Euch

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"Du wirst mir nicht glauben, wovon ich geträumt habe", sagte ich und zog die Träger von meinem Rucksack enger, während ich neben Simon im Park zur Schule lief. Er hatte Krücken von seinem Arzt bekommen und um ehrlich zu sein, waren wir uns beide nicht sicher, ob er bis zum Wettbewerb wieder gesund sein würde. Zwei Wochen blieben uns noch. Ich wusste nicht, was ich ohne meinen besten Freund tun sollte.

"Fliegende Elefanten?"

Irritiert sah ich ihn an. Was?

"Wovon könntest du noch geträumt haben? Tanzende Instrumente? Ein unbekannter Song? Ambar?", riet er weiter.

"Ernsthaft?", fragte ich. "Ambar?"

Simon lachte. "Ja? Kann doch sein"

Ich schüttelte den Kopf und seufzte. "Simon!"

"Schon gut, schon gut", sagte er. "Was ist los?"

"Ich glaube", ich schluckte. "Simon, ich glaube, ich bin gestorben"

Der Traum verschwand mit jeder Sekunde etwas mehr aus meinen Gedanken und ich wollte alles erzählen, bevor ich es komplett vergaß, bevor es für immer verloren war.

Wohin verschwanden Träume nur, wenn man aufwachte?

"Aber ich war nicht ich.", erklärte ich. "Ich war Ma, glaube ich. Der kleine Junge, erinnerst du dich?"

So fuhr ich fort und berichtete ihm, was ich geträumt hatte. Simon hörte zu, so wie er es immer tat, und unterbrach mich nicht. Erst als ich fertig war, stellte er mir einige Fragen, aber ich konnte keine einzige beantworten. Ich fühlte mich hilflos.

Simon verabschiedete sich mit einer Umarmung und einem "Nimm es dir nicht zu Herzen", als wir am Blake waren, doch ich konnte gar nicht anders.

___________

In der Pause stand ich an der Säule und packte einige Bücher ein, die Nina mir gegeben hatte. Sie selbst musste noch etwas mit einem Lehrer klären und war gleich am Anfang der Pause verschwunden.

Als ich mich aufrichtete, fiel mir Matteo in die Augen. Und trotz all der Wochen, die wir nicht miteinander geredet hatten, machte mein Herz einen Satz. Ich hatte keine Kontrolle darüber. Es passierte einfach. Immer und immer wieder.
Er stand seitlich von mir, sah auf sein Handy und bemerkte mich nicht. Innerlich lächelte ich. Er sah verträumt aus, so wie ich es manchmal war. Ich liebte es.

Und dann nahm ich all den Mut, den ich besaß, und all das Vertrauen, das ich jemals für ihn gehabt hatte, zusammen und lief auf ihn zu. Es fühlte sich nicht richtig an. Doch ich schaltete meinen Verstand einfach ab. Wenigstens dieses eine Mal.

Einige Meter von ihm entfernt blieb ich stehen. "Matteo?"

Er hob den Kopf für einen Moment. Dann kniff er verwirrt die Augen zusammen, schüttelte den Kopf und sah wieder auf sein Handy, als hätte er sich verhört.

"Matteo?" Er schluckte.

"Matteo", sagte ich. "Bitte!"
Ich verdrehte meine Augen, als er nicht reagierte und stieß ihn an.

Matteo zuckte zusammen und sah mich mit offenem Mund an. Auf der Stelle fing ich an zu lachen. Dieser Blick. Ich schaffte es einfach nicht, mich zu beruhigen.

Er murmelte etwas, aber ich verstand kein Wort.

"So ein Schock, mich zu sehen?", ich lächelte.

"Ja", antwortete er. "Nein, ich meine, nein. Glaube ich"

Ich lachte wieder. Was war das denn? Er war schon fast so verplant wie ich. Es schien, als hätte sich Matteo in den letzten Wochen ganz schön verändert.

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