44. Kapitel

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Escape

°Jodies Sicht°

Ich kauere auf dem Sofa. Meine Arme, fest um meinen Körper geschlungen. Meine Kehle ist staubtrocken und mein Magen knurrt leise vor sich hin. Mein Blick ist starr auf die Tür gerichtet. Meine Hand umklammert den Bleistift. Der Raum ist völlig dunkel und langsam macht mich das wirklich verrückt. Ich kann Schritte hören und stecke den Stift in meine Hosentasche. Die Tür öffnet sich und etwas Licht, fällt durch einen Spalt. Ich blinzele einige Male und erkenne schließlich Liams Gesicht. Langsam betritt er den Raum und stellt mir ein Tablett, mit Essen und Trinken, hin. Ich beobachte jede noch so kleine Bewegung, von ihm.

„Was hast du denn, Darling?", haucht er und kommt auf mich zu. Okay, ganz ruhig... Liam beugt sich zu mir runter und streicht mir über meinen Kopf. Ich schlucke meine Panik runter und greife nach seiner Hand. Fragend schaut er mich an, als ich ihn zu mir runter ziehe. Zögernd setzt er sich neben mich und schaut mich verwundert an. Ich küsse ihn sanft auf die Wange und warte seine Reaktion ab. Ein breites Grinsen breitet sich auf seinem Gesicht aus. „Hast du mich endlich akzeptiert?", flüstert er und kommt meinem Gesicht näher. „Ja. Ich gehöre zu dir.", antworte ich leise und schon liegen seine Lippen auf meinen. Ich erwidere den Kuss zaghaft und drücke ihn noch näher an mich. „Ich liebe dich. Endlich bist du mein.", haucht er gegen meinen Mund. „Ich dich auch." Zufrieden küsst er mich weiter und ich lächele in den Kuss hinein. Nein, ich lächele nicht, weil ich glücklich bin.

Ich lächele, weil ich sein Vertrauen habe.

°Finns Sicht°

Voller Sorge, laufe ich in meinem Zimmer, auf und ab. Wo ist sie nur?! Da muss doch etwas passiert sein! Wütend schmeiße ich einige Bücher von meinem Schreibtisch. Ich verlasse mein Zimmer und gehe in Jodies Zimmer. Es stehen noch zwei, drei Kartons herum und überall hänge oder stehen, Bilder. Auf einem bin ich mit ihr und auf einem anderen ist sie mit Ethan zu sehen. Ein Bild sticht mir besonders ins Auge. Auf diesem sind wir alle, also Jodie, Mick, Lucy und Ich, zu sehen. Dass sie es hier immer noch hängen hat, nachdem was alles passiert ist... Seufzend setze ich mich auf ihr Bett und starre Löcher in die Luft. Zögernd greife ich nach meinem Handy. Soll ich? Ich drücke auf, anrufen, und lausche dem Klingeln, in der Leitung.

„Hier ist die Mailbox von Mick. Hinterlass eine Nachricht, wenn es wichtig ist." Genervt verdrehe ich meine Augen und warte bis es piept. „Hey Mick, hier ist Finn. Hör zu, du weißt ja, dass Jodie verschwunden ist und ich wollte mal wissen, ob du vielleicht etwas weißt. Melde dich doch mal bitte. Bis dann.", quatsche ich auf seine Mailbox. Hoffentlich geht es ihr gut... Sie ist wie eine Schwester für mich, wenn sie nicht mehr wäre... Nein, darüber möchte ich gar nicht nachdenken. Ich vergrabe mein Gesicht in ihrem Kissen und atme ihren Vanillegeruch ein. Ich vermisse sie...

°Jodies Sicht°

Ich weiß nicht, wie lange sich Liam und Ich, schon küssen. Die Zeit fliegt nur so an mir vorbei. Vorsichtig lasse ich meine Hand, zu meinen Hosentaschen gleiten. Langsam ziehe ich den Bleistift heraus. Als er sich von mir löst, schaue ich ihm tief in die Augen und er erwidert meinen Blick glücklich. Ich nutze die Gelegenheit und reiße blitzschnell, den Bleistift in die Höhe. Ohne zu zögern, ramme ich ihn, ihm ins Gesicht. Liam springt fluchend auf und ich ergreife schnell die Flucht. Ich kann seine Schritte hinter mir hören, als ich gerade die Wohnungstür erreiche. Ohne mich umzudrehen, reiße ich sie auf und springe die Treppen hinunter.

„Warte, verdammt nochmal!", schreit er hinter mir. Das Adrenalin rauscht durch meinen Körper und bringt mich dazu, schneller zu werden. Unten angekommen, greife ich nach der Türklinke und öffne die Tür mit einem Schwung. „Wag es nicht...!" Ohne auf Liam zu hören, stürme ich hinaus in die Dunkelheit. Es ist Nacht und der kalte Wind, schlägt mir entgegen. Ich knalle mit voller Wucht, gegen etwas und quieke erschrocken auf. Zwei Arme schlingen sich um meinen Körper und drücken mich fest an sich.

Als ich hochschaue, blicke ich in Ethans wütendes Gesicht. Zornig funkelt er Liam an, der wie angewurzelt, an der Tür steht. Als er sich von mir löst, um auf Liam loszugehen, schlinge ich meine Arme fest um ihn und halte ihn fest. Tränen, der Erleichterung, der Wut und zugleich auch der Traurigkeit, sammeln sich in meinen Augen. Da hebt mich Ethan hoch und trägt mich zu seinem Auto. Aus dem Augenwinkel, bekomme ich noch mit, dass Liam wieder ins Haus geht. Ich vergrabe mein Gesicht an Ethans Schulter und schließe meine Augen. Ich sollte wütend auf Liam sein, aber alles was ich fühle, ist Leere...

°Ethans Sicht°

Ich halte vor dem Haus, in dem Liams Wohnung ist und steige aus. Ich atme die kühle Nachtluft ein, straffe meine Schultern und setze mich in Bewegung. Plötzlich wird die Haustür, mit einem Ruck, aufgerissen und jemand stürmt ins Freie. Jodie! Vor Schreck bleibe ich einfach stehen. Sie läuft in mich hinein und ich schlinge sofort meine Arme um sie. Jodie zittert am ganzen Körper und ich drücke sie noch enger an mich heran. Langsam hebe ich meinen Blick und schaue zur Tür. Dort steht Liam und er schaut, mit vor wutverzerrten Gesicht, zu uns.

Was hat er getan?! Mein ganzer Körper spannt sich an und ich versuche mich von Jodie zu lösen, um ihm eine zu verpassen. Mein Mädchen umklammert mich jedoch fester und lässt mich nicht gehen. Ich bemerke, dass sie weint und mein Herz zieht sich bei diesem Anblick zusammen. Sanft hebe ich sie hoch und trage sie zu meinem Auto. Jodie vergräbt ihr Gesicht an meiner Schulter und ich setze sie vorsichtig, auf dem Beifahrersitz, ab.

Zusammen mit ihr, fahre ich zu der Villa zurück. Schnell bringe ich sie in mein Bett und greife anschließend zu meinem Handy. Ich muss Finn sagen, dass ich sie gefunden habe. „Hey Mick.", ertönt Finns Stimme und ich höre sofort, wie müde er klingt. „Hi, ich habe gute Neuigkeiten." „Lass hören.", murmelt er. „Ich habe Jodie gefunden!", erzähle ich ihm begeistert. „Was, echt?! Wo war sie? Geht es ihr gut? Weißt du was? Ich komme einfach vorbei, bis gleich." Und schon hat er aufgelegt. Kopfschüttelnd decke ich Jodie zu und verlasse mein Zimmer.

Nach ungefähr 20 Minuten, klingelt es an der Türe. Kaum habe ich sie geöffnet, stürmt Finn herein. „Wo ist sie?", fragt er sofort und schaut sich suchend um. „Komm mit.", fordere ich ihn auf und führe ihn in mein Zimmer. Als er Jodie auf meinem Bett sieht, stürzt er zu ihr und geht neben ihr in die Hocke. Vorsichtig nimmt er ihre Hand und streichelt ihr über den Kopf. Ich sehe, wie ihm eine Träne über die Wange läuft, während er leicht lächelt und lasse die beiden alleine.

Ich schnappe mir mein Handy und wähle die Nummer, der Polizei. Ich erzähle, dem Mann am Telefon, alles und erstatte eine Anzeigen, wegen Körperverletzung und Freiheitsberaubung, gegen Liam. Er soll meinem Mädchen nie wieder zu nahe kommen!

True FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt