48. Kapitel

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Finn, where are you?

°Jodies Sicht°

Ich fahre noch schnell einkaufen und komme erst gegen Nachmittag, wieder zu Hause, an. 16:30 Uhr steht auf der Küchenuhr, die über der Tür hängt. Ich packe meine Einkäufe aus, wasche meine Hände, drehe das Radio auf und beginne zu Kochen. Im Takt der Musik, schneide ich das Gemüse klein.

Summer will be over soon

I'll see you and you get there

Burning 'till we get there

We will howling at the moon

Lauthals singe ich den Text mit und grinse vor mich hin, wie eine Geisteskranke. Ich lasse mir Zeit, sodass ich das Essen, um 17:30 Uhr, in den Backofen schiebe. Das Essen sollte kurz vor 18 Uhr fertig sein und ich räume in der Zeit ein wenig auf. Danach decke ich den Tisch und beschließe, das Essen im Ofen zu lassen, bis Finn kommt. Es ist inzwischen 18:10 Uhr.

>> Hey Finn, wo bleibst du? Das Essen wird kalt (: <<

Schreibe ich meinem besten Freund und warte ungeduldig auf seine Antwort. Doch es kommt keine... Um 18:30 Uhr schreibe ich ihm nochmal.

>> Finn, bitte melde dich. Ich mache mir Sorgen. <<

Seufzend lasse ich mich, am gedeckten Tisch, nieder. Wo bleibt er nur? Alle paar Sekunden schaue ich auf mein Handy, in der Hoffnung, eine Nachricht von ihm zu haben. Ich schreibe ihm noch mehrere Nachrichten, auf die ich keine Antwort bekomme. Um 19 Uhr versuche ich ihn anzurufen. Angespannt lausche ich dem Klingeln, in der Leitung. „Hey Leute, hier ist die Mailbox von Finn Lancaster. Hinterlasst eine Nachricht, wenn ihr wollt. Bye." Ich warte auf den Pieps Ton und sage: „Hey Finn, melde dich doch mal, ich mache mir Sorgen. Falls du es vergessen hast, wir wollten zusammen essen..." Nervös laufe ich in der Wohnung auf und ab. Ich versuche es noch unzählige Male, aber ohne Erfolg. Um kurz vor 20 Uhr, beschließe ich seine Eltern anzurufen.

„Elias Lancaster.", meldet sich sein Vater. „Guten Abend Elias, ich bin es, Jodie." „Jodie, schön mal wieder etwas von dir zu hören.", erwidert Finns Vater. Ich habe einen Großteil meiner Kindheit, bei ihnen verbracht, weswegen, wir uns auch nahe stehen. Ich lache herzlich und frage: „Ist Finn noch bei euch?" „Nein, er ist schon seit einer Ewigkeit losgefahren. Er meinte, ihr esst zusammen und davor möchte er noch einige Besorgungen machen. Ist er etwa noch nicht da?" „Nein, ich warte schon seit zwei Stunden auf ihn..." „Vielleicht ist ihm was dazwischen gekommen?", schlägt sein Vater ratlos vor.

„Dann hätte er sich gemeldet. Sein Handy ist aber auch noch nicht mal an. Ich mache mir wirklich Sorgen, Elias.", erwidere ich verzweifelt. „Wir wissen leider auch nichts... Aber ich melde mich, sobald wir etwas wissen.", meint Mr. Lancaster. „Danke. Auf Wiedersehen.", verabschiede ich mich und lege auf. Ich fahre mir durch meine Haare und lasse mich auf das Sofa, im Wohnzimmer, fallen.

Finn, wo bleibst du nur?!

Als es an der Tür klingelt, springe ich sofort auf und renne zu ihr. Mit einem Ruck, reiße ich sie auf und starre in zwei Männergesichter. Beide tragen Polizeikleidung und mustern mich einen Moment. „Entschuldigen sie Miss, wohnt hier ein Finn Lancaster?", möchte einer der Beamten wissen. „Ja...", krächze ich. „Und wer sind sie?", fragt der andere Polizist. „Jodie Conner, Finns Mitbewohnerin und beste Freundin.", stelle ich mich vor. „Haben sie einen Ausweis da?" Ich nicke, hole ihn schnell und reiche ihn, den Männern. Sie überprüfen schnell, ob ich die Wahrheit gesagt habe und geben ihn mir dann wieder zurück. „Was ist denn? Ist irgendwas mit Finn?", frage ich ängstlich. „Können wir kurz hereinkommen?" Zögernd lasse ich sie eintreten und führe die Beamten, in das Wohnzimmer.

Wir lassen uns auf dem Sofa nieder und ich schaue sie gespannt an. „Ihr bester Freund, hatte einen Unfall. Einen Verkehrsunfall. Von einem Lastwagen, hinter ihm, ist ein Reifen geplatzt, sodass dieser ins Schleuder kam und ihren Freund mitgerissen hat.", berichtet einer der Polizisten.

Unfall. Lastwagen. Mitgerissen.

Die Worte hallen in meinem Kopf wieder und dringen nur schwer in mein Gedächtnis ein. „Was ist jetzt mit ihm?", frage ich mit heiserer Stimme. Ein dicker Klos, bildet sich in meinem Hals und erschwert mir das Sprechen. „Mr. Lancaster wurde ins Krankenhaus gebracht. Wir können ihnen leider nicht mehr sagen, dazu müssen sie im Krankenhaus nachfragen." Ich nicke und schlucke einmal kräftig. „In welches Krankenhaus wurde er gebracht?", möchte ich leise wissen. Einer der Beamten, blättert durch einen Notizblock und antwortet schließlich: „Mount Sinai Hospital." „Danke.", entgegne ich. „Wir gehen dann mal wieder. Einen schönen Abend noch, Miss Conner. Wir wünschen ihrem besten Freund eine gute Besserung.", verabschieden sich die Beamten und verlassen die Wohnung.

Nachdem die Wohnungstür ins Schloss gefallen ist, bleibe ich noch für eine Weile, wie betäubt auf dem Sofa sitzen. Wie konnte ich nur denken, dass mein Leben jetzt vielleicht wieder bergauf gehen könnte? Ruckartig springe ich auf, schnappe mir meine Schlüssel, ziehe mir meine Schuhe an und stürme aus der Wohnung. So schnell ich kann, fahre ich mit meinem Auto, zu dem Krankenhaus. Dort angekommen, steige ich schnell aus und stolpere in das Hospital. Bei der Empfangsdame mache ich halt und frage nach Finns Zimmernummer. „Mr. Lancaster befindet sich auf Zimmer 315, auf der Intensivstation.", beantwortet mir die Frau, meine Frage. Intensivstation...

Ich bedanke mich schnell und spurte schnell los. Vor seiner Zimmertür, bleibe ich unschlüssig stehen. Was erwartet mich hinter der Tür? „Entschuldigen Sie, aber sie dürfen da nicht hinein.", spricht mich eine Krankenschwester an. „Aber er ist mein bester Freund.", versuche ich ihr zu erklären. „Zuerst dürfen nur die Angehörigen hinein. Die Eltern von Mr. Lancaster sind schon informiert und müssen bald hier sein. Wenn sie drin waren, können sie hinein gehen.", meint die Krankenschwester. „Können sie mir dann wenigstens bitte sagen, was er hat?", frage ich. „Nein, tut mir leid."

Ergeben nicke ich und lasse mich auf einem Stuhl, neben dem Zimmer, nieder. Ich verstecke mein Gesicht, in meinen Händen und versuche die aufsteigenden Tränen zurückzuhalten. Die Krankenschwester lässt mich alleine und ich kämpfe weiter gegen die Tränen an. Mein ganzer Körper beginnt zu beben, vor Anspannung. Die Minuten verstreichen quälend langsam und es kommt mir vor, wie eine Ewigkeit.

„Jodie?" Erschöpft hebe ich meinen Kopf und schaue in das Gesicht, von Finns Vater. „Elias...", murmele ich schwach. Auch Finns Mutter, Grace, ist da und sie nimmt mich sofort in den Arm. Grace hat deutlich abgenommen und ist auch viel blasser geworden. Finn hat zwar erwähnt, dass sie krank ist, aber dass es ihr so schlecht, hätte ich nicht gedacht. „Grace, komm.", fordert Elias, seine Frau auf und sie löst sich wieder von mir. Die beiden verschwinden in Finns Krankenzimmer und ich sinke wieder zurück auf den Stuhl.

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Lied:

Milow - Howling at the moon

True FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt