Hayat böyledir

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Kapitel 26

"Abi ! Abi lasst mich los !", schrie ich mir meine Seele raus und versuchte mich aus den Griffen meiner Brüder zu befreien. Sie waren zu dritt und es war unfair, dass sie mich alle festhielten. Von Weitem erkannte ich die Tränen, die langsam über Asya's Wangen rollten. Und Demir's dreckiges Grinsen. Er zerrte Asya an ihrem Arm in sein Auto und fuhr dann Vollgas davon. Mein Blick verfolgte sie. Am Boden zerstört fiel ich auf die Knie und heftete meine Blicke weiterhin auf Demir's BMW. "Allah belanizi versin sizin ! (Gott soll euch eure Strafe geben) Insallah verreckt ihr alle !", brüllte ich meine Brüder an und ging außer mich auf sie los. Während Zafer Abi versuchte mich zurückzuhalten, stürmte ich auf Ferhat und Baran Abi zu. Und während diese es dann versuchten, kriegten es die Übrigen ab. Das ganze endete damit, dass meine älteren Brüder mit blutenden Schrammen auf dem Boden lagen und versuchten sich zu sammeln. "Denkt ihr jetzt, ihr habt das Richtige getan ? Ihr solltet euch schämen. Ihr könnt mir meine Frau nicht wegnehmen !". Enttäuscht blickte ich noch ein letztes Mal in die Gesichter der Heuchler und ging, ohne mich auch nur noch einmal umzudrehen. "Wenn wir es nicht getan hätten, hätten es Andere getan ! Hast du gehört Cihan ? Es hätten Andere getan !", hörte ich Ferhat Abi nach mir schreien. Wütend raufte ich meine Haare und dachte nach, als ich an meinem Auto stand. Wo könnte er sie hingebracht haben ? Sie könnten überall hingefahren sein ! Außer Kontrolle schlug ich mit der Faust gegen die Fensterscheibe, meines Autos. Sie zerbrach auf der Stelle und schenkte mir einen blutige Faust. Nachdem ich mich einigermaßen beruhigte, joggte ich auf die Fahrerseite und stieg ein.

Rasend fuhr ich in meine Garage und parkte das Auto neben den Anderen. "Ich brauch deine Hilfe. Ich weiß nicht mehr weiter.", sprach ich verzweifelt in den Hörer, während ich die Treppen hoch lief. "Wobei Bruder ?", fragte Gökhan. Ich erzählte ihm alles kurz, worauf er wütend reagierte. "Ich **** diesen Demir ! Was glaubt er wer er ist ? Dachte, er könnte meine Yenge (Schwägerin) einfach mitnehmen !", brüllte er aufgebracht. Er versprach mir in 10 Minuten mit den Jungs hier aufzutauchen und legte auf.

"Ok, erzähl uns das nochmal.", sagte Amir wenig später konzentriert. Wieder erzählte ich alles, bis zum Detail. "Und woher ist deine blutende Faust ?", fragte Achmad verwirrt und sah auf meine verwundete Faust, die Aliyah gerade verband. "Dings ja...", murmelte ich. "Ich hatte meine Wut nicht unter Kontrolle.". "Wieder ein kaputtes Autofenster", seufzte Noah. Ich rollte meine Augen. "Übertreib nicht.". Sofort protestierte Noah und diskutierte eine Weile, bis Gökhan ihn mit einem Nackenschlag zur Vernunft brachte. "Hast du bei deinen Eltern nachgesehen ? Ich mein er hat keine eigene Wohnung, wohin soll er sie hingebracht haben ?", meinte Said, der heute zum ersten Mal etwas sagte. Er war der Stillste von uns. "So dumm ist er doch auch nicht. Oder ?", ich blickte die Anderen an und dachte dabei nach. Nach langem hin und her beschlossen wir abzuwarten. Trotzdem würde ich nochmal mit meinen Eltern reden. Nachdem ich mich von den Jungs verabschiedete und Aliyah noch einmal dankte, gingen sie auch schon. Sofort machte ich mich auf den Weg zu meinem Elternhaus. Als ich vor ihrer Tür stand klopfte ich aggressiv gegen sie und wartete, bis mir aufgemacht wurde. Meine Schwester öffnete mir und ließ mich rein. "Abi mach Mama nicht zu krumm an, bitte.", sagte sie, während sie mir meine Jacke abnahm. Ich nickte nur und gab ein "Mal sehen." von mir. Sie gehorchte meinem Befehl und verschwand in ihrem Zimmer, während ich das Wohnzimmer betrat. Meine Mutter saß auf dem Sofa und strickte, wie jedesmal. "Ah Cihan ! Gut, dass du hier bist !", rief meine Mutter sofort, als sie mich erblickte. Sie stand auf, lief auf den Esstisch zu und überreichte mir ein paar Unterlagen "Unterschreib das !". Scheidungspapiere. Ich lachte auf und zerknüllte sie. "Wo ist Asya ?". Meine Mutter bekam einen roten Kopf und spuckte schon Feuer aus den Augen. Ihre Blicke lagen auf den zerrissenen Papieren. "Du machst Allen das Leben schwer, Cihan !", fing sie an zu schreien. "Verschwinde doch endlich ! Du merkst garnicht, dass du unerwünscht bist !". Ich schluckte diese Sätze einfach runter. Kurz wurde mir übel und ich dachte ich kipp um, doch ich hielt es aus. "Ich möchte nur Asya. Danach versichere euch, seht ihr mich nie wieder.". "Asya wird Demir's Frau und damit Basta !". Wütend atmete ich durch die Nase und versuchte mich zu beruhigen. Bloß nicht außer Kontrolle geraten , Cihan. "Wo ist Asya ?", fragte ich ein letztes Mal, ehe ich eine Vase gegen die Wand schmiss und diese zerbrach. "Sag mir verdammt nochmal, wo meine Frau ist !". Ich stellte fluchend fest, dass der Schwindel sich durch das Schreien nur verschlimmerte. Neben diesem Schwindel spürte ich einen leichten Druck in meiner Brust. "Ich warne dich, sag mir wo sie ist !", knurrte ich trotzdem und ballte meine Hände zu Fäusten. Ich spürte förmlich die Adern an meinem Hals pochen und das Blut in meinen Ohren rauschen. "Asya hat es Besser bei Demir !", war das letzte, was ich noch wahrnahm. Mein Herz setzte aus. So fühlte es sich zumindest an. Meine Ohren schalteten ab und vor meinen Augen wurde es schwarz. Ich drückte meine Hand auf mein Herz und versuchte zu Atmen. All meine Muskeln gaben nach, wodurch ich auf den harten Boden fiel.

Asya's Sicht :
"Bald, mein Schatz kann ich dich anfassen und küssen. Nicht mehr lange.", flüsterte Demir und versuchte dabei verführerisch zu klingen. "Ich möchte zu Cihan.", wiederholte ich stur noch einmal und sah zur Seite, damit ich ihn nicht mehr sehen musste. "Es gibt keinen Cihan mehr, versteh das doch !". Ich schüttelte meinen Kopf. "Bring mich zu Cihan.". Dabei schossen mir Tränen in die Augen, die ich frei laufen ließ. "Bring mich zu Cihan ! Ich will zu Cihan !", wimmerte ich weinend. Demir seufzte nur und stand auf. "Schieb dir Cihan aus deinem Kopf. Ab jetzt gibt es nur noch dich und mich. Asya und Demir.", sprach er kalt und verließ das Schlafzimmer. Er ließ mich schluchzend zurück. Gott sei Dank, zum Glück. Ich verriegelte hinter ihm sofort die Tür und atmete zittrig aus. "Mach keine Scheiße dadrin, Asya !". Ich ignorierte seine Aussage und setzte mich perspektivenlos auf das große Bett. Leise starrte ich durch den Raum. Alles war so leer hier. Alles so grau und dunkel. "Asya mach die Tür auf, ich möchte kurz meine Pyjama's holen.", hörte ich Demir nach Minuten. "Du stirbst nicht, wenn du eine Nacht so schläfst", gab ich zischend von mir und bereute es sofort. Das war zu fies von mir. Ich stand schuldig auf und gab ihm seine Sachen durch einen Spalt, wobei er sich bedankte. Ich konnte nie gemein zu Leuten sein. Egal was sie taten oder wie sie waren, ich versuchte immer nett und freundlich gegenüber ihnen zu sein. Und wenn mich mal die Wut beherrschte, hatte ich ein schlechtes Gefühl und entschuldigte mich sofort. Ich war schon immer so und würde es auch für immer bleiben. "Gute Nacht, träum schön.", kam aus der anderen Seite, der Tür. "Wann darf ich Cihan sehen ?", fragte ich immer noch weinend. Ich nahm ein Seufzen wahr. "Gute Nacht.", sagte er nur noch und ging mit lauten Schritten in das Gästezimmer, was mich noch mehr zum Weinen brachte. Ich wollte zu Cihan ! Jetzt, sofort ! Unter Tränen saß ich noch -weiß was ich wie viele Stunden- dort und wartete, bis es hell wurde. Langsam ging die Sonne auf und Demir klopfte an meiner Tür. "Asya ? Bist du wach ?". Ich antworte ihm nicht. "Ich weiß, dass du wach bist.  Hadi komm raus.". "Bringst du mich dann zu Cihan ?". "Asya, ich kann es nicht mehr hören ! Immer nur Cihan, Cihan, Cihan ! Du wirst diesen Dreckskerl nie wieder sehen, versteh es doch man !". Ich schluckte und meine Lippen fingen wieder an zu beben und zu zittern. "Ich möchte zu Cihan !", schrie ich heulend. "Cihan ist mein Mann ! Nicht Du ! Ich möchte Cihan ! Bring mich jetzt zu Cihan !", versuchte ich stark und wütend zu klingen. In Wirklichkeit starb ich innerlich vor Angst und Panik. Die Angst, Cihan nie wieder zu sehen können, konnte ich nicht mal im geringsten beschreiben. Ich vermisste ihn schrecklich. Er war der einzige, bei dem ich mich wohl fühlte. Der Einzige, bei dem ich dieses Gefühl von Glück und Frieden hatte. Es kam nichts von der anderen Seite, bemerkte ich. Er war wohl weg. Zitternd legte ich meinen Kopf auf das Bett, zurück und krümmte mich. Mit Gedanken an Cihan schlief ich kurze Zeit später ein.

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