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Als ich mit Gastón bei Simon ankam, saß dieser auf einer Parkbank und hatte sein rechtes Bein hochgelegt.
Ich war so schnell gefahren, als ich ihn gesehen hatte, dass ich glatt einige Meter vor ihm gestolpert war und Gastón mit auf den Boden gerissen hatte.

"Ach du meine Güte", hatte Nina erschrocken gerufen und erst mir, dann Gastón aufgeholfen.

Ich entschuldigte mich nur halbherzig und stürzte mich sofort auf Simon, der belustigt grinste.

"Für diesen filmreifen Sturz hättest du von mir den Oskar verliehen bekommen", sagte er lachend.

"Nicht lustig", erwiderte Gastón hinter mir und ich stimmte ihm zu. Dann sah ich Simon kritisch an. Einige Blätter hingen in seinem Haaren, aber ich konnte keine offenen Wunden sehen.

"Doch, eigentlich schon", widersprach er. "Er fährt hinter dir und du hast ihn trotzdem...-"

"Simon!"

Unschuldig hob er seine Hände. "Schon gut, schon gut"

"Sieht so aus, als wäre der Sturz vollkommen unnötig gewesen", meinte ich und strich ihm einen kleinen Ast von der Kleidung. "Du siehst kerngesund aus"

Simon rollte mit den Augen. "Ich hab Nina gesagt, dass es nichts ist. Sie hat ja gleich ein Drama draus gemacht"

"Er kann nicht auftreten!", verteidigte Nina sich protestierend.

Ich betrachtete den Fuß, auf den Nina deutete, und öffnete dann vorsichtig seinen Rollerskate.

"Das tut weh", beschwerte sich Simon und ich schüttelte den Kopf. Weichei.

Sein Knöchel war angeschwollen, das sah ich sofort. Ich seufzte frustriert. Na super.

"Wie hast du das denn geschafft?", fragte ich. "Normalerweise bin doch ich die, die hinfällt"

"Die Rollen haben plötzlich blockiert", erklärte er mit zusammengebissenen Zähnen, als ich ihm auch die Socke auszog. "Aber es geht schon. Nur der Knöchel tut etwas weh."

"Die Rollen haben blockiert?", fragte Gastón erstaunt. Ich drehte mich zu ihm.
Ach du meine Güte.

Einen Moment brachte ich kein Wort heraus. "Deine H-hose", stammelte ich.

Sie war total zerrissen. Dreckig und zerfetzt. An den Knien sah es besonders schlimm aus. Ich musste mir nichts vormachen. Das war meine Schuld. Ich hatte ihn mit auf den Boden gerissen.

Ich hielt mir die Hand an die Stirn.
Und was war das da? Oh nein. Das Blut lief schon sein Bein herunter.

Simon lachte wieder. "Ich hab doch gesagt, Oskar würdig"

"Haha", erwiderte ich ironisch.

_____

In der nächsten halben Stunde brachten wir Simon zu seinem Arzt. Er war Mitte fünfzig, hatte eine Glatze, ein kleines Bäuchlein und vorallem hatte er wohl einen schlechten Tag. Er erklärte uns bissig, dass Simon nicht sterben würde, wenn wir ihn alleine ließen, bis er aufgerufen werden würde und warf uns damit förmlich aus seiner Praxis raus. Ich konnte es verstehen. Sein Wartezimmer war randvoll und die Patienten ungeduldig. Also machten wir uns auf den Weg zurück.

"Luna, ich muss jetzt echt los", entschuldigte sich Nina, als wir am Jam & Roller vorbei liefen und verschwand.

"Gastón?", ich schniefte.

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