30. Kapitel

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Ein gemeinsames Lied

°Jodies Sicht°

Nachdem mich Finn getröstet hat, beschließen wir, zusammen etwas zu kochen. Gesagt, getan. Schon stehen wir in der Küche und fange an. Wir sind gerade dabei, das Gemüse klein zu schneiden, als Mick nach Hause kommt. „Ich bin in meinem Zimmer.", meint Finn sofort und verkrümelt sich aus der Küche. Seufzend lehne ich mich an den Kühlschrank und mustere Mick eine Weile. Zögernd betritt er den Raum und bleibt einige Meter von mir entfernt stehen. „Es tut mir Leid.", beginnt er schließlich. „Was tut dir Leid? Ich dachte, du liebst mich, aber stattdessen vögelst du meine beste Freundin.", sage ich, ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen. „Ich weiß, dass ich einen Fehler gemacht habe und ich bereue ihn zutiefst. Bitte, dass musst du mir glauben... Ich liebe dich! Du warst nur ständig immer bei diesem Ethan und..."

„Und du warst mal wieder eifersüchtig? Mick, deine Eifersucht geht mir wirklich auf die Nerven! Du sagst, dass du dich ändern willst, aber du machst es nie... Ich kann nicht mehr, versteh das bitte." Stille. „Mick?" Er macht einen Schritt auf mich zu und schaut mir tief in die Augen. „Was möchtest du damit sagen?", fragt er leise und mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme. „Es ist aus zwischen uns.", beantworte ich ihm seine Frage und schaue ihm ebenfalls in seine Augen. „Jodie, bitte. Ich liebe dich. Sag mir, wie ich es wieder gut machen kann." Schweigend schaue ihn an. Was soll ich darauf antworten? Plötzlich steht er ganz nah vor mir und schaut zu mir herunter. „Nein, Mick. Es ist aus... akzeptiere das bitte.", sage ich mit fester Stimme.

Bevor ich jedoch reagieren kann, küsst er mich. Ich lege meine Hände auf seine Brust und versuche ihn von mir wegzudrücken. Ich wende meinen Kopf zur Seite und kreische: „Mick! Hör auf!" Doch er lässt sich dadurch nicht beirren und macht einfach weiter. Ich merke, wie mir die Tränen kommen. Plötzlich wird er mit einem Ruck von mir gerissen. „Bro, was benimmst du dich so scheiße?!", schreit Finn ihn an. „Ach, lasst mich doch alle einfach in Ruhe!", brüllt Mick und verschwindet in seinem Zimmer. „Alles okay?", fragt Finn, an mich gerichtet. Ich nicke zaghaft und wische mir schnell über meine Augen. „Möchtest du weiter kochen?" Ich schaue Finn dankend an, weil er nicht weiter auf das Thema eingeht und antworte: „Ja." Lächelnd kommt er zu mir und drückt mir noch schnell einen Kuss, auf meine Stirn. Danach kochen wir einfach weiter, als ob nichts gewesen wär. Den restlichen Tag, verbringe ich mit Finn. Gegen Abend, falle ich tot müde in mein Bett.

Ich bin fast eingeschlafen, da klingelt mein Handy. Ethan... „Hey, Ethan.", begrüße ich ihn. „Hi, Jodie. Was machst du gerade?" „Also eigentlich schlafen.", lache ich leise. „Hab ich dich geweckt?" „Nein, alles gut." Ich kann ihn seufzen hören und frage: „Was ist der wahre Grund, dass du anrufst?" „Ich wollte deine Stimme hören.", sagt er so leise, dass ich ihn fast nicht verstanden hätte. Was soll ich darauf antworten? „Schlaf gut, Jodie.", haucht er und schon hat er aufgelegt. Verwirrt starre ich mein Handy an.

Plötzlich tauchen vor meinen Augen die Bilder, von dem Kuss und von gestern Abend auf. Ich habe Mick auf irgendeine Art und Weise auch betrogen... Gut, ich bin selbst schuld. Ich habe Ethan auch geküsst, obwohl ich wusste, dass es falsch war. Aber es hat sich nicht falsch angefühlt. Nein, es hatte sich angefühlt, wie das einzig richtige, das ich jemals getan habe. Liebe ich ihn vielleicht doch? Eigentlich kenne ich die Antwort, aber sie gefällt mir ganz und gar nicht. Die ganze Zeit, habe ich mir nur etwas vorgemacht...

Am nächsten Morgen, stehe ich wieder auf, um joggen zu gehen. Kaum habe ich das Haus verlassen, fange ich an zu laufen. Die Sonne scheint durch die Bäume hindurch und die Vögel singen leise ihre Lieder. Heute habe ich wieder meine Kopfhörer mitgenommen und die Musik treibt meinen Körper, weiter und weiter an.

If I lay here

If I just lay here

Would you lie with me and just forget the world

Forget what we're told

Leise singe ich den Text, meines Lieblingsliedes mit. Schon von weitem, kann ich Ethan sehen. Er steht wieder an der Kreuzung und wartet auf mich. So wie vor einiger Zeit. Sofort breitet sich ein Lächeln auf meinem Gesicht aus und als sich unsere Blicke treffen, beginnt mein ganzer Körper zu kribbeln. Bei ihm angekommen, fängt er sofort an, neben mir herzulaufen. Schweigend joggen wir nebeneinander her. Es ist kein unangenehmes Schweigen. Auch er hat Kopfhörer drin und schaut mich immer wieder, von der Seite, an. Seine strahlend blauen Augen, ziehen mich förmlich an. Noch nie hat jemand so eine Anziehungskraft auf mich ausgeübt.


°Ethans Sicht°

Ich kann nicht anders, als sie ständig, von der Seite anzuschauen. Ihre braunen Augen und ihre braunen Haare, die bei jedem Schritt auf und ab wippen. Die Musik dröhnt in meinen Ohren und in Gedanken, singe ich leise den Text mit.

If I just lay here

Would you lie with me and just forget the world

Forget what we're told

Before we get too old

Wir erreichen unsere Bank und lassen uns darauf nieder. Ich ziehe meine Kopfhörer aus meinen Ohren und sie macht es mir gleich. Sanft lächele ich sie an. So langsam gewöhne ich mich daran, zu lächeln. „Was hörst du?", frage ich, weil mir nichts anderes einfällt. Grinsend hält sie mir ihre Kopfhörer hin. Vorsichtig nehme ich sie und höre in ihre Musik hinein. Ich schaue sie mit großen Augen an. „Was ist?", lacht sie. „Ich höre gerade auch das Lied.", antworte ich erstaunt. „Wirklich? Es ist momentan mein Lieblingslied.", meint sie und nimmt wieder ihre Kopfhörer. „Meins auch.", erwidere ich und schaue ihr in die Augen. Schweigend schauen wir uns an. Ihre Augen ziehen mich, wie magisch in einen Bann.

„Wie ist es mit Mick gelaufen?", stelle ich die Frage, die mich schon so lange beschäftig. Sofort spannt sie sich an und wendet ihren Blick ab. Habe ich jetzt die Stimmung ruiniert? „Er hat mich geküsst...nachdem ich ihm gesagt habe, dass es aus ist.", sagt sie leise. Ich ziehe scharf die Luft ein und fahre mir mit meinen Händen, durch meine Haare. „Und dann?" „Finn hat ihn von mir weggezogen..." „Finn?" Ein kleines Lächeln breitet sich auf ihrem Gesicht aus. „Finn ist mein bester Freund, seitdem ich klein bin. Er wohnt auch bei mir in der WG.", erzählt sie. Wir unterhalten uns noch eine Weile, aber das Thema Mick, spricht keiner mehr an.

Nach einiger Zeit, joggen wir wieder zurück und verabschieden uns an der Kreuzung. „Kommst du heute Abend vorbei, wegen der Nachhilfe? Ich kann leider nicht früher.", sage ich. „Klar, bis dann.", entgegnet sie grinsend und schon ist sie weg. Diese Frau macht mich verrückt. Ob sie Mick immer noch liebt? Um ehrlich zu sein, wünsche ich mir, sie würde nur mich wollen... Ich weiß, das ist selbstsüchtig... Ja, ich habe Gefühle für sie und ich kann es nicht mehr leugnen. Was jetzt? Soll ich es ihr sagen? Lange kann ich das nicht mehr für mich behalten...

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Das Lied heißt übrigens

Chasing Cars von Snow Patrol

True FeelingsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt