Hayat böyledir

Kapitel 2

"Nimm dir doch ein Brötchen, Kizim (Mein Kind)", lächelte meine Schwiegermutter mich an und hielt mir einen Korb, gefüllt mit frischen Brötchen zu. Cihad räusperte sich sofort, weshalb ich dankend ablehnte. Zwar knurrte mein Magen, wie verrückt, doch ich hatte keine Kraft auf Cihad's Prügel. "Asya Abla (Abla sagt man gegenüber weiblichen, etwas Älteren Leuten), du isst so wenig", hörte ich ganz am Ende des Tisches ein Kinderschmatzen. "Und du redest auch wenig", fügte eine weitere Kinderstimme hinzu. "Ecrin, Buket lasst Yenge in Ruhe", sagte Demir, der Bruder von Cihad streng. "Tamam susduk (Ok wir sind leise)", rief Ecrin kichernd und ließ sich von ihrem Vater füttern. Richtig süß fand ich so etwas. Ich beobachtete, wie Alper Abi, der Cousin von Cihad und der Vater von Ecrin, seine Tochter kurz anlächelte und ihr dann vorsichtig die Marmeladenflecken aus dem Gesicht strich.

"Asya hilfst du mir ?". Erschrocken sah ich hoch und entdeckte Banu Abla vor mir. Selbstverständlich nickte ich und wollte grad aufstehen, als Cihad mich unsanft wieder auf den Stuhl zog. "Otur Götünün üstüne (Bleib auf deinem Arsch sitzen)", knurrte er, ohne mich anzusehen. Mir wurde etwas schlecht. Ich hoffte, dass es keiner gesehen oder gehört hatte. "Sie wollte nur helfen, Cihad" rief Banu plötzlich. "Lass sie doch mal in Ruhe !" Rief Banu Abla zu meinem Pech. "Misch dich nicht ein". Banu Abla sah Cihad, ihren jüngeren Bruder wütend an, ehe sie mit einem Stapel Teller in der Küche verschwand.

Gegen Mittag saßen wir, Frauen in der Küche und unterhielten uns. Eher gesagt unterhielten sich die Frauen und ich hörte zu. Ich hatte keinen Mut mitzureden. In Angst, dass Cihad mich erwischen würde. "Al (Nimm das)", Ängstlich sah ich in Sedef Abla's Augen. Sollte ich ? "Sedef yanarsin (im Sinne von : Du wirst am Arsch sein)", versuchte Cansel Abla, Sedef Abla davon abzuraten mir ein geschmiertes Brötchen zu geben. "Cansel seht ihr denn nicht wie schlecht es ihr geht ?". "Sieh einfach weg". Sedef Abla schüttelte den Kopf. "Ich kann das nicht. Al (hier)", sie gab mir das Brötchen in die Hand und setzte sich dann wieder auf ihren Platz.

Während ich unsicher und panisch das Brötchen in mich runter schlang, sah ich ab und zu auf die Tür, von der jederzeit Jemand reinkommen könnte. Ich aß also zum ersten Mal in zwei Wochen wieder was und Cihad's Verwandten sahen mir dabei zu. Ob das gut gehen könnte ? Ich sah auf mein, inzwischen halbes Brötchen und dankte Sedef Abla, worauf sie nur ein 'Ist schon gut' von sich gab. Nach fünf, Paranoid vollen Minuten war mein Brötchen endlich aufgegessen. Ich schnappte kurz nach Luft, um meinen Hals frei zu kriegen, da ich zu schnell gegessen hatte. Daraufhin zwinkerte mir Sedef Abla zu, was ich nur mit einem leichten Lächeln erwiderte.

"Bist du satt ?" Wollte Sedef Abla mich grad fragen, als die Tür aufgeschleudert wurde und ein wütender Cihad davor stand. "Utanmaz (Du Schamlose)" brüllte er und kam auf mich zu. Jemand hatte mich verraten. Als er grade ausholen wollte und ich mich vorbereitete einen Schlag zu kriegen und meine Augen zu kniff, kam nichts. Hatte er doch Mitleid ? Hoffnungsvoll öffnete ich sie und schluckte. Demir hielt Cihad's Hand fest und Beide sahen sich hasserfüllt in die Augen. Hatte ich grad eine Bruderschaft zerstört ?