Hayat böyledir

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Kapitel 54

Gekonnt schnitt ich die Paprika und fügte sie der Pfanne hinzu. Ein zischendes Geräusch entstand, als sie mit dem Öl in Berührung kam. Nebenbei spürte ich Cihan's stechenden Blicke, welche schon seit Anfang an auf mir lagen. Unauffällig wollte ich meine Augen zu ihm wandern lassen, doch Cihan's Augen blitzten aufmerksam auf, als sie mit meinen in Kontakt kamen. Wie ich es liebte ,wenn er mir tief in die Augen schaute und dabei lächelte. "Wieso schaust du die ganze Zeit so ?", säuselte ich leise. Cihan zuckte mit den Schultern und verschränkte seine Arme, wobei er sich lässig an die Küchenplatte lehnte. "Vermutlich weil dein Gesicht der schönste Anblick auf der Erde ist.". Mein Herz machte tausend Sprünge und meine Wangen nahmen die Farbe Rot an. Schnell brach ich unseren Blickkontakt ab und fasste mir an meine warmen Wangen. Seufzend schüttelte Cihan seinen Kopf und grinste. "Dein Scham bringt mich irgendwann noch um, Baby.". Ich widmete mich voller Nervosität wieder dem Essen zu und machte mich an die Tomaten ran. Dass er mich so empfand, machte mich überglücklich, aber auch nachdenklich. Hatte ich mich verändert ? Oder lag es an ihm und seiner Sichtweise, die sich verändert hatte ? Vor einem Jahr traute ich mich nicht mal, vor seinen Augen zu treten, ihn anzublicken. Nur weil ich wusste, dass er mich hässlich fand und verabscheute. Wenn ich in den Spiegel gesehen hatte, hatte ich immer verstanden, wieso mich niemand liebte. Ich hätte es auch es auch nicht getan. Jedes mal, wenn ich mein Spiegelbild betrachtete, hatte ich nachvollziehen können, wieso er keine Interesse an mir hatte. Nicht nur seine Sichtweise hatte sich geändert, auch meine war die Andere, das verstand ich jetzt.

"Asyaaa". Ich hob meinen Kopf und blickte Cihan erschrocken an. "Efendim ? (Ja, bitte ?)". Ein leichtes Lächeln lag auf seinen Lippen und seine Augen spiegelten Unsicherheit wieder. "Was hast du gedacht, als du mich das erste mal gesehen hast ?", fragte er voller Ekstase. Ich dachte über seine Frage nach und legte das Messer zur Seite. "Frech", antwortete ich dann schüchtern, aber ehrlich. Er hatte früher immer einen Satz parat und gab seinen Eltern nur Wiedersprüche. Er hob seine rechte Augenbraue und fing an zu lachen. "Hast Recht.", sagte er, nachdem er sich beruhigt hatte. "Ich war echt mies frech.", nickte er. Ich lachte leicht und schenkte meine Aufmerksamkeit wieder dem Essen. "Weißt du noch, als ich behauptet hab, du wärst meine Cousine aus dem Dorf ?", murmelte Cihan und lehnte sich wieder gegen die Küchenplatte. Ich nickte schmunzelnd und rührte die Suppe um. So schlimm fand ich es garnicht, dass Cihan mich seinen Freunden, am Anfang, als seine Cousine vorgestellt hatte. Seine Freunde hatten mich dann wirklich nett behandelt und kamen mit mir schon gut aus. Außerdem hatten sie mir oft schöne Komplimente gemacht und ich glaubte sogar, dass sie mich mochten. "Die haben mich danach so aufgeregt, weil die immer gemeint haben : 'klär sie mir mal' oder 'voll hübsch' und so. Wollte am Liebsten allen sagen, dass du schon meins warst.", grummelte er. "Warum hast du es dann nicht getan ?", rutschte es mir heraus. Die Antwort wusste ich natürlich ; ich war ihm peinlich. Er, einer der Söhne, der angesehensten Familie Sener. Und Ich, ein einfaches Mädchen aus irgendeinem, armen Dorf. Sicherlich verstand ich ihn.
Cihan schwieg bis dahin, stieß im Nachhinein  jedoch einen verzweifelten Seufzer aus sich. "Ich hab' keine Ahnung ! Ich sollte jedem die Fresse polieren, ich weiß. Und jeden, der dich verletzt hat umbringen, insbesondere mi-". "Cihan, alles gut.", lächelte ich ehrlich und drückte ihm zur Bestätigung einen kurzen Kuss auf seinen Mund, was ihn verstummen ließ. Woher die Mut kam, wusste
ich ; Ich wollte keineswegs, dass Cihan sich schlecht fühlte, wenn er an unsere Vergangenheit dachte. Er sollte es als eine Phase sehen. Eine Phase, die vorübergehend war und den Anfang unserer Ehe einleitete. "Ich schwöre bei Gott, ich werde dich ab jetzt zur glücklichsten Frau der Welt machen.", hauchte Cihan, nachdem er seine Stirn an meine lehnte und seine Augen schloß. Ich strich über seine Wange und lächelte breit. "Das machst du jetzt schon, Cihan.". "Du bist so perfekt.", schüttelte Cihan fassungslos seinen Kopf und küsste mich. "Womit hab ich dich nur verdient, Birtanem (mein Ein und Alles) ?". Ich kicherte und drückte ihn von mir weg. "Das Essen brennt gleich an.", erklärte ich und er nickte. Kurz danach umarmte er mich von hinten, während ich das Gemüse weiter schnitt.

Gegen Abend saß ich auf dem Sofa, in Cihan's Armen und sah mir eine Serie an. In meinen Gedanken schwirrte immer wieder die schöne Zeit, die wir in unserem Urlaub, auf den Bergen hatten, herum. Dabei hatte ich mich fest an Cihan geklammert und meinen Kopf auf seine Brust gelegt. Seine Hand strich seit gefühlten 10 Minuten über meine Haare. Dabei verlor ich völlig das Zeitgefühl und bekam das Gefühl, meine Gelenke weichten so langsam ein. Unser Urlaub hatte uns so fest zusammengeschweißt, unser Vertrauen zueinander war unendlich. Körperlich, wie auch seelisch waren wir uns näher gekommen. Ich löste mich vorsichtig von ihm und setzte mich etwas auf, um ihm ins Gesicht gucken zu können. Dabei ließ Cihan meine Taille nicht los und schaute weiter, gebannt zum Fernseher. Selbst als ich mit meinem Finger seine definierten Kieferknochen nach zeichnete, ließ er sich nicht stören. Langsam und vorsichtig küsste ich seine Wangen entlang und stoppte, als er quengelnd aufbrummte. Seine dunklen Augen waren gefährlich auf den Bildschirm fokussiert und seine vollen Lippen angespannt aufeinander gepresst. Gedankenverloren strich ich über sie und biss mir ungewollt auf die Unterlippe. Sein Drei-Tage-Bart kitzelte die Innenfläche meiner Hand und mir fiel auf, dass ich seine süßen Grübchen lange nicht wahrgenommen hatte. Ich näherte mich seinen Lippen und drückte einen leichten, hauchfeinen Kuss drauf. "Bist du horny ?", fragte Cihan auf einmal amüsiert und sah lustvoll in meine Augen. Ich blickte beschämt weg : "Nein !", rief ich. Sein fester Griff an meinen Hüften verhinderte, dass ich mich von ihm lösen konnte. "Schade.", seufzte er enttäuscht. Aber falls du wirklich horny bist, dann kann ich es dir gerne besorgen.". Ich hielt meine Luft an und vermied einen Blickkontakt. Dafür war mir das ganze viel zu peinlich. Dass Cihan so direkt mit mir sprach, kannte ich nicht und es war mir fremd. Stören tat es mich aber auch nicht, da mir seine Worte meistens gefielen. Cihan hob meinen Kopf an und grinste mich belustigt an. Kurz danach drückte er seine Lippen auf meine und küsste mich wild. Ich stöhnte ungewollt bei der Berührung unserer Zungen auf und zog ihn näher an mich heran. Er hob mich an meinem Hintern hoch und setzte mich rittlings auf seinen Schoß ab. Er befummelte meinen Hintern etwas, ehe er sie stärker gegen sein Schoß drückte und in den Kuss hinein stöhnte. Plötzlich drückte er mich grob von sich weg und begann zu husten. Es waren schlimme, tiefe Huster, die ihm sein Atem raubten. Panisch stieg ich von ihm ab und brachte ihm ein Glas Wasser. Während er trank, setzte ich mich neben ihn und beobachtete dieses Geschehen besorgt. Stark ein und aus atmend strich ich mir planlos meine Haare aus dem Gesicht. Was hatte er ? Vielleicht hatte er sich erkältet oder vielleicht sogar nur verschluckt. Nachdem er getrunken hatte, reichte er mir das Glas und lehnte sich kraftlos nach hinten. "Was ist denn los ?", fragte ich und war den Tränen nahe. Ich hatte Sorgen, dass etwas mit seiner Gesundheit nicht stimmte. Er sah so entkräftet und krank aus. Statt mir zu antworten, schloss er seine Augen und legte seine Hand auf seine linke Brustseite. "Cihan ?", schluchzte ich ängstlich und berührte seinen Oberarm. Er öffnete sofort seine Augen und strich mit seiner Hand meine Tränen weg. "Aglama (Wein nicht), es ist nichts. Oben, in meiner Kommode, in der ersten Schublade sind Tabletten.", schluckte er schwer. "Unter meinen Boxershorts.". Ich sprang sofort auf und sprintete in unser Schlafzimmer. Dort riss ich die Schublade auf und wühlte in seinen Unterhosen herum, bis ich fündig wurde und verschiedene Tablettenpackungen fand. Mein Atem stockte, als ich die Schrift auf ihnen las und sie zitternd Cihan reichte. Für Herzanfälle. Er nahm drei von ihnen und schluckte sie mit Hilfe von Wasser runter. "Seit wann ?", stotterte ich und umarmte ihn vorsichtig. "Ich hatte schon von Geburt auf Herzprobleme. Nach meiner Alkoholvergiftung ist das halt schlimmer geworden.", erzählte er mir behutsam und strich über meine Haare. "Ich hab' nicht mehr lange, Asya'm".
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Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen 🌹 Wie fandet ihr es ?

-Wie findet ihr Cihan's und Asya's Verhältnis zueinander ?

-Sollte Cihan so offen mit Asya umgehen ? Oder sollte er auf seine Worte achten ?

-Was hat es sich mit Cihan's Krankheit auf sich ?

-Wollt ihr mehr Rückblicke in die 'Kindheit' von Asya und Cihan ?

-Wünsche & Kritik ? 🌹

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