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Simon saß auf dem Rand der Bühne und spielte auf seiner Gitarre, als ich kam. Die Melodie kam mir sehr bekannt vor.

"Eres mi flor favorita en un cuento de hadas", sang ich leise und Simon sah auf. "Eres la frase más bella jamás escuchada"
Ich grinste ihn an und er konnte sich ein Lächeln auch nicht verkneifen. Doch anstatt aufzuhören, spielte er jetzt lauter.

"Eres el frío, el calor
Eres el miedo, el valor
Eres la sombra que sale cuando quema el sol", sang er den Text weiter. Ich ging noch ein paar Schritte weiter auf ihn zu und legte meine Hand auf seine Schulter. Das hier war unser Lied. Immer, wenn wir es sangen, schien es, als würde die Zeit stehen bleiben, als hätten wir alle Zweifel und Sorgen in einer anderen Welt eingeschlossen. Es war erlaubt, all diese Gefühle zuzulassen, die man sonst immer verdrängte, die dafür sorgten, dass man alles in Frage stellte, was man hatte. Es war okay, alles in diese Wörter zu legen, alles was einen bewegte. Wir waren frei, wenn wir dieses Lied sangen. Und vor allem waren wir glücklich. Diese Momente gehörten uns.

"Eres", sangen wir gemeinsam. "un confidente de todas mis emociones
La causa, la razón de mis canciones
Los sueños, la verdad y mucho más
Mucho más"

Ich liebte alles an diesem Lied und ich liebte es, es mit Simon zusammen zu singen. Es machte mich fröhlich.
Ich sah, wie Nina auf uns zu kam. Ein Lächeln schlich sich in ihr Gesicht. Sie mochte es, wenn wir sangen. Das sagte sie zumindest immer.

"Eres un mar donde navegan emociones
El cielo en el que flotan corazones
Mi cómplice, mi guía y mucho más
Mucho más
Eso eres"

Ich winkte sie zu uns und nickte ihr zu. Ich war mir sicher, dass es für Simon in Ordnung war, wenn ich Nina einlud, mit uns zu singen. Sie konnte singen, dass wusste ich. Aber Nina dachte nicht einmal daran mitzumachen. Sofort schüttelte sie den Kopf und sah mich schockiert an.
Irgendwie müsste ich sie überzeugen können.
Ich sah mich um. Hier an der Bar war es nie so voll, denn die meisten Besucher skateten auf der Bahn. Nur Pedro und Nico saßen dort drüben, Delfi konnte ich sehen, aber sie hatte ihr Tablet in der Hand und schien ganz vertieft zu sein. Und wer war das da hinten in der Ecke? Ich sah genauer hin. Erkenntnis machte sich in mir breit. Nina war nicht einfach nur schüchtern. Nein, Nina wollte nicht vor Matteo singen. Nicht vor dem Jungen in den sie verliebt war, vor dem Jungen, der nicht nur gut skatete, sondern auch wunderschön singen konnte, weil es nur die Wahrheit war, wenn man sagte, der Junge aus Italien wäre ein Multitalent.
Vielleicht lag es auch ein wenig an Gastón, der wie immer neben seinem besten Freund saß und einen Shake trank (Ich würde wetten, dass es Maracuja war!). Ich hatte mich nicht getraut, ihr zu erzählen, dass Gastón jetzt auch dachte, dass Nina auf ihn stand. Es reichte schon, dass sie wusste, dass es Matteo dachte. Ich kannte Nina. Das wäre viel zu viel für sie.
Ich erinnerte mich daran, wie ich Nina das erste Mal singen gehört hatte. Ich war überrascht und erstaunt gewesen. Sie hatte mich nicht nur berührt, sie hatte mich in eine andere Welt getragen. Es klang so schön, so sanft. Ich überlegte nicht länger und zog sie zu uns.
Doch Nina schüttelte weiterhin den Kopf, dieses Mal hektischer, also sang ich die nächsten Zeilen.

"Eres pregunta y respuesta, mi euforia y mi calma
Eres tu bella sonrisa, la rima y el alma"

Vorsichtig nahm ich ihre Hand. Ich schloss die Augen und ich wusste, dass Nina es auch tat. Und tatsächlich sang sie.

"Eres el frío, el calor"

Erst klang Ninas Stimme leise und vorsichtig , aber dann sang sie lauter, fester und klarer.

"Eres el miedo, el valor "
Ich ließ mich von ihrer Stimme davon tragen. Genau wie damals.
"Eres la sobra que sale cuando quema el sol"

Simon grinste. Sie verzauberte auch ihn mit ihrer Stimme. Genau so war es, wenn sie schrieb. Ihre Worte gingen nicht in den Kopf, sie gingen ins Herz. Wenn sie jemals ein Lied schreiben sollte, wäre ich die erste, die es kaufte.
Simon überließ uns den Refrain:

"Eres un confidente de todas mis emociones
La causa, la razón de mis canciones
Los sueños, la verdad y mucho más
Mucho más"

Den letzten Teil sangen wir zu dritt. Ninas Hand klammerte fest an meiner, als wäre sie eine Rettungsleine, die sie davor bewahrte, zu fallen, abzustürzen. Es gab ihr den Halt, den sie brauchte und den Mut. Meine andere Hand ruhte weiterhin auf Simons Schulter, als würde ich uns drei miteinander verbinden. Aber das war gar nicht nötig, denn unsere Stimmen hingen wie ein magisches Band zwischen uns. Man hätte es nicht durchschneiden können, wenn man es versuchte. Es war wie ein Schuh mit Rollen. Du würdest es niemals von einander trennen. Denn dafür war es zu wertvoll.

"Eres un mar donde navegan emociones

El cielo en el que flotan corazones
Mi cómplice, mi guía y mucho más
Mucho más"

"Mucho más", sang Simon.

Ich lächelte. "Eso eres"
Simon sah mich an. Sein Glück war meins. Sein Mut, sein Willen, seine Probleme. Seine Freunde, seine Tränen und sein Lachen. Wir waren die besten Freunde. Nichts würde uns je trennen. Ich lehnte mich zu ihm hin.

"Eso eres"

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Überall Lumon. Eigentlich ja überhaupt nicht meins. Passte gerade aber an die Stelle der Geschichte xD
Nehmt's mir nicht übel xD

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