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Das Open Music war vorbei. Ich lag auf einer Matratze in Ninas Zimmer und starrte an die Decke. Das Licht war ausgeschaltet, so war die Dunkelheit, das einzige, was ich sah.

Ein Rascheln ertönte, Nina drehte sich. "Ich möchte es dir erklären, Luna"

Ich kaute auf meiner Lippe herum. Wie, wie nur wollte sie mir das erklären? Ich hatte kein gutes Gefühl, was all das an ging. Aber ich war kein unfairer Mensch. Ich wollte nicht über sie urteilen, wenn ich die Wahrheit nicht kannte.

"Luna?"

"Erklär es mir", flüsterte ich.

Es dauerte eine Weile bis Nina wieder sprach. Ich war mir nicht sicher, ob sie sich die Worte zurecht legte oder einfach nicht wusste, wie sie anfangen sollte.

"Ich bin rausgegangen, um nachzudenken", begann sie. "Ich wollte alleine sein, deswegen habe ich dich auch angelogen"

"Du lügst mich an, weil du alleine sein willst?", fragte ich mit einem Hauch Verbitterung in der Stimme.

Es war keine besonders schlimme Lüge gewesen. Es war nichts, was man nicht verzeihen konnte. Aber ich verstand nicht, wieso es ihr so schwer gefallen war, zu sagen, warum. Ich verstand es einfach nicht.

"Kannst du nicht einfach mal zuhören ohne mich zu unterbrechen?", fragte Nina genervt. Ich hielt die Luft an. Doch sie korrigierte sich sofort. "Verzeih mir, aber ich bin ein wenig nervös"

Ich sah zu ihr hinüber, versuchte etwas durch die Dunkelheit zu erkennen. Nur grob erkannte ich ihre Umrisse. Ihre Beine, ihre Arme. Ihr langes Haar.

Mein Schweigen sagte ihr, dass ich sie diesmal ausreden lassen würde. Ich war neugierig, gespannt auf eine Erklärung. Hoffte zutiefst, dass sie nicht lügen würde.

"Ich habe eine Unterhaltung gehört, als ich ins Roller gekommen bin.", sagte Nina unsicher. "Da hast du schon an dem Tisch gesessen und auf mich gewartet. Ich wollte nicht zuhören, ehrlich, aber ich konnte mich nicht losreißen. Ich könnte ihm ewig zuhören. Seine Stimme ist so-"

"Du hast Matteo belauscht?", fragte ich. Von wem würde sie sonst wohl schwärmen?

"Luna!", zischte Nina. Stimmt ja, ich sollte meinen Mund halten.

"Ja, ich würde es zwar nicht so ausdrücken, aber ja, ich habe Matteo belauscht. Ich war an meinem Spind, so konnten mich Gaston und Matteo nicht sehen. Sie wussten nicht Mal, dass ich da war" , Nina schluckte. "Ich weiß nicht, wie ich dir das jetzt am besten sagen soll"

Kälte breitete sich in mir aus. "Sag es einfach!"

Tief atmete sie aus und in diesem Moment begann ich, mir wirklich Sorgen zu machen. Was war hier los? Was hatte Nina gehört, dass sie mir nicht einfach erzählen konnte? Dass so schlimm war, dass Nina Angst hatte, es würde mich verletzten?

"Bevor ich es dir sage, habe ich noch eine Frage", meinte Nina. "Und du musst mir versprechen, mir die Wahrheit zu sagen. Machst du das?"

Ein Versprechen? Ich legte meine Finger an die Schläfen, dachte angestrengt nach, was das alles bedeuten könnte. Aber mir fiel beim besten Willen nichts ein. Ich schaffte es nicht, die Puzzleteile zusammen zu setzen.

"Ich werde die Wahrheit sagen", antwortete ich. Einige Sekunden schwieg Nina und schließlich fügte ich seufzend hinzu: "Ich verspreche dir, ich werde dir die Wahrheit sagen"

"Bedeutet dir Matteo etwas?"

Ich erstarrte. Bekam keine Luft mehr, hatte das Gefühl, gleich husten zu müssen. Aber ich hustete nicht, dass einzige, was ich tat, war, die Luft anzuhalten. Ich war vollkommen überfordert mit dieser Frage. Reagierte total überfordert.

Ich knetete meine Finger bis die Knöcheln knacken. Sie waren eiskalt.

"Wie meinst du das?", fragte ich.

"Beantworte einfach die Frage, Luna"

Ich dachte darüber nach. Nahm es mir wirklich zu Herzen und wollte Nina nicht anlügen. Und schon gar nicht mich selbst.

Bedeutete mir Matteo etwas?
Ich kannte ihn noch nicht so lange. Nicht so, wie ich ihn jetzt kannte. Aber Matteo hatte sich in meinen Augen verändert. Er war jemand sehr sensibles, der genau so geliebt werden wollte, wie alle anderen auch. Und ich kannte auch niemanden, der es so sehr verdient hatte wie er. Glücklich zu sein, ja, das gönnte ich ihm wirklich.
Er war für mich da. Er sorgte sich um mich. Und außerdem fühlte ich mich sicher in seinen Armen, war beruhigt, wenn er meine Hand nahm. Ich wollte ihn nicht verlieren, sogar auf gar keinen Fall, denn Matteo war etwas besonders. Also konnte ich wirklich von mir behaupten, dass er mir etwas bedeutete.

"Ja", sagte ich schließlich. "Ja, das tut er."

Ich wusste, dass Nina nickte, auch wenn ich sie nicht sah. Ich kannte sie in- und auswendig. Sie konnte mir nichts verheimlichen.

"Dann musst du mir jetzt unbedingt gut zuhören"

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Zum Ende noch eine kleine Ansage. Ich werde vermutlich heute oder in den nächsten Tagen sowohl den Titel als auch das Cover von diesem Buch verändern. Die Geschichte bleibt aber so wie sie ist :)

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