganzen Tag zusammen und essen zwischendurch natürlich auch mal etwas.
„Ich bin gleich wieder da.", sage ich zu Ethan und mache mich auf die Suche nach meinem Handy. Als ich es gefunden habe, sehe ich, dass ich einen verpassten Anruf von Mick habe und unzählige Nachrichten von ihm. Mist! Ich hatte ja zu ihm gesagt, dass wir uns später sehen... Ich hab es ehrlich gesagt total vergessen. Schnell wähle ich seine Nummer, aber er hebt nicht ab. Ich öffne unseren Chat und schreibe ihm:
>> Hey Mick. Tut mir leid, dass ich mich erst jetzt melde. Ich bin noch bei meinem Nachhilfeschüler und komme etwas später nach Hause. Mach dir keine Sorgen. Ich liebe dich. Jodie. <<
Das ‚ich liebe dich' musste ich einfach schreiben, weil ich mich sonst schlecht gefühlt hätte. Seufzend lege ich mein Handy wieder weg und gehe zurück zu Ethan. „Alles okay?", fragt er besorgt. „Ja, alles bestens.", antworte ich und grinse. „Sollen wir aufhören?" Ich nicke einfach und helfe ihm, seine Unisachen wegzuräumen. Ich lehne mich über das Geländer, des Balkons und schaue der Sonne zu, wie sie untergeht.
Hier stehen wir nun... Bei Sonnenuntergang, auf einem Balkon. Ethan steht ganz nah neben mir, sodass sich unsere Arme leicht berühren. Plötzlich streicht er mir eine Haarsträhne aus meinem Gesicht und schaut mir tief in die Augen. Mein Herzschlag verdoppelt sich augenblicklich...
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True Feelings
RomanceHätte ich damals, so wie immer, den linken Weg genommen, wäre mein Leben vielleicht jetzt immer noch perfekt. Doch ich habe den rechten Weg gewählt und dadurch hat sich mein Leben verändert... ~ Etwas altes geht und lässt Platz für etwas neues. ~ J...