43. Kapitel

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Stay strong


°Ethans Sicht°

Seit zwei Stunden, sitze ich hier auf meinem Bürostuhl und starre ins Nichts. Mein eigener Erzeuger... Erst als es klingelt, erwache ich aus meiner Starre. Ich schleife mich die Treppen hinunter und öffne die Tür. Vor mir steht Finn und ein Mädchen. Als ich genauer hinsehe, bemerke ich, dass es das Mädchen ist, das neulich bei meinem Vater war. „Hey Ethan, hier ist jemand, der dir etwas erklären möchte. Können wir reinkommen?", begrüßt mich Finn. Ich nicke und lasse die beiden herein. Wir gehen in das Wohnzimmer und lassen uns auf einem Sofa nieder. „Du warst doch neulich hier, nicht wahr?", wende ich mich an das Mädchen. „Ja. Mein Name ist Lucy.", stellt sie sich vor. Lucy... Jodie hat sie mal erwähnt, sie ist doch Jodies beste Freundin gewesen. „Um was geht es?", möchte ich von den beiden wissen. „Um die Briefe...", antwortet Finn und schaut Lucy auffordernd an.

Das Mädchen holt tief Luft und beginnt zu erzählen. Ohne eine Miene zu verziehen, höre ich ihr zu. Sie erzählt, dass sie mit meinem Vater zusammen, uns auseinander bringen wollte. Dass sie einen Jungen, namens Liam, mitreingezogen hat, weil er in Jodie verliebt ist und das sie mit ihm geplant hatte, dass er ihr hinterherfährt, nachdem sie die Villa verlässt. Nachdem sie fertig ist, mit erzählen, schaut sie ängstlich zu mir. Ich erzähle, dass ich mit meinem Vater schon geredet habe und dass er mir schon alles gestanden hat. „Wir müssen es Jodie auch noch erzählen...", denke ich laut nach. Lucy seufzt und Finn nickt zustimmend. „Momentan ist sie aber noch weg.", meint ihr bester Freund. „Bei wem ist sie nochmal?", frage ich nach. „Bei Liam...", antwortet Finn und schaut im nächsten Moment, erschrocken zu mir. Auch meine Augen weiten sich und wir schauen gleichzeitig zu Lucy.

„Liam wird sich doch nicht an sie ranmachen, oder?", möchte ich von Lucy wissen. „I-Ich weiß es nicht.", stammelt das Mädchen und hebt abwehrend die Hände in die Luft. „Gib uns die Adresse.", fordert Finn sie auf und Lucy gibt sie ihm, ohne ein weiteres Wort. „Kann ich jetzt gehen?", brummt sie genervt. „Ja, kannst du. Tschüss.", erwidert Finn und schaut ihr nachdenklich hinterher, bis sie nicht mehr zu sehen ist und die Haustür ins Schloss fällt. „Was jetzt?", frage ich an Finn gewandt. „Wir fahren zu ihm.", antwortet er und wir verlassen die Villa. Ich hoffe, für diesen Liam, dass er die Finger von Jodie gelassen hat...

°Jodies Sicht°

Langsam öffne ich meine Augen. Wo bin ich? Verwundert schaue ich mich um. Ich befinde mich in einem kleinen Raum, der nur spärlich beleuchtet ist. Mein Kopf schmerzt. Vorsichtig reibe ich über die schmerzende Stelle und spüre etwas Feuchtes an meiner Hand. Blut klebt an meinen Fingern und ich merke, wie ich Panik bekomme. Plötzlich fällt mir alles wieder ein. Liam... Schnell springe ich auf und renne zur Tür. Wild rüttele ich daran und klopfe dagegen. „Liam! Mach die Tür auf!", schreie ich, als ich merke, dass sie verschlossen ist. Doch ich bekomme keine Antwort... Ich kenne Liam so nicht. Er war nie so. Nie! Ich taste meine Taschen, nach meinem Handy, ab. Da fällt mir ein, dass ich es im Auto gelassen habe. Wie viel Pech kann man eigentlich habe? Mein Leben war so perfekt. Ich hatte alles, aber war dennoch nicht zufrieden. Das habe ich jetzt davon...

Ich rutsche an der Tür, auf den Boden und vergrabe mein Gesicht, in meinen Händen. Ich habe Mick verloren. Ich habe Lucy verloren. Ich wurde von Liam und Lucy hintergangen. Leise schluchze ich vor mich hin. Plötzlich höre ich leise eine Klingel. Liams Stimme ertönt irgendwo aus der Wohnung, anscheinend bekommt er Besuch. Schnell wische ich mir meine Tränen weg und ziehe mich an der Türklinke, wieder auf die Füße. Weinen kann ich später, jetzt muss ich stark sein, um hier rauszukommen.

Ich höre zwei weitere Stimme und wie jemand lacht. Dieses Lachen, ich kenne es ganz genau... Finn! Ich hämmere, mit meinen Fäusten, gegen die Tür, in der Hoffnung, dass mich jemand hört. Warum kommt denn niemand? „Hey, hallo?! Hilfe!", schreie ich aus voller Kehle. Auf einmal verstummen die Stimmen und alles wird wieder still. Schritte nähern sich der Tür und ich verstecke mich schnell hinter ihr. Mit einem Ruck wird sie aufgestoßen und knallt, mit voller Wucht, gegen mich.

„Dachtest du etwa, du kommst hier so einfach raus?!", ertönt Liams wütende Stimme. Geschockt starre ich auf den Boden und versuche den Schmerz, in meiner Nase, der durch die Tür verursacht wurde, zu ignorieren. „Weißt du wer gerade da war?" Ich schüttele leicht den Kopf, als Antwort. „Finn und dein geliebter Ethan. Ich habe zu ihnen gesagt, dass du schon wieder weg bist. Und weißt du was? Sie haben es geglaubt! Jetzt kannst du noch eine Weile bei mir bleiben, schön nicht wahr?" Er beginnt zu lachen und ich merke, wie sich erneut Tränen in meinen Augen sammeln. Liam schließt die Tür ab und führt mich zu dem Sofa, das in dem Raum steht. Widerstandslos, lasse ich mich auf das Sofa ziehen und Liam nimmt mich in den Arm.

„Ich liebe dich.", haucht er mir in meinen Nacken und ein eiskalter Schauer läuft mir über den Rücken. „Liam... bitte lass mich gehen.", wimmere ich hilflos. Aufgebracht stößt er mich von der Couch und brüllt: „Dir kann man auch nichts recht machen!" Wütend stapft er aus dem Raum und lässt mich wieder alleine zurück. Irgendwie muss ich doch hier rauskommen... Dieser Raum hat allerdings nicht einmal ein Fenster! Hinter der Tür kann ich mich auch nicht verstecken und etwas, was ich als Waffe benutzen könnte, gibt es hier auch nicht. In dem Raum gibt es nur ein Sofa, einen Schreibtisch und einen Stuhl. Zögernd öffne ich die Schubladen, des Schreibtisches und werfe einen Blick hinein. Außer einem Bleistift finde ich nichts. Seufzend lasse ich mich auf die Couch fallen und versinke in meinen Gedanken.

°Ethans Sicht°

Zwei Tage sind inzwischen vergangen. Finn und Ich, haben Nummern ausgetauscht und er ruft mich alle zwei Stunden an, um sich zu erkundigen, ob Jodie aufgetaucht ist. Heute ist der dritte Tag und ich erwache, nach einer unruhigen Nacht. Müde reibe ich mir über meine Augen. Sofort schaue ich auf mein Handy und stelle fest, dass ich einen verpassten Anruf, von Finn habe. Schnell rufe ich ihn zurück. „Ethan, endlich! Ist sie bei dir?", ruft er aufgedreht, kaum hat er abgenommen. „Nein... wir müssen nochmal zur Polizei gehen.", antworte ich ihm. Wir waren gestern schon bei der Polizei, aber die meinte, sie können auch nichts machen, da Jodie schon über 18 Jahre alt ist. „Du hast Recht. Ich komme in einer Stunde zu dir, okay?", meint Jodies bester Freund. „In Ordnung, bis dann.", verabschiede ich mich und lege auf.

Durch Jodies Verschwinden, komme ich irgendwie total gut mit Finn klar. Vielleicht werden wir ja Freunde... Er wäre mein erster Freund, nach unzähligen Jahren. Schnell mache ich mich fertig und gebe, Peter und Eva, bescheid. Wenige Minuten später, klingelt es auch schon an der Tür. Wie erwartet, ist es Finn. Da ich nirgends sein Auto sehe, nehme ich an, dass er zu Fuß gekommen ist. Schnell steigen wir in meinen Audi R8 und fahren zur Polizeiwache.

Kaum haben wir sie betreten, gehen wir zu einem Mann, der hinter einer Glasscheibe sitzt. „Was kann ich für sie tun?", fragt er höflich. „Wir möchten eine Vermisstenanzeige aufgeben.", antworte ich schnell und der Mann tippt etwas auf seinem Computer ein. „Zimmer 12.", meint er ohne uns anzuschauen. „Danke.", sage ich zu ihm, auch wenn er mich nicht mehr beachtet. Wir laufen einen Gang entlang und bleiben schließlich vor Zimmer 12 stehen. Ich nicke Finn zu, der daraufhin anklopft. „Herein.", ertönt eine Stimme von drinnen. Zögernd betreten wir den Raum. Der Polizist schaut uns mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Waren sie nicht schon gestern da?", möchte er wissen.

„Doch schon... aber unsere Freundin ist immer noch nicht aufgetaucht.", antwortet Finn und wir setzen uns ihm gegenüber hin. Nach einem längeren Gespräch, meint der Mann: „Wir können höchstens der Streife Bescheid geben, dass sie mal die Augen aufhalten soll. Autokennzeichen und ein Foto, werde ich weiterreichen. Mehr kann ich im Moment nicht tun, tut mir Leid." „Aber sie... Hören Sie, da ist etwas passiert, ich weiß es einfach. Sie müssen doch mehr machen können!", schreit Finn ihn aufgebracht an.

Ich lege ihm eine Hand auf die Schulter, nicke dem Polizisten dankend zu und ziehe Finn hinter mir her. „Was soll das?!", fährt er mich an, nachdem wir das Gebäude verlassen haben. „Er kann nicht mehr machen, verstehe das doch! Es ist besser als nichts... Wir sollten einfach nochmal selber nach ihr suchen."Jodies bester Freund nickt zögerlich und wir steigen wieder in mein Auto. Ich setze ihn, bei sich zu Hause ab und fahre zurück, zur Villa. Der Letze, der Jodie gesehen hat, war dieser Liam. Vielleicht sollte ich später nochmal bei ihm vorbeischauen...

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