Schwer

864 60 5
                                    

"Bitte reiß mir nicht den Kopf ab, wenn ich dir das jetzt erzähle. ", sagte ich zu Nina. Wir saßen im Jam & Roller am Rand der Bahn. Eine Stunde war vergangen seitdem ich mit Matteo geskatet hatte. Da Nina noch etwas erledigen musste, hatte ich hier auf sie gewartet, aber nun war sie zurück und wir unterhielten uns ein wenig.
"Das werde ich schon nicht", versprach Nina.
"Na gut, okay", begann ich zu erzählen. "Du hast ja gesehen, wir haben uns beim skaten unterhalten. Und irgendwann sind wir dann halt auf dich zu sprechen gekommen" Ich stockte.
"Und...?"
"Er denkt jetzt, du stehst auf Gastón", platzte es aus mir heraus.
Sie war erstaunt, denn sie riss ihre Augen weit auf und ihr Mund war leicht geöffnet. Vielleicht war sie auch viel mehr schockiert, als erstaunt. "Nein", sagte sie.
"Doch", antwortete ich. "Du standest da doch mit Nico und ihr habt beide so zu Jim und Gastón gestarrt. Da hat Matteo einfach daraus geschlossen, dass du in ihn verliebt bist."
"Weißt du denn überhaupt wieso wir die beiden beobachtet haben? Nico hat mich gefragt, was ich darüber denke, dass Jim und Gastón zusammen skaten. Das war alles!"
"Weil Nico in Jim verliebt ist"
"Was?"
"Hast du deine Blicke nicht gesehen? Es ist so klar. Er ist eifersüchtig."
Sie scheint kurz nachzudenken. "Das würde erklären, warum er die ganze Zeit schlechte Sachen über Gastón gesagt hat. Ich wusste schon gar nicht mehr, wie ich den armen Kerl noch verteidigen sollte."
Ich lächelte.
"Schau Mal da", sagte sie dann. Ich folgte ihrem Blick und tatsächlich skateten Jim und Gastón schon wieder zusammen. Wenn sie so weiter machten, würden sie noch besser werden als Matteo und Amber. Obwohl... Dafür müssten sie noch eine ganze Weile üben.
Als würden sie merken, dass wir sie beobachteten, kamen sie kurze Zeit später zu uns. Mit einem Seufzen ließ Jim sich auf die Bank fallen.
"Ich glaube, den Sprung kriege ich nie hin.", meinte sie, mehr an Gastón gemeint als an mich und Nina.
"Welchen?", fragte ich nach.
"Ach, ich hab dir vorhin zugeschaut. Und da hast du diesen einen Sprung gemacht. Den mit den vielen Drehungen. Ich dachte, ich krieg den vielleicht auch hin"

"Das schaffst du auch bestimmt, wenn du noch ein bisschem übst", sagte Gastón. Ich grinste.

"Ich bring ihn dir bei", versprach ich. Ich sah kurz auf meine Uhr. Eigentlich hatte ich ja Zeit. "Was hälst du von ..."
"Luna!", unterbrach mich Nina. Sie hatte wohl gemerkt, dass ich ihn ihr jetzt gleich zeigen wollte. Doch ich verstand ihr Problem. Nina würde mich umbringen, wenn ich sie jetzt mit Gaston alleine ließe.
"...morgen?", beendete ich meinen Satz.
Jim strahlte über beide Ohren.
"Danke, Luna. Ehrlich"
"Ich muss jetzt los", Nina packte schnell ihre Sachen. "Muss noch was für die Schule besorgen"
"Warte, ich komm mit", sagte Jim. Sie warf ihre Tasche über die Schulter und dann gingen sie. Doch keine zehn Sekunden später, kam Jim noch mal angerannt. "Ich hab' was vergessen", lächelte sie.
"Deine Schlüssel habe ich dir vorhin schon wiedergegeben", meinte Gastón. Doch daran hatte Jim gar nicht gedacht. Sie umarmte Gastón und ich sah, wie er grinste.
Kaum hatten sie sich voneinander gelöst, war Jim auch schon wieder verschwunden.

Eine weitere Stunde war vergangen. Ich packte gerade mein Buch ein, das ich noch für die Schule lesen musste, und wollte mich jetzt auf dem Weg nach Hause machen, da sah ich Matteo und Amber skaten. Es war der Sprung, den ich nicht geschafft hatte, den sie probten. Matteo warf sie hoch, Amber wirbelte in der Luft und schließlich fing er sie wieder. Es tat mir weh, zu sehen, wie einfach es für Amber war. Matteo lächelte zufrieden. Er strahlte schon fast. Und da kam mir in den Kopf, dass er mich vielleicht auch so angesehen hätte, wenn ich es geschafft hätte. Hatte ich aber nicht.
Ich wusste nicht, wo auf einmal mein Willen herkam und wieso ich es Matteo zeigen wollte, warum ich dieses Lächeln wollte, aber ich nahm mir vor, diesen Sprung zu schaffen. Ich würde es Amber schon zeigen. Und Matteo. Und mir selber.
Und da konnte mir nur einer helfen. Ich kramte mein Handy hervor.
"Simón?"

Look behind you #LutteoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt