Kapitel 45
Ich zuckte auf und sah mich erschrocken um. Ängstlich suchte ich Zuflucht zu Cihan, der eigentlich auf meiner Linken liegen sollte, doch das tat er nicht. Seine Seite war leer. Schnell griff ich nach meinem Handy und umklammerte es fest. 03:00 Uhr hatten wir. Es war Jemand im Haus und ich war alleine. Als ich jedoch realisierte, dass die Nachttischlampe von Cihan brannte, atmete ich erleichtert durch. Cihan war also doch gekommen. Ich stand vorsichtig auf und machte leise die Tür auf. Dann tapste ich kaum hörbar die Treppen runter, doch erstarrte auf der Stelle, als im Wohnzimmer akustisch eine Vase zur Bruch ging. Ich klammerte mich an das Treppengelände und setzte mich auf die Stufe. Langsam ertönten laute Stimmen. "Anne (Mama) hör mir zu ! Hör mir ein mal zu !", ertönte die Stimme von Cihan zu Erst. Ich legte mein Kopf auf das Gelände und lauschte. "Hayir Cihan ! (Nein) Ich werde dir nicht zuhören ! Ich habe das gehört, was ich hören sollte.", nahm ich jetzt die Stimme von Cihan's Mutter war. "Du wirst diese Papiere unterschreiben. Ob du willst oder nicht.". "Ich liebe-", Cihan stoppte, da meine Schwiegermutter dazwischen schrie. "Ja Cihan ! Ich weiß, du liebst Filiz. Das brauchst du mir nicht zehnmal zu zeigen.". Ich riss meine Augen auf und konnte meinen Ohren nicht trauen. Wer war Filiz ? Hatte ich mich vielleicht verhört ? "Okay dann liebe ich eben Filiz ! Was willst du dagegen tun ? Ich werde mich trotzdem nicht von Asya scheiden lassen. Extra Nicht !", rief Cihan jetzt zornig. Ich blickte auf den Boden und realisierte jetzt erst, was Cihan meinte. Er trennte sich nur nicht von mir, weil er den Willen seiner Mutter nicht durchsetzen lassen möchte ? Extra nur deswegen ? Viel mehr zerstörte es mich grad, dass er eine Andere liebte. Filiz, hieß sie. "Cihan, Oglum lütfen. Lütfen Damarima basma. Yalvariyorum bak. (Cihan, mein Kind Bitte. Bitte mach mich nicht sauer. Guck, ich flehe dich an.)", versuchte es seine Mutter jetzt etwas ruhiger. "Anne, sag mir, wir soll ich Asya verlassen, he ? Anne biz yattik beraber. Nasil birakip gidim simdi ? (Mama, wir haben miteinander geschlafen. Wie soll ich sie jetzt einfach verlassen ?)". Ich unterdrückte mir ein Schluchzen. Es tat so weh, diese Sätze von ihm zu hören. Die harte Wahrheit, dass sein Herz nicht für mich, sondern für eine Andere schlug, zerstörte mich in diesem Moment. Ich wusste nicht, was ich fühlen sollte. Eine Mischung aus Trauer, Enttäuschung und Hass bildete sich. Nicht Hass auf ihn, sondern auf mich. Weil ich ihn all die Jahre nicht zufrieden stellen konnte. Weil er neben mir unglücklich war. "Demir will sie dennoch.". Ich schüttelte meinen Kopf und stand auf. "Hadi unterschreib die. Asya wird es dann auch schon freiwillig machen. "Okay gib her.", hörte ich Cihan nur noch, ehe ich mich wieder ins Schlafzimmer begab, weil ich keine 5 Minuten länger ertragen hätte. Dort fing ich an zu weinen. Ich wollte in diesem Moment nur noch weg. Ich verhinderte sein Glück. Sein Glück mit einer Anderen. Cihan war bereit die Papiere zu unterschreiben. Er war bereit uns aufzugeben. Als ich Cihan die Treppen hochkommen hörte, wischte ich mir meine Tränen weg, legte mich wieder hin und tat so, als würde ich noch schlafen. Er kam langsam auf das Bett zu und legte sich hin. Kurz atmete er durch, ehe er die Lampe ausknipste und sich zudeckte. Da wir uns eine groß Decke teilten, spürte ich kurze Zeit später seinen Körper an meinem Rücken. Dann spürte ich seine Lippen an meinem Kiefer. Aus Reflex drehte ich mich zu ihm und umarmte ihn. Vielleicht war es unser letztes mal. Vielleicht auch nicht. So wie es unser Schicksal wollte. Cihan zog mich eng zu sich und drückte seine Lippen auf meine Wange. "Niye uyandin sen (Warum bist du aufgewacht) ?", fragte er mit einer rauen Stimme. "Öpdün ondan. (Weil du mich geküsst hast)", antwortete ich ihm lächelnd und schloss müde meine Augen. "Hmm", lachte Cihan nur noch.
Am nächsten Morgen stand ich relativ früh auf, auch wenn ich die gestrige Nacht wenig geschlafen hatte. Cihan schlief noch. Lächelnd strich ich über seinen gepflegten Bart und drückte ein Kuss auf seine Wange. Danach stand ich auf und begab mich in die Küche. Während ich das Frühstück zubereitete, fing ich an leise an zu weinen, weil das gestrige Gespräch zwischen Cihan und seiner Mutter mir wieder in den Sinn kam. Ich hatte die Nase voll immer die Last auf jeden zu sein. Das Unheil oder die Unerwünschte, wie ich immer genannt wurde. Ich wischte mir mit meinem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht und schnitt die letzten Tomaten. Dann fügte ich sie in die Pfanne zu. Ich rührte die klein geschnittenen Paprikas und Tomaten etwas, ehe ich mich umdrehte. Erschrocken zuckte ich auf und ließ den Kochlöffel fallen, da Cihan dort stand und mich mit einem undefinierbarem Blick musterte. Sofort sah ich weg und begann den Tisch zu decken. "Günaydin (guten Morgen)", murmelte ich mit meiner verheulten Stimme dabei. Ich vermutete, dass er mir schon beim Weinen zugesehen hatte. "Neyin var ? (Was hast du)", meldete er sich kurze Zeit später. "Hic (Nichts)", stotterte ich, ohne ihn dabei anzusehen. "Guck mich an, wenn ich mit dir rede.", brummte er etwas verärgert. Ich blickte vorsichtig rauf und schluckte, als er mir näher kam. "Erzähl.", forderte er mich auf und umklammerte meine Taille. "Es ist nichts. Die Zwiebel waren nur zu scharf. Deswegen.", log ich und sah auf den Boden. "Lüg mich nicht an.", knurrte er und sein Griff an meiner Taille verstärkte sich. "Cihan. Glaub mir.", sagte ich heiser. Er fasste mich an meinem Kinn und sah mir in die Augen. "Ist Ok, wenn du es nicht erzählen möchtest. Aber ich bin dein Mann, vergiss das nicht. Du kannst jederzeit zu mir kommen.", flüsterte er vertraut und gab mir danach einen Kuss auf meine Stirn. Ich umarmte ihn glücklich und nahm einen Kuss auf meinen Haaren wahr. Diese Zeit sollte nie enden. Cihan und Asya sollten niemals getrennte Wege gehen.
--------
Den ganzen Tag über vertrieb ich mir meine Zeit eigentlich nur mit Kochen und Putzen, wobei ich nebenbei mit Aliyah telefonierte.Gegen Nachmittag klingelte dann schließlich die Tür. Da ich vermutete, dass es Cihan war, band ich meine Haare nur schnell schlampig nach hinten, versteckte all meine Strähnen aber. Sobald ich die Tür aufmachte, wurde sie schon aggressiv aufgedrückt. Demir schob mich rein und knallte die Tür hinter sich laut zu. "Ich hab dir gesagt, er liebt dich nicht. Ich hab dir gesagt, du kannst ihm nicht vertrauen und dass er dir nur etwas vorspielt ! Er lässt dich fallen !", brüllte mich Demir an. "Was meinst du ?", stellte ich mich bewusst dumm und schluckte, als Demir sein Handy rausholte. "Das mein ich", sagte er schadenfroh und zeigte mir Bilder, auf denen Cihan und eine Frau drauf waren. Sie umarmten sich gerade. Auf dem zweiten Bild küssten sie sich. Dieses Bild wurde gestern aufgenommen, das erkannte ich an Cihan's Anzug. Demir fing an zu lachen. "Ich werd dich nicht fallen lassen.", schüttelte er seinen Kopf. "Ich liebe dich dafür zu sehr.", sagte er. Ich ging einen Schritt zurück und zitterte. Diese Bilder zu sehen, schmerzte mehr. Ich hatte gesehen, wie Cihan eine Andere angefasst, geküsst hatte. "Wenn er dich irgendwann, wenn es soweit ist, fallen lässt, werd' ich dich wieder aufheben, Tamam (Okay) ?. Mach dir keine Sorgen, du wirst nicht einfach vergessen.", murmelte Demir und wischte mir die Tränen vom Gesicht. Ich schaute nur gebannt auf die Bilder und fing an zu schluchzen.
----------
Tut mir Leid, dass es so lange gedauert hat. Die Zeit fehlt mir in letzter Zeit wirklich ! Trotzdem hoffe ich, euch hat das Kapitel
gefallen. ❤️-Was glaubt ihr, steckt hinter Cihan und Filiz ?
-Cihan oder Demir ?
-Was soll Asya jetzt tun ?
-Was glaubt ihr, was passiert im nächsten Kapitel ?
![](https://img.wattpad.com/cover/44409593-288-k597955.jpg)
DU LIEST GERADE
Hayat böyledir
RomanceAchtung, nicht eine von den typischen Zwangsheirat Geschichten! Vor zwei Jahren wurde Asya Hakim illegal mit dem Sohn, einer fremden Familie liiert. Sie mochte Cihan von Anfang an, doch er verspürt ihr gegenüber nur reinen Hass, was er ihr auch rege...