Hayat böyledir

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Kapitel 28

"So gut ?", fragte ich konzentriert und sah Asya an. Sie nickte. "Ja, Danke.", flüsterte sie schüchtern und ließ mich wieder schmunzeln. Dieser Scham machte diese Frau so unfassbar wertvoll. Es gab Frauen, die sich für nichts schämten, dann noch Frauen, die etwas Scham besaßen und dann gab es noch Asya's. Diese Diamanten schämten sich immer, 24 Stunden und bei jeder Kleinigkeit. Jedoch machte diese Frau genau dies aus. Was sollte ich mit einer Frau, die sich unverschämt verhielt ? Nachdenklich setzte ich mich auf einen der Stühle und lehnte mich grinsend zurück. Ein Blick auf Asya verriet mir, dass sie geschützt, unter dem Sonnenschirm, den ich ihr gerichtet hatte, im Schatten saß. Trotz allem Schatten war es sehr schwül.  "Voll warm, zieh doch dein Kopftuch aus.", sagte ich, während ich sie betrachtete. Das Wetter war ziemlich heiß zur Zeit und die Kleidung, die sie trug verdeckten ihren ganzen Körper, was ziemlich schlimm, für diese Lage aussah. Selbst Ich, in Jeans und T-Shirt schwitzte. Asya sah sich um und grübelte. "Was ist mit den Nachbarn ?". "Die sind im Urlaub", beruhigte ich sie und zog ihren Stuhl vor mich. Vorsichtig löste ich ihr Kopftuch und rubbelte ihre Locken zurecht. "Mach dir einen Zopf und zieh dir was knappes an.", sprach ich völlig ernst, grinste im Inneren jedoch dreckig. Und für einen kurzen Moment schaltete mein Gehirn aus und meine Vorstellungen kamen zum Vorschein ; Ihre langen, dünnen Beine, ihr Po, welchen sie mit einer engen Hot-Pans versteckte und dann noch ihr Oberkörper. Diese schmale Taille, die große Oberweite. Die wilden, schwarzen Locken kringelten sich um ihre Hüfte und Bauch. Alles passte zueinander und am Ende kam ein perfektes Bild vor meinen Augen. Ein leises "Cihan ?", zog mich wieder in die reale Welt. Leise lachend, über mich Selber schüttelte ich meinen Kopf und schluckte schwer, als ich Asya vor mir sah. Wahrscheinlich hatte sie mehrere Male nach mir gerufen, da sie mich besorgt ansah. "Ben senin o Melek gibi Bakislarini yerim (Ich fresse deine Engelsblicke auf)", sagte ich und sah Asya so an, wie ein glücklicher Mann, den Grund für dieses Glück ansah. Seine Ehefrau, welche ihn glücklich und zufrieden mit Allem stellte. Welche sich auch bei Kleinigkeiten freute. Ich sah Asya so an, wie ich meinen ganzen Stolz und meine ganze Ehre ansah. Ich sah Asya an und wusste ; Diese goldige Frau ist in meinem Besitz. Sie gehört mir und würde immer meins bleiben.

Asya's Sicht, 2 Stunden später :
Zitternd sank ich zu Boden und weinte. Ich weinte, wie immer und konnte mich nicht zusammen reißen. Er fand mich hässlich. Er fand meinen Körper hässlich und meine Narben fand er auch hässlich. Alles an mir fand er hässlich. Denn ich war hässlich. Mich konnte keiner als 'schön' oder 'hübsch' bezeichnen, weil ich es nicht war. Ich presste meine Lippen aufeinander, legte meinen Kopf nach Hinten und starrte auf die Decke, in der Hoffnung mich so etwas zu beruhigen. Doch es half nichts und ich schluchzte laut auf. Lautlos stand ich auf und tapste zum Spiegel. Ich erschrak, über mein fürchterliches Aussehen.Von Oben bis Unten scannte ich mich schockiert ab. Meine Locken waren durcheinander, meine blauen Augen waren rot angeschwollen und meine Nase war so klein, in Gegensatz zu meinen Lippen. Alles passte garnicht zueinander. Von meinem Körper war garnicht erst zu Sprechen. Ich sah so hässlich dünn aus. Zwar hatte ich in letzter Zeit ein paar Kilos zugenommen, jedoch nicht genügend. Meine Beine waren die gleichen Stäbchen. Und überall waren diese hässlichen Flecken. Langsam drehte ich mich um und fing stärker an zu weinen. Durch den Spiegel, vor mir konnte ich auch meinen Rücken, der sich in dem Spiegel hinter mir spiegelte erkennen. Er sah so verunstaltet aus. Überall Narben. Nur Narben. Alles nur Narben. Mein Rücken, mein Bauch, meine Beine, meine Brust und sogar etwas von meinem Gesicht. Ich weinte und weinte und hörte nicht mehr auf. Dieser Gedanke, dass Cihan mich hässlich fand brachte mich um. Es ließ mich Minute für Minute, Stück für Stück sterben. Welche Frau fände es nicht schmerzvoll, wenn sie ihrem Mann nicht gefiel. Jede Frau wollte neben ihrem Mann, wie ein Model strahlen. Sie wollte zeigen, was eine tolle Frau er hat und dass er stolz auf diese sein konnte. Doch was konnte ich ? Ich konnte nichts ! Jahrelang hatte mir Cihan dies auch bewiesen. Er hatte mir gezeigt, was ich war und er hatte mir auch gezeigt, was ich nie sein können würde. Und genau diese Narben an mir waren meine Strafe. Sie hatten mich nicht nur bei ihrer Entstehung gestraft. Nein, sie straften mich auch jetzt. Langsam, aber sicher strich ich über meine pochende Wange und fing wieder an zu heulen. 'Wieso ich', fragte ich mich all die Jahre. Wieso nicht jemand Anderes ? Jemand stärkeres, mutigeres ? Wieso ausgerechnet die dumme, schwache, naive Asya, die sich nicht zu helfen wusste ? Wieso Ich, verdammt ? Kopfschüttelnd legte ich meine Hände auf mein Gesicht und weinte lauter, als je zuvor. Alles war ruiniert, alles war wieder beim Alten. Die Lage war wieder die Alte, Der Verstand war wieder der Alte und was am meisten schmerzte ; Cihan war wieder der Alte.

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