Rat

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"Luna!", rief Mama, als ich gerade ein paar Sachen in meinen Rucksack stopfte. Ich warf einen Blick auf meine Uhr. 12:58. Simon war da.

"Bin gleich da", antwortete ich heiser. Ich wusste nicht, was mit meiner Stimme los war, aber über Nacht hatte ich plötzlich Halsschmerzen bekommen und immer wenn ich sprach, klang es rau und kratzig.

Ich hatte am Morgen schon einen heißen Tee mit Honig getrunken und Hustensaft geschluckt, aber bisher hatte das noch nicht viel geholfen. Ich wusste, es kam von den ganzen Tränen, die ich in den letzten Tage vergossen hatte. Das war eine meiner merkwürdigen Eigenschaften. Wie sollte man auch schon klingen, wenn man die ganze Nacht weinte?

Mama ging davon aus, dass ich mich erkältet hatte und deswegen heiser war. Wahrscheinlich war das das Beste. Ich wusste nicht, wie ich ihr die Wahrheit erklären hätte sollen.

Sol war diese Nacht nicht in meinem Träumen erschienen und auch ihre seltsamen Wörter waren mir erspart geblieben, aber vergessen hatte ich sie dennoch nicht. Sie klebten förmlich an mir und auch wenn ich wusste, dass das alles Unsinn war, gab es immer wieder Momente, in denen ich darüber nachdachte. Ich denen ich mich umsah, obwohl ich wusste, dass es sich um eine Metapher handeln musste. In denen ich tatsächlich über eine Bedeutung nachdachte.

Es würde ein sonniger Tag werden, daher hatten Simon und ich beschlossen, ein bisschen im Park zu skaten und dann dort etwas zu essen. Ich setzte den Rucksack auf, griff nach meinen Rollerskates und lief dann die Treppe herunter.

Als ich in die Küche kam, hörte ich schon, wie Mama Simon erklärte, dass wir auf keinen Fall draußen bleiben sollten, wenn es trotz guter Vorhersagungen kalt werden würde oder es pötzlich anfing zu regen.

Simon lächelte freundlich und sagte Mama, dass er schon auf mich aufpassen würde.

"Luna", rief er erfreut, als er mich sah und zog mich gleich in eine dicke Umarmung.

"Hey", antwortete ich mit dumpfer Stimme und ein Grinsen schlich sich auf Simons Lippen.

"Du bist ja wirklich furchtbar heißer", er lachte kurz und nahm dann den Korb entgegen, den Mama ihm hinhielt. Dort hatte uns Mama alles für unser Picknick eingepackt. Sie war sofort Feuer und Flamme gewesen, als ich ihr von der Idee erzählt hatte, im Park zu essen und ich hatte mir eine halbe Stunde Geschichten anhören müssen, wie es war, als Mama noch jung war uns sie so etwas gemacht hatte. Als Papa schließlich in die Küche kam und Mamas Hilfe brauchte, war ich erlöst gewesen.



Der Weg zum Park verlief ruhig. Ich wusste nicht wie ich anfangen sollte und Simon hatte anscheinend auch nicht das Bedürnis, etwas zu erzählen. Wir suchten uns also einen schattigen Platz im Park und stellten dort den Korb und die Rucksäcke ab.

Erst nachdem wir beschlossen, ein paar Runden mit den Skates zu drehen und ich ihn fragte, wie es seiner Mutter und dem Baby ging, war das Eis gebrochen.

Sofort erschien ein breites Grinsen in Simons Gesicht und automatisch lächelte ich auch.

"Es geht ihr super", berichtete Simon glücklich. "Papa sagt, Mama fängt an, die seltsamsten Sachen zu essen und hätte jede Sekunde eine andere Laune."

Belustigt zog ich eine Augenbraue hoch. "Ach ja? Was isst sie denn so?"

"Papa hat erzählt, dass er davon gehört hatte, dass schwangere Frauen gerne Sauergurken und Schokolade essen, aber was Mama derzeit kocht, treibt ihn echt in den Wahnsinn. Erst letzten Samstag gab es Spaghetti mit Röstzwiebeln und Kartoffelchips zum Mittagessen"

Ich lachte, während ich versuchte, mir den Geschmack vorzustellen. Ich schüttelte den Kopf. Ne, das war nichts für mich.

"Und weißt du, was das Beste war?", fragte Simon und half mir dabei, eine Treppe hochzukommen, denn das war mit Skates alleine echt schwierig. "Nach einem Bissen hatte sie kein Hunger mehr und so musste Papa den ganzen Rest essen."

Ich prustete los und auch Simon konnte sich nicht halten. Wie gut, dass ich nicht schwanger war! Alleine der Gedanke an ein solches Essen reichte mir schon, damit mir schlecht wurde. Ich stellte mir Simons Papa vor und wie er, während er sich ein Löffel nach dem anderen reinschob, so tat, als würde es gut schmecken, damit seine Frau nicht traurig war.

"Nächsten Mittwoch ist der nächste Termin beim Frauenarzt", erklärte Simon. "Vorraussichtlich werden sie erfahren, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird"

"Ich freu mich so für dich", sagte ich begeistert. "Ich hoffe, es wird ein Mädchen."

"Und ich hoffe auf einen Bruder!", sagte Simon sofort und an seinem Grinsen erkannte ich, dass er eine Idee hatte. "Lass uns Wetten! Wenn es ein Mädchen wird, gewinnst du und beim Gegenteil gewinne ich"

"Abgemacht", erwiderte ich und schlug in die Hand ein, die Simon mir hinhielt. "Was ist der Wetteinsatz?"

Einen Moment sah mich Simon nachdenklich an. "Mh...", machte er. "Der Verlierer muss dem Gewinner etwas kochen", sagte er dann. "Ein Drei-Gänge-Menü am Abend. Mit Beilagen und Getränken und allem drum und dran"

Ich lachte amüsiert. "Geht klar"



Die nächste halbe Stunde hatte ich eine Menge Spaß und auch Simon verlor sein Lächeln nicht mehr, bis wird wieder bei unseren Sachen ankamen.

"Hast du auch so einen Bärenhunger?", fragte er, als er sich auf der Picknickdecke niederließ. Ich nicke und setzte mich zu ihm. Mama hatte Sandwiches gemacht. Zwei mit Schinken, Mais und einer dicken Scheibe Käse für mich, so wie ich es gerne hatte und zwei mit Thunfisch, Zwiebeln und Remoulade für Simon.

"Lecker!", rief dieser, als er seine erblickte, und lachte freudig. "Deine Mutter weiß wirklich, was mir schmeckt"

Ich lächelte und nickte.

"So", meinte er schließlich, als er eines seiner Sandwiches gegessen hatte und dabei war, sich an den Baum zu lehnen, der uns Schatten bot. "Du hast mir geschrieben, du bauchst jemanden zum Reden und jetzt wird es langsam Zeit dafür. Sag mir, was los ist"

Das Lächeln verschwand augenblicklich aus meinem Gesicht. Für einen Moment hatte ich tatsächlich vergessen, was Nina mir gestern gebeichtet hatte. Um so härter traf es mich jetzt.

"Okay, jetzt machst du mir Angst, Luna", sagte Simon plötzlich total ernst und sah mich mit einem beunruhigten Blick an. "Was ist passiert?"

Ich seufzte. Ich wollte ja eigentlich nicht darüber reden. Schon gar nicht über Matteo, auch nicht über Nina und letztlich begann ich auch noch daran zu zweifeln, dass mir Simon glauben würde, wenn ich solch gemeine Sachen von Ambar behauptete.

"Luna?"

"Versprich mir, dass du mich ausreden lässt", sagte ich unruhig und irgendwie auch nervös.

Simon hob seine Hand, so wie wir es immer getan hatten, als wir noch Kinder waren und ein schwaches Lächeln stahl sich auf meine Lippen. "Ich verspreche dir, dass ich mir alles anhören werde, was du zu sagen hast"

Ich blickte bekümmert zu Simon. Alles, was ich sah, waren diese vertrauten Augen. Seine starken Arme, die mich festhielten, wenn es mir schlecht ging. Sah, wie er besorgt auf seiner Lippe kaute, so wie ich es auch immer tat, wenn ich nicht wusste, was mich erwartete.

"Es hat alles vor ein paar Wochen angefangen", begann ich und kniff meine Augen zusammen. Mein Kopf schrie mich an, ich sei egoistisch. Ich würde nur an mich denken, sei rücksichtslos, weil ich ein Versprechen brechen würde, damit es mir besser ging, aber mein Herz sagte mir, dass es richtig war, was ich hier tat. Also nahm ich meinen ganzen Mut zusammen.

"... als mir Nina erzählte, dass sie sich in Matteo verliebt hatte"


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Was kommen denn so viele Kapitel in den letzten Tagen? Kann ich mir selbst nicht beantworten, Leute. Die Wörter sind einfach in meinem Kopf und warten darauf, aufgeschrieben zu werden. Bis bald. Hab euch lieb :)

Look behind you #LutteoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt