50. Kapitel

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Da wo du bist

°Ethans Sicht°

Kaum habe ich die Nachricht gelesen, die Jodie mir, vor einer Weile geschrieben hat, höre ich das Surren, des großen Eisentores und ein Auto fährt den Kiesweg entlang. Ich sprinte die Treppen hinunter und begegne Peter. „Erwartest du noch Besuch, um die Uhrzeit?", fragt er verwirrt. „Ja, Jodie kommt noch.", antworte ich und Peter grinst nur wissend. Kaum ist er weg, öffne ich die Haustür und sehe Jodie, aus ihrem Auto aussteigen. Es ist schon 23 Uhr und ich frage mich wirklich, warum sie um die Uhrzeit noch kommen wollte.

Als sie vor mir steht, halte ich unwillkürlich die Luft an. Ihre Augen sind rot und geschwollen. Man erkennt sofort, dass sie geweint hat. „My treasure, was hast du denn?", frage ich sofort und ziehe sie in meine Arme. Leise beginnt sie zu schluchzen, was mir Herzschmerzen bereitet. Schnell hebe ich sie hoch und trage sie in mein Zimmer. Ich lege sie auf mein Bett und lege mich gleich daneben. Sie kuschelt sich eng an mich und weint leise weiter. Es bricht mir mein Herz, sie so zu sehen. „Jodie, bitte... beruhige dich. Ich ertrage es nicht, dich so zu sehen.", flüstere ich verzweifelt.

Ich fühle mich so unendlich hilflos. „Finn...", wimmert sie schließlich. „Was ist mit ihm?", frage ich vorsichtig. „Er... l-liegt im K-Krankenhaus." Sie beginnt lauter zu weinen und windet sich aus meinen Armen. „Das wird bestimmt wieder.", versuche ich sie zu trösten, was allerdings nicht besonders gut klappt... „Das wird wieder?! Finn liegt im Koma!", schreit sie aufgebracht und springt von meinem Bett. „Treasure bitte beruhige dich.", versuche ich es nochmal. „Beruhigen? Wie zur Hölle soll ich mich beruhigen?! Selbst wenn er wieder aufwacht, wird er irgendwelche Schäden mit sich herumtragen müssen!" Ihre Stimme zittert vor Wut und Angst. „Jodie, ich..."

„Nein... du hast ihn nicht gesehen, du weißt nicht, wie es ihm geht.", unterbricht sie mich etwas leiser. Ihre Worte treffen mich härter, als ich gedacht hätte. Ihre Tränen kullern langsam über ihre Wangen. Sie hat ihren Blick abgewendet und schaut stumm aus dem Fenster. Schließlich öffnet sie meine Balkontür und tritt hinaus in die Nacht. Ich atme tief ein und aus und folge ihr dann. „Ich habe ihn nicht gesehen, aber ich weiß, wie schrecklich es ist, jemanden in einem Krankenhaus zu sehen, der an unzählige Geräte und Schläuche angeschlossen ist. Meine Mutter ist an Krebs gestorben... im Krankenhaus."

Langsam dreht sie sich zu mir um und schaut mich aus ihren verweinten Augen an. Ich kann tiefes Mitgefühl in ihren Augen erkennen. „Es tut mir leid.", meint sie auf einmal. Ich nicke und gehe auf sie zu. Sanft nehme ich sie in den Arm und streichele ihr über den Rücken. „Ich liebe dich.", flüstert sie und ein Lächeln umspielt meine Mundwinkel. „Ich liebe dich auch, my treasure. Du bist mein Ein und Alles. Du bist alles, was ich brauche.", hauche ich und küsse sie. Sofort erwidert sie meinen Kuss und ich hebe sie rasch hoch. Schnell schlingt sie ihre Beine, um meine Hüfte und ich trage sie hinein auf mein Bett. Sanft küsse ich ihre Tränen weg und wandere zu ihrem Hals. Dann gehe ich weiter zu ihrem Schlüsselbein. Ihre Lippen beben und ich lege meine auf ihre.

Ihre kleinen Hände, greifen nach meinem Hemd und reißen es mit einem Ruck auf. Die Knöpfe springen einfach ab. Das kann ich wohl nicht mehr anziehen. Ich beschließe für heute nicht weiter zu gehen und lege mich neben sie. Erstaunt schaut sie mich an, lächelt aber dann. „Jodie... Ich möchte das du weißt, dass ich immer für dich da sein werde, egal was passiert, ja?", sage ich leise und meine jedes Wort ernst. „Ja, ich weiß.", haucht sie leise und kuschelt sich eng an mich. „Früher wusste ich nie wo mein Platz ist... aber jetzt schon.", gestehe ich, ihr. „Und wo ist dein Platz?", möchte Jodie lächelnd wissen.

Da wo du bist.", antworte ich liebevoll. Sie beugt sich über mich und küsst mich zärtlich. Diese Frau ist wirklich das Beste, was mir je passiert ist. „Ich hoffe Finn schafft das...", murmelt sie traurig, als sie sich wieder von mir gelöst hat. „Weißt du Jodie, manchmal verlieren wir Menschen, die uns am Herzen liegen und wir trauern lange Zeit um sie. Doch irgendwann ist das Vergangenheit. Ja, die Vergangenheit kann wehtun. Aber wie ich es sehe, läuft man entweder davon oder man lernt davon. Der Schmerz wird nie aufhören, aber man gewöhnt sich einfach an ihn. Und wenn etwas Altes geht, dann lässt es Platz für etwas Neues."

Sie schaut mich aus großen Augen an und nickt schließlich. „Du hast ja recht... Er ist eben einfach mehr für mich, wie ein bester Freund oder Mitbewohner." „Was ist er denn dann?", frage ich neugierig. „Er ist wie ein Bruder für mich. Er und meine Tante, sind meine Familie. Ihn zu verlieren, wäre eins der schlimmsten Dinge, die ich mir vorstellen kann.", antwortet sie ehrlich. „Egal was passiert... wir stehen das gemeinsam durch, versprochen.", flüstere ich und lege einen Arm um sie. Sie schmunzelt leicht und schließt ihre Augen. Kurze Zeit später, wird ihr Atem regelmäßiger und auch ich schweife ab ins Land der Träume.

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