Hayat böyledir

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Kapitel 41

"Mama nein ! Das kannst du nicht tun ! Ich flehe dich an ! Ich bin doch noch ein Kind ! Tu mir das nicht an, Mama !", weinte ich auf Knien, vor meiner Mutter. Diese blickte mich nur entschuldigend an und wischte sich die Tränen weg. "Ich kann nichts dagegen tun, mein Engel. Ich kann die Schulden deines Vater's nicht abbezahlen.". Sie atmete aus und kniete sich zu mir, ehe sie mich umarmte. "Er sieht garnicht so schlecht aus. Glaub mir. Vielleicht wird er dich glücklich machen.". "Mama !", schluchzte ich. "Ich kann mit 15 Jahren doch keine Ehefrau werden ! Mama, ich flehe dich an !". "Shhh mein Engel, wein nicht. Komm mach dich frisch, sie kommen gleich.". Sie stand auf und ließ mich mit einem Hauch von Enttäuschung und Angst zurück. "Asya was hat sie gesagt ?", stürmte meine Schwester in unser kleines Zimmer. "Ich soll heiraten", stotterte ich. "Wie. Machst du Scherze ? Asya das ist nicht lustig ! Jetzt sag die Wahrheit !". "Ja, Abla. Ich soll heiraten.", schluchzte ich. "Wegen Papa's Schulden an die Familie Sener.". "Du wirst an die Familie Sener verheiratet !?", schrie meine große Schwester schockiert auf. Ich nickte traurig. "Asya ! Die Söhne der Familie Sener sind alle so hübsch ! Welchen sollst du heiraten ?", rief sie und hüpfte rum. "C-", ich überlegte. "Cihan.", sagte ich unsicher. Sie freute sich, im Gegensatz zu mir.

Danach half mir meine Schwester mich fertig zu machen. "Möchtest du ?". Sie zeigte mir ihre Schminke, was ich dankend ablehnte . "Du siehst wundervoll aus, Ablacim (Schwesterchen.)", ermutigte sie mich lächelnd und verließ dann schließlich auch das Zimmer. Jetzt stand ich alleine, in einem feinem Kleid vor dem Spiegel und weinte. Wie sollte ich mit meinem Alter einen Mann glücklich stellen ? Ich fasste mit schmerzvoll an die Stirn und wischte mir die Tränen weg. Zum ersten mal in 15 Jahren hatte ich Kopfschmerzen. Kopfschmerzen, wegen all dem Chaos in meinem Leben. Ich hatte Angst vor 'Gleich' und auch vor 'Später'.

"Asya komm raus. Geldiler (Sie sind da)". Da war es, der Satz auf den ich gewartet hatte. Kreidebleich stand ich auf und bewegte mich auf die Tür zu. Ehe ich durchatmete und die Türklinke fasste, wurde die Tür schon aufgedrückt. Meine Schwester zog mich raus und schloss die Tür hinter mir. "Bleib stark, lass dich von ihm nicht runterkriegen.", flüsterte sie, gab mir einen Kuss auf die Wange und umarmte mich. Ihre Worte verwirrten mich, doch ehe ich fragen konnte, fand ich mich im Wohnzimmer. "Ah da ist sie ja.", lächelte meine Mutter. Es war kein ehrliches Lächeln, das erkannte ich. Mein Blick schweifte über die ganzen, fremden Gesichter. Ein Ehepaar, 5 Kinder und 3 davon waren Männlich. Sie waren alle sehr fein angezogen. Die Männer trugen weiße Hemden und die Frauen schlichte Kleider. Eines der 3 Jungen hatte seine Ärmel desinteressiert hochgekrempelt und einige Knöpfe seines Hemdes aufgeknöpft. Welcher von den Dreien war denn jetzt genau mein Zukünftiger ? "Küss die Hände.", stupste mich meine Schwester auf einmal unauffällig an. Ich tat, was sie sagte und setzte mich dann nach Anweisung meiner Mutter neben ihr. "Asya, nicht wahr ?", lächelte der Mann diesmal. Ich nickte schüchtern und rückte vor Angst näher an meine Mutter. Bei ihr fand ich immer das Gefühl von Schutz und Geborgenheit. Meine Blick haftete wieder auf die Jungen, die sich nebeneinander gesetzt hatten und genervt um die Gegend starrten. Nur einer von Ihnen hörte den Älteren aufmerksam zu. Er hatte -im Gegensatz zu den anderen Zweien- schwarze Haare und helle Augen. War das etwa Cihan ? Wieso sah er seinen Brüdern denn nicht ähnlich ? Plötzlich ertönte ein leises Gelächter. Die anderen zwei Jungs prusteten los. Sie sahen sich beide ähnlich, nur war der Eine älter, das erkannte man. Ein Klaps auf deren Nacken Väterlicherseits ließen sie wieder ernst werden. Der Ältere von ihnen räusperte sich und brachte ein schnelles 'Tschuldigung'" aus sich, woraufhin der Andere wieder losprustete und ihn mit ansteckte. "Achso Cihan, findest du es so schön, dass du heiratest ?", sagte die Frau jetzt an den, den Jüngeren von den Beiden. "Ich lache aus reiner Verzweiflung.", antwortete dieser selbstbewusst. Die Anderen zwei Jungs fingen diesmal an zu lachen, bezüglich eine von den Mädchen. Das andere Mädchen sah auch viel älter aus und blickte 'Cihan' streng an. Das war also Cihan ? Frech war er, ja sehr sogar. "Cihan ich glaube du brauchst etwas frische Luft, geh mal ein Wenig raus.", befiehl sein Vater ihm. "Eigentlich brauche ich nur eine Sisha u-". "Cihan !", schrie seine Mutter wütend. "Ich geh ja schon.", rief Cihan genervt und lief mit zügigen Schritten aus dem Wohnzimmer. "Haltet ihr jetzt die Klappe oder wollt ihr auch raus ?", zischte die Frau ihre lachenden Söhne an.

Später, Monate später stellte sich heraus, dass der, der mit Cihan gelacht hatte Ugur war und der vernünftige Demir. Die strenge Schwester war Firuze und das andere Mädchen Pinar. Das alles erfuhr ich erst, als ich bei Ihnen einzog, nachdem der Imam Cihan und mich zu 'Mann und Frau' kürte. Cihan würdigte mir in dieser Zeit keinen Blick und wechselte kein Wort mit mir. Meine 'Schwiegereltern' und alle Geschwister, bis auf Pinar waren nett zu mir. Trotzdem, wie nett sie mich auch behandeln würden, könnten sie meine Mutter und meine Schwester niemals ersetzen.

In einer Woche hatte sich eine große Heimweh aufgebaut. Ich vermisste die Beiden unglaublich, doch meine Schwiegereltern darauf ansprechen konnte ich auch nicht. Gerade saß ich auf meinem neuen Bett, in meinem neuen Zimmer und sah aus dem Fenster hinaus auf eine neue Aussicht. Es war nicht mehr die Aussicht auf Auto's und Straßen, sondern auf Wiese und Blume. "Runter. Meine Freunde kommen gleich. Kein Bock, dass die dich sehen.", sprach Cihan hinter mir. Ich drehte mich leicht um, stand auf und verließ das Zimmer stumm. Ich wohnte nun in einem fremden Haus, mit einer fremden Familie und das alles dank meinem Vater.

"Ihm geht es gut, da bin ich mir sicher.", flüsterte sie hinter mir und strich meinen Rücken beruhigend auf und ab. "Du wirst meinen Bruder schon nicht so leicht los.", lachte sie jetzt. Ich lächelte gezwungen und strich über meine feuchten Augen.

"Niemals !", brüllte Cihan. "Niemals zieh ich mit ihr alleine in ein Haus !". "Cihan, du bist jetzt 17. Ich bitte dich, du bist doch jetzt erwachsen.", sprach seine Mutter zischend. "Mama nein man ! Mit jeder Anderen vielleicht, aber nicht mit ihr !". Ich senkte meine Blicke und spielte nervös mit meinen Fingern. "Cihan ich bitte dich. Es ist jetzt 1 Jahr vergangen ! Wieso kannst du dich nicht an sie gewöhnen ?". "Nein Anne (Mama) ! Sie ist eine Zigeunerin ! Die Wohnung, in der die gelebt hat reicht schon !". Meine Schwiegermutter seufzte laut. Ein dicker Kloß bildete sich in meinem Hals. Ich fühlte mich in dieser Familie so Fehl am Platz. Jeder schaute hier auf mich herab. Ich war die einzige Schwiegertochter der Familie Sener, die aus einem Armenviertel kam. Ich wollte so sehr zurück, zu meiner kleinen Familie, wo ich Ich Selbst sein konnte. Wo ich mich ausbreiten konnte, ohne das ich an Andere denken musste. Wo ich Liebe und Zuneigung bekam. Ich presste meine zitternden Lippen aufeinander und versuchte mich zu kontrollieren. "Pack bitte deine Sachen, Cihan.". Eine Tür knallte zu, ehe Cihan mit aggressiven Schritten in das Schlafzimmer kam und mich hasserfüllt anfunkelte, bevor er den Schrank aufschleuderte. Er schmiss all seine Sachen in zwei große Taschen, schnappte diese danach und lief einfach aus dem Haus, ohne mich mitzunehmen. Wieder zeigte er mir dadurch seinen Hass. Immer wieder wurde ich mit Hass überschüttet. Meine Liebe und Unschuld verblasste mit der Zeit. In den 3 Jahren, in denen ich mit Cihan verheiratet war, blieb nichts mehr, was ich mit mir selber in Verbindung bringen konnte. Alles wurde mir nach der Zeit genommen. Alles, was ich lieb und gern hatte. Mein Lächeln, meine Freude und meine Ehre.

"Pssht, jetzt hör doch auf zu weinen, Abla.", flüsterte Pinar ruhig. "Du willst doch nicht, dass mein Bruder dich nachher so sieht ?". Ich schüttelte meinen Kopf und wischte mir die Tränen weg. "Komm, wir gehen ein Wenig Luft schnappen.", bot mir Pinar liebevoll an und half mir hoch.

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