Hayat böyledir

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Kapitel 18

Arm in Arm lagen Cihad und das Mädchen auf dem Sofa und schauten Fern. Ab und zu lachten sie zusammen. Mein Herz zog sich bei diesem Anblick zusammen. Zwar gönnte ich es ihm, dass er nach langer Zeit wieder glücklich war, jedoch machte es mich traurig, dass ich nicht dafür verantwortlich war. "Asya. Popcorn.". Cihad hielt die leere Schale hoch. Meine Augen füllten sich mit Tränen. Er sollte mich nicht so behandeln ! Er sollte mich, statt das Mädchen umarmen. Wieso könnte er das einfach nicht machen ? Was hatte ich ihm angetan ? Ich war doch seine Ehefrau und nicht sie !

Cihan's Sicht :

"Asya. Popcorn.". Fixiert schaute ich mir den Film weiter an. Doch als sich die Schale, nach gefühlten Stunden immer noch in meiner Hand befand, schaute ich verwirrt nach Asya und sah ihr dabei direkt in ihre Augen. Sie glänzten, was wohl an den Tränen lagen, die langsam über ihr Gesicht rollten. Wieso weinte sie denn jetzt ? "Popcorn.", sagte ich dieses Mal in einem strengeren Ton, wodurch Katrin auf Asya aufmerksam wurde. "Was hat deine Schwester denn ?", flüsterte sie mir verwirrt ins Ohr. Ich zuckte mit den Schultern und drückte Asya die Schale in die Hände. "Vielleicht hat sie ihre Tage.". Katrin kicherte blöd und begab sich wieder in die vorherige Position. Ab und zu streichelte sie meine Brust oder meinen Bauch, was mir ungeheuerlich  auf die Nerven ging. Generell ging sie mir auf die Nerven. Ihre Art, ihre Berührungen, einfach alles widerte mich an ihr an. Ganz ehrlich, ich hätte jetzt lieber Asya in meinen Armen, als dieses Weib. "Ich seh mal nach meiner Schwester.", sagte ich sofort, als ihre Hand wieder unter mein Shirt rutschte. Sie nickte und machte es sich auf dem Sofa breit, nachdem ich aufstand. Kopfschüttelnd lief ich in die Küche und stellte mich neben Asya, an die Theke. Sie weinte nicht mehr und bereitete still das Popcorn vor. Ab und zu zog sie nur ihre Nase hoch. Von meiner Anwesenheit, in der Küche hatte sie auch noch nichts bemerkt. "Lass das, brauchst du nicht mehr.". Sie drehte sich blitzschnell zu mir und blickte mir stumm in die Augen, ehe sie nickte und sich von der Theke entfernte. Ich reagierte blitzschnell und drückte sie wieder gegen die Theke. Wir standen uns wieder ziemlich nah, was sie nervös machte. Ihre Nervosität stieg bei jedem meiner Atemzüge, die gegen ihre Stirn knallten. "Wieso hast du geweint ?", flüsterte ich und sah auf sie herab. Sie versuchte einen richtigen Satz zu bilden, scheiterte aber dabei. Ich lachte und näherte mich ihrem Ohr. Sie wurde nervöser als sie schon war. Genau dann, als ich etwas aus mir bringen wollte, klingelte mein Handy und ich musste mich von Asya entfernen. Seufzend nahm ich den Anruf, meiner Mutter entgegen. "Ja ?". "Ah Mein Kind, wie gehts euch ?", fragte sie mit ihrer freundlichen Stimme und ihrem kaputten Deutsch. "Was möchtest du ?", seufzte ich genervt und lehnte mich an die Theke. Ich kannte ihre hinterhältigen Spielchen schon. Sobald sie etwas von mir wollte, liebte sie mich. Danach war wieder Funkstille zwischen uns.
Kurz sah ich zur Seite und bemerkte, dass Asya mich neugierig ansah. Als sie sah, dass ich sie anstarrte, sah sie schnell weg, was mich etwas zum Lachen brachte. "Hörst du mir zu ?", rief meine Mutter plötzlich in den Hörer, weshalb ich aufzuckte. Ich bejahte schnell. Das Seufzen von meiner Mutter ertönte und sie fluchte kurz. "Asya's Schwester hat angerufen.", erklärte sie ein Zweites Mal. "Sie hat uns wieder eingeladen, weil sie ihre Schwester sehen möchte ! Wir werden nächste Woche dort hinfahren !". "Was ? Nein !", rief ich sofort. "Ich fahr dort doch nicht hin !". "Cihan tu nicht so, als ob sie irgendwelche ekligen Ungeziefer wären !". "Sind sie aber !" Ich schnaubte wütend und legte auf. Ich würde ganz bestimmt nicht dahin fahren. Niemals.
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Genervt verschränkte ich meine Arme und lehnte mich an den Sitz. Ich saß grade im Auto und war auf dem Weg zu  Asya's Schwester. Asya lächelte vor lauter Glück nur so vor sich hin. Ihre Aufregung konnte sogar ich sehen. Doch ich hatte mir geschworen, ihr diesen Tag zu vermasseln. "Macht die Musik leiser.", motzte ich und legte mich quer über den Rücksitz. Meinen Kopf legte ich auf Asya's Schoß und versuchte so einzuschlafen, da wir noch eine lange Fahrt vor uns hatten. "Streich ihm durch die Haare, das liebt er !", hörte ich meine Mutter noch aufgeregt rufen, ehe ich einschlief.

Asya's Sicht :

Ratlos sah ich einmal auf Cihad und einmal auf meine Schwiegermutter, die mich immer wieder aufforderte Cihad's Haare zu streicheln. "Anne ben... (Mama ich...)", Stotternd blickte ich ihr in die Augen. Mein Scham wuchs und wuchs. "Yap Kizim ! (Mach meine Tochter !)", rief sie wieder und lehnte sich über den Beifahrersitz, zu dem Rücksitz und nahm meine Hand, ehe sie mich zwang Cihad durch die Haare zu streichen. Dieser gab ein genervtes Geräusch von sich und drehte seiner Mutter den Rücken zu. "Gamze lass das arme Mädchen in Ruhe !", schimpfte mein Schwiegervater jetzt. "Ay ist ja Gut !". Beleidigt setzte sie sich wieder auf ihren Sitz und sah wütend aus dem Fenster. "Küstü Sisko (Fettsack ist beleidigt).", murmelte mein Schwiegervater grinsend, was mich zum Lachen brachte. "Ben Sisko ? Ben ? (Ich und fett ? Ich?)". Wutgeladen sah sie ihren Mann an und lachte sarkastisch auf. "Sen önce bi o göbegine bak ! (Guck dir erstmal mal dein Bauch an)". Und so fing die Diskussion an, wer der Dickere sei. Ab und zu schlug meine Schwiegermutter meinen Schwiegervater, woraufhin er sie an schimpfte, dass sie dies lassen sollte, weil das Auto dann aus der Spur kam. Dann stritten sie sich weiter, bis wir endlich ankamen. Meine Sehnsucht nach meiner Familie war so groß. Ich wusste mein Glück garnicht zu schätzen. Cihad hatte nach 2 Jahren endlich zugesagt. Oder musste eher zusagen. Ich hoffte, dass heute nichts schief ging und ich meine Familie glücklich in meine Arme schließen konnte. Auf meine Mutter freute ich mich am Meisten ! "Gel Kizim (komm meine Tochter) steig aus !", lächelte Gamze Anne (Schwiegermutter) mir zu und öffnete mir die Tür. Cihad wurde aufgeweckt und zusammen liefen wir auf das unbekannte Haus zu. Hier wohnte meine Schwester also ? Das Haus war wirklich ganz schön von außen. Von innen war es bestimm noch schöner. "Halte Asya's Hand !", befahl Gamze Anne (Mama) plötzlich. "Bist du dumm ? Nein !", schrie Cihad sofort und sah mich angewidert an. Scham machte sich wieder in mir breit. War ich wirklich so hässlich und abwertend, wie er es sagte ? Auf einmal spürte ich eine eiskalte Hand an meiner. Cihad's Mutter hatte die Diskussion also gewonnen. "Guck nicht so, Mama zwingt mich. Also mach dir keine Hoffnungen.", sprach er kalt, als ich lächelnd auf unsere Hände blickte. Ich schluckte diesen Satz, wie gewöhnlich runter und versuchte meine Gedanken bei meiner Familie zu behalten. Sie hatten sich bestimmt sehr verändert. Ob meine Schwester Kinder bekommen hat ? Bestimmt ! "Klingel du an !" lächelte mein Schwiegervater mir zu und ich nickte glücklich. Ich zitterte schon vor Aufregung und klingelte schnell an. Kurz mussten wir warten, doch dann öffnete sich die Tür und mein Herz sprang aus meiner Brust. Ein großer, gebauter Mann stand vor uns und lächelte freundlich. "Hosgeldiniz (Wilkommen).". Der fremde Mann bat uns rein und nahm uns, unsere Jacken ab. Wo war meine Schwester ? War dieser Mann ihr Ehemann ? Hatten sie Kinder ? Oh Gott, meine Aufregung ging langsam zu weit. Ich zappelte, zitterte und platzte gleich. "Asya ?", hörte ich plötzlich jemanden schreien. "Abla ! (Große Schwester)". Sie rannte auf mich zu und umarmte mich stark. "Oh mein Gott.", flüsterte ich und sah runter, auf ihren kugelrunden Bauch. "Wo ist Mama ?"
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Im Wohnzimmer herrschte eine ruhige Atmosphäre. Meine Schwester, meine Schwiegermutter und Ich weinten. Grad, vor nicht einmal 10 Minuten hatte ich erfahren, dass meine Mutter seid einem Jahr verstorben war. Sie war an Krebs gestorben. Keiner von uns wusste, dass sie diese Krankheit hatte, was es mir schlimmer machte. Nach 2 Jahren hatte ich endlich die Chance meine Mutter zu sehen und erfahre, dass sie gestorben war. Was für ein schlimmes Schicksal. Dabei war meine Sehnsucht so groß. Sie ist gegangen ohne mich ein letztes Mal zu sehen. Darüber war ich am Meisten traurig. Ich konnte mich nicht verabschieden und ihr sagen, wie sehr ich sie liebte und mich für alles bedanken. "Kann mir jemand das Bad zeigen ?", fragte Cihad unter den Schluchzern, die von uns kamen.  "Ja, komm ich zeig es dir.". Nilay, die Schwester von Serkan Abi stand auf und verschwand mit Cihad die Treppen rauf. Als sie nach 10 Minuten immer noch nicht da waren, stand Serkan Abi etwas skeptisch auf und schlich sich die Treppen hoch. In der nächsten Sekunde hörte man Geschrei und Gebrüll, Gepolter und etwas zerbrechen. Dann kam Cihad hastig die Treppen, herunter gescheucht und versuchte sich dabei den Gürtel zu zu machen, wie auch sein Shirt anzuziehen.

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