einzigartig

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Das Licht der Scheinwerfer strahlte in bunten Farben auf uns und brachten mein Oberteil zum Glitzern. Meine Hand war fest verschlossen mit Matteos, die andere krallte am Mikrofon, als wäre dieses ein Seil, das mich davor bewahrte, in den Abgrund zu stürzten.
"Somos complices los dos", ertönte Matteos Stimme laut und deutlich. Falls er nervös war, war dies nicht zu hören. Er klang vollkommen entspannt und zeigte diese Sicherheit, die man nur bei Matteo bekam.
"Al menos se que huyo porque amo
Necesito distension
Estar asi despierto
Es un delirio de condenados", sang er weiter.

Ich ließ mein Blick über das Publikum schweifen. Ramiro und Yam saßen ganz links. Dann Jim und Gaston. Erst als ich das zweite Mal hinsah, bemerkte ich ihre verschränkten Hände, aber ich wollte jetzt wirklich nicht darüber nachdenken, was dies schon wieder heißen mochte. Mein Blick glitt weiter zu Nico, Pedro und dann zu meinem besten Freund. Simon beobachtete mich genau und ich ihn. Ich nahm mir vor, morgen zu ihm zu gehen und mich auszusprechen. Nichts war schlimmer, als nicht zu wissen, ob Simon sauer war oder nicht.
Ich sang die Zeilen für ihn.
"Como un efecto residual
Yo siempre tomare el desvio"

Er lächelte augenblicklich und ich wusste, unser kleiner Streit war vergessen. Es hatte ihm nicht gefallen, dass ich Ambar schlecht gemacht hatte, weil sie mit Simon geskatet war. Aber das hatte ich ja nicht gesagt, weil ich sie nicht mochte, sondern weil ich mir Sorgen um ihn gemacht hatte. Wenn mir Simon doch nur ein paar Minuten zugehört hätte! Vielleicht hätte ich endlich den Mut gehabt, von Ambars Spiel zu erzählen. Dass sie wollte, dass sich Simon in sie verliebte. Nur um mich traurig zu sehen, weil ich litt, wenn er litt und das würde er definitiv, wenn Ambar ihm letztendlich das Herz brach.

"Tus ojos nunca mentiran
Pero ese ruido blanco
Es una alarma en mis oidos"

Ich sah weiter. Delfi, Yasmin und da war auch schon Ambar. Ihre Miene finster, die Lippen fest aufeinander gepresst, steif saß sie da. Ich konnte mir vorstellen, dass es nicht leicht war, jemand anderen mit Matteo singen zu sehen. Gerade mich, die sie gar nicht leiden konnte. Ambar hasste mich sogar so sehr, dass sie mir drohte, das Leben schwer machte, wo sie konnte. Ambar hatte beim Open Music schon immer mit Matteo gesungen, aber das war nun vorbei. Das hier war zu meinem Moment geworden. Ihr Augenblick zu meinem.

Nina war nicht gekommen. Wahrscheinlich stand sie immer noch draußen an der Säule und starrte vor sich hin. Ich glaubte nicht, dass sie merkte, dass sich mich damit enttäuschte. Vor alledem wusste ich nicht, was generell mit ihr los war. Sie hatte mich angelogen, einfach so, ohne jeden Grund.

Dann sah ich zu Matteo zurück und er zog mich ein bisschen zu sich.

"No seas tan cruel", ertönten unsere Stimmen gemeinsam. Ich schauderte. Ich hatte unsere Stimmen noch nie zusammen gehört. Aber ich hatte mich sofort in die Harmonie, die zwischen uns war, verliebt. Und Ich liebte, wie die Zeilen uns miteinander verbanden, vergötterte, wie Matteo mich festhielt, als wäre ich das wichtigste der Welt.

"No busques mas pretextos
No seas tan cruel
Siempre seremos profugos los dos"

Meine Hand ließ Matteos los und glitt zu meinem Hals. Alles, was ich fühlte, war, dass etwas fehlte. Für einen Moment hatte ich tatsächlich vergessen, dass Ambar mein Medaillon gestohlen hatte. Ich sah an mir herunter und wusste, dass Matteo bemerkte, was mir fehlte.

Ich schloss meine Augen, versuchte die Tränen zurückzuhalten, die sich bei dieser Erkenntnis sammelten.

Ich wusste nicht, wo sie plötzlich her kam. Aber da stand sie auf einmal. Das kleine Mädchen aus meinen Träumen, Sol.

"No tenemos donde ir
Somos como un area desvastada
Carreteras sin sentido
Religiones sin motivo
Como podremos sobrevivir"

Sie streckte ihre Hand aus und öffnete diese dann. Ein kleiner, runder Gegenstand kam zum vor scheinen.
"Ich habe immer das Licht der Sonne bei mir", flüsterte sie."Diese Sonne hier ist für dich. Sie soll dich beschützen"

"No seas tan cruel
No busques mas pretextos
No seas tan cruel "

Matteo lies mich los und ich öffnete meine Augen. Sol war sofort verschwunden. Ich atmete tief aus, wollte mich nicht von ihr beirren lassen. Wer war sie? War das eine Erinnerung gewesen?

"Siempre seremos
Siempre seremos profugos los dos"

Diesmal nahm ich Matteos Hand und sah das Lächeln, das sich auf seinem Gesicht bildete. Ich grinste ihn an und bekam einen Snob-Blick zurück. Vielleicht sollte ich lernen, mich damit abzufinden.

"No seas tan cruel
No busques mas pretextos
No seas tan cruel
Siempre seremos profugos
No seas tan cruel
No seas tan cruel
Somos profugos los dos
Siempre seremos"

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Silvester ❤️💚

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