26. Kapitel

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Das Traumschloss stürzt ein, wie ein Kartenhaus


°Ethans Sicht°

Ich beobachte Jodie von der Seite. Die Sonne wirft ihre Strahlen auf ihr Gesicht. Sie ist wirklich hübsch... Wir stehen so nah nebeneinander, sodass sich unsere Arme berühren. Mein Herz schlägt wie wild in meiner Brust und ein angenehmes Gefühl macht sich in meinem Körper breit. Ist das... Liebe?

Ich bin gerne in ihrer Nähe und mein Herzschlag verdoppelt sich sofort, wenn ich sie berühre. Es gibt noch unzählige andere Sachen, die ich aufzählen könnte... Meine Hand macht sich selbstständig und streicht ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Ich schaue ihr in die Augen und verliere mich regelrecht in ihnen. Mit meiner anderen Hand streiche ich über ihren Handrücken. Ihre braunen Augen schauen direkt in meine blauen. Das Mädchen mit den braunen Haaren und den braunen Augen. Durch sie habe ich mich verändert und zwar zum Guten, das habe ich jetzt erkannt.

Die Sonnenstrahlen lassen ihre Augen funkeln. Ich mache noch einen kleinen Schritt auf sie zu, sodass wir jetzt ganz nah voreinander stehen. Jodie sieht zu mir herauf und schaut mir weiterhin in die Augen. Ich halte unwillkürlich die Luft an und meine Hand wandert von ihrem Handrücken, zu ihrer Taille. Sanft drücke ich sie gegen mich und atme ihren Vanille Geruch ein. Dieser Duft ist wie eine Droge für mich.

°Jodies Sicht°

Ethan legt einen Arm um meine Taille und drückt mich sanft gegen sich. Mit seiner anderen Hand berührt er meine Wange. Sein Gesicht nähert sich meinem. Langsam. Vorsichtig. Ich fühle seinen Atem auf meiner Haut. Auf meinen Lippen. Mein ganzer Körper beginnt zu kribbeln und mein Herz schlägt wie verrückt. Langsam schließe ich meine Augen, dann spüre ich seine Lippen auf meinen, ganz weich und zart. Ich möchte mehr davon. Ich sollte mir das nicht wünschen... Es ist nicht richtig, ich weiß das, aber ich will trotzdem mehr. Hier und jetzt will ich das!

Seine Hand legt sich in meinen Nacken und zieht mich näher an sich heran. Ich erschauere unter seiner Berührung. Ich falle in diesen Kuss, als hätte ich mein Leben lang darauf gewartet. Ich frage mich, ob mein Herz überhaupt noch schlägt. Ich fahre ihm mit meinen Händen durch die Haare und atme seinen Geruch ein. „Ich vertraue dir". Micks Stimme ertönt in meinem Kopf und lässt mein Traumschloss, wie ein Kartenhaus einstürzen. Mick. Mein Freund. Oh Gott, was mache ich da eigentlich?!

Sofort lasse ich ihn los und drücke ihn vorsichtig von mir weg. „Ich kann das nicht.", sage ich mit heiserer Stimme. Betroffen schaut er mich an und sieht mich an, als hätte ich ihm ins Gesicht geschlagen. „Es... es... tut mir leid.", stammele ich. Ethans Blick schneidet mir in mein Herz. Er räuspert sich und sucht nach den richtigen Worten. „Schade... Es war..."

„Es war nichts.", unterbreche ich ihn leise. Er sieht mich an, wie man einen Fremden ansieht. All die Vertrautheit ist mit einem Schlag weg. „Du musst nichts tun, was du nicht willst.", meint er und schaut mich verletzt an. Aber ich will es doch! Noch nie habe ich etwas so sehr gewollt... Am liebsten würde ich ihm das ins Gesicht schreien, aber stattdessen nicke ich einfach und bleibe stumm. Ich ertrage es nicht ihn so verletzt zu sehen. Und ich ertrage es nicht ihn wegzustoßen. Meine Augen beginnen zu brennen und schon rinnen Tränen über mein Gesicht. Noch nie hat ein Junge so etwas in mir ausgelöst.

Noch nie hat sich etwas zu richtig und gleichzeitig so falsch angefühlt. Ich sollte das für Mick empfinden und nicht für Ethan. Mick ist mein Freund, nicht er! Mein schlechtes Gewissen breitet sich rasend schnell in meinem Körper aus. Das hätte nicht passieren dürfen!

Ich kann nicht. Ich darf nicht. Ich habe kein Recht darauf. Ich bin mit Mick zusammen!

°Ethans Sicht°

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, stürmt sie in mein Zimmer und ich höre nur noch, wie meine Zimmertür ins Schloss fällt. Seufzend lehne ich mich an das Geländer und starre hoch in den Himmel. Es hat sich richtig angefühlt... Liebe ich sie? Jodie ist aber mit Mick zusammen... Hat sie mich deswegen weggestoßen? Plötzlich klingelt mein Handy. „Ja?", sage ich genervt in den Hören hinein. „Mein Sohn, schön mal wieder deine Stimme zu hören. Wie macht sich deine Nachhilfelehrerin?" Ich verdrehe meine Augen und antworte: „Sie macht sich gut." „Du hörst dich anders an, ist etwas passiert?" Macht er sich gerade ernsthaft Sorgen um mich?

„Alles ist in Ordnung. Was ist der wahre Grund, weshalb du anrufst?" Mein Vater lacht am anderen Ende der Leitung los und sagt: „Es geht um einen Maskenball, auf den wir beide eingeladen sind. Du musst allerdings eine weibliche Begleitung mitnehmen. Du könntest ja mit Stella gehen, habe ich mir gedacht." Alles nur das nicht...

„Danke, ich werde nicht kommen.", entgegne ich kalt. „Du hast keine andere Wahl. Du wirst kommen, hast du mich verstanden? Ich werde Stella gleich morgen Bescheid. Der Ball ist übrigens in einer Woche.", meint mein Vater und ich merke genau, dass er keine Widerrede duldet. „Jaja. Auf wiedersehen.", verabschiede ich mich schnell und lege einfach auf. Dieser Maskenball wird ein Alptraum werden... Ich schlürfe in mein Zimmer und schnappe mir meine Sportklamotten. Ich brauche jetzt wirklich Ablenkung!

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