mich

737 44 16
                                    



Diese Nacht quälten mich schreckliche Alpträume. Dauernd schreckte ich auf, lechzend nach Luft, mit einem klebrigen Schweißfilm auf der Haut. Ich fühlte mich elendig.

Als ich schließlich ein weiteres Mal aufwachte, band ich meine Haare zusammen und trank einen Schluck aus der Flasche, die neben der Matratze stand. Ein süßer Geschmack verbreitete sich in meinem Mund und angewidert schüttelte ich den Kopf. War das etwa Apfelschorle?! Wie bekam Nina so etwas in der Nacht bloß runter?

Seufzend stellte ich die Flasche wieder weg und legte mich hin. Die Decke zog ich nur bis zu meinem Bauchnabel hoch, denn mir war furchtbar heiß und ich wollte nicht noch mehr schwitzen.
Ich schloss einfach die Augen, wusste, dass ich jetzt so wieso nichts erreichen würde, wenn ich aufstand, und atmete tief aus. Ich wartete darauf, dass ich endlich wieder einschlief. Ich wollte mich in die Dunkelheit fallen lassen und ein paar Stunden alles ausstellen. Die widerlichen Gedanken, den staubstrockenden Hals, meine brennenden Wangen und die Enttäuschung, die mich umgab wie ein feiner Nebel. Frei und unbesorgt sein, wollte ich. Wenigstens für ein paar Stunden.

Es dauerte tatsächlich nicht mehr lange und ich schlief ein. Ließ mich in die Dunkelheit fallen, in den Schlaf, nachdem ich mich so sehr sehnte.


Ich stand in einem Raum. Es war ganz plötzlich passiert. Er ... war einfach da gewesen. Ich wollte meine Finger an meine Schläfen legen, so wie ich es immer tat, wenn ich überlegte, ob ich etwas vergessen hatte, aber meine Hand war so schwer wie Stein. Es war schlichtweg unmöglich. Wie war ich hier her gekommen? Was passierte hier?

Ich musterte meine Umgebung neugierig. Die Wände waren in einem tiefblau gestrichen, große Fenster ließen Tageslicht herein. Weiße Flocken fielen draußen vom Himmel, aber hier drinnen war es warm. Dieser Raum war nicht verschwommen. Alles war klar und deutlich, als ob ich nur meine Hand ausstrecken müsste und es berühren würde. Es war nicht wie die Räume in den anderen Träumen. Dieses Mal fühlte sich alles ... echt an.

Ich riskierte noch einen Blick. Ich lächelte, als ich Sol entdeckte, die vor mir stand. Sie trug ihr zerbrochenes Medaillon so unschuldig um den Hals, als wäre dort nie eine Sonne zwischen dem Mond gewesen. Aber ich wusste, Sol war wie das Licht. Einer ihrer Sonnenstrahlen reichte und viel Dunkles verschwand.
Sie brauchte die Sonne nicht für sich. Ihr Herz war groß. Sol gab es ihrem besten Freund, denn sie wollte sein Glück mehr als ihres.

Sol sah nicht zu mir. Sie beobachtete jemanden, der hinter mir stand und verzweifelt versuchte ich, mich umzudrehen, aber das war absolut unmöglich. Egal wie oft ich meinen Beinen befahl, sich in Bewegung zu setzen, sie blieben am Boden kleben, als wären sie eingefroren. Frustriert seufzte ich.
Ich kannte nur eine Person, die auftauchte, wenn Sol da war. Ihr bester Freund, der, der ihre Sonne bekommen hatte. Und gerade jetzt, wo doch alles so klar war, konnte ich mich nicht bewegen und im ins Gesicht sehen?

"Es tut mir leid, Sol", hörte ich ihn sagen. Der kleine Junge weinte bitterlich. Ich konnte ihn nicht sehen, aber ich wusste, dass er weinte. Es war einfach in meinem Kopf.

Mein Blick huschte zu Sol. Sie lächelte nicht. Sie weinte nicht. Sie sah einfach durch mich hindurch und überlegte.

"Sag doch was, Sol", bat er leise, doch Sol wollte ihm nicht antworten. Sie war verletzt. Ich wusste, sie war verletzt.

"Du hast kein Wort zu mir gesagt, Ma", flüsterte Sol. Ma? War das ein Spitzname? Sein Spitzname? "Dabei hast du es die ganze Zeit gewusst"

"Ich habe wohl was gesagt", protestierte der Junge, Ma?

Look behind you #LutteoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt