Es waren vier Tage vergangen. Mit meinen Rollerskates in der Hand und meinem Rucksack auf dem Rücken verließ ich das Haus. Meine Mama hatte mich vor einigen Minuten gefragt, ob alles in Ordnung wäre. Ich hatte im Bett gelegen und Musik gehört, als sie in mein Zimmer gekommen war und mich besorgt angesehen hatte. Aber mein Bedürfnis, ihr von Matteo zu erzählen, war nicht besonders groß gewesen und dass ich einfach nicht aufhören konnte, an ihn zu denken, wollte ich auch nicht zugeben. Erst hatte Mama mir nicht geglaubt, als ich sagte, alles sei okay, aber als ich, weil ich einfach nur meine Ruhe haben wollte, meinte, ich würde mich in einer Stunde mit Simon und Nina im Jam & Roller treffen und wollte mich nur noch ein wenig ausruhen, war die Welt für sie wieder in Ordnung gewesen. Nun machte ich mich auf den Weg zu einem Treffen, das überhaupt nicht existierte. Ich war vorhin schon dort gewesen und hatte einige Runden gedreht, bevor ich mich zu Nina gesetzt hatte und sie mir Mathe erklärte. Mein täglicher Bedarf an Erdbeer-Milchshakes war nun auch schon gedeckt und wenn ich ganz ehrlich war, fürchtete ich mir davor, auf Matteo, aber vorallem auf Ambar zu treffen. Ich hatte so wieso schon das Gefühl gehabt, dass sie mich mied, aber dann war etwas passiert, das ich einfach nicht erkären konnte.
Alles fing damit an, dass ich vor zwei Tagen ausversehen Ambars T-shirt trug. Mama hatte es am Abend auf der Komode im Flur gestapelt und hatte vor, es Ambar am nächsten Tag ins Zimmer zu legen. Ich wollte eigentlich direkt nach der Schule zum Jam & Roller, weil ich mich dort mit Simon treffen würde, aber die Schuluniform war so unbequem gewesen (mal ganz ehrlich, ich glaubte, dass dumme Ding war eingelaufen), sodass ich erst nach Hause gerannt war, um mich umzuziehen. Es lagen einige T-shirts auf der Komode und weil das so gut wie immer meine waren, hatte ich mir einfach das oberste genommen und war, ohne in den Spiegel zu sehen, aus dem Haus gegangen.
Und obwohl mich Ambar verwirrt angesehen hatte, als ich das Roller betrat, bemerkte ich es erst, als Nina mich darauf ansprach. ("Luna, tut mir leid, wenn ich jetzt zu ehrlich bin, aber dein T-shirt sieht wirklich furchtbar aus"). Erschrocken hatte ich an mir herunter gesehen und bemerkt, dass ich etwas von Ambar trug.
Simon hatte gelacht und erst als ich drohte, nie wieder ein Wort mit ihm zu reden, hörte er auf und grinste nur noch vor sich hin.
Am Abend war Ambar in die Küche gekommen, als wir zu Abend aßen und hatte nach einem Glas Orangensaft gefragt. Die Art wie sie fragte, war seltsam gewesen. Es hatte aufrichtig geklungen- so gar nicht wie Ambar. Als sie schließlich die Küche wieder verlassen wollte, drehte sie sich noch einmal um und hatte mich unvermittelt angesehen. Es war das erste Mal seit 3 Tagen, dass sie wieder mit mir sprach. In ihren Augen sah ich nichts als Wärme und Freundlichkeit und genau das hatte mir Todesangst gemacht.
"Tu mein T-shirt nachher in die Wäsche", hatte sie gesagt. Und schon wieder war es da gewesen- mit dieser Aufrichtigkeit kam ich einfach nicht zurecht. Ihre Mundwinkel hatten gezuckt und als sie ein "Bitte" hinterher schob, fiel ich aus allen Wolken. Die Gabel fiel mir aus der Hand und es hatte laut geklirrt, als sie auf dem Boden aufkam. Verwirrt bückte ich mich und hatte -so schusselig ich war- mir meinen Kopf am Tisch gestoßen. Es war einfach nicht mein Tag gewesen. Mein Glas, gefüllt mit Kirschsaft, war randvoll gewesen und durch das Ruckeln umgekippt. Bevor ich reagieren konnte, war alles auf meinen Schoß und auf meinem (oder wohl eher Ambars) T-shirt gelaufen. Beschämt hatte ich in ihre Richtung gesehen, doch Blondchen, wie Simon sie heimlich nannte, hatte nur mit den Schultern gezuckt, gesagt "Wenn die Flecken nicht rausgehen, wirf es einfach in den Müll. Kein Problem" und war gegangen.
Noch am selben Abend hatte ich Simon angerufen und gefragt, ob er wüsste, welcher Dämon sich in Ambars Gehirn festgesetzt hatte. Simon hatte nur gelacht. Er lachte oft in letzter Zeit.
Jetzt zog ich mir meine Skates an und machte mich auf den Weg zum Roller. In der letzten Woche war es mir gelungen, Matteo aus dem Weg zu gehen. Auf der Rollerskatebahn war ich nur, wenn er nicht dort war und in der Schule verbrachte ich die Pausen in der Bibliothek in einer Ecke, in der die Mathe- und Chemiebücher standen. Nicht Mal ich selber würde mich dort suchen. Zweimal hatte Matteo mich angerufen, doch ich war zu Feige gewesen, ranzugehen. Immer wenn ich an ihn dachte, dann war da dieser bittere Nachgeschmack, der mich daran erinnerte, dass Matteo mich nur ausnutzte.
An dem Abend, an dem Nina mir alles erzählt hatte, meinte sie auch, dass Matteo zu mir kommen würde und sagen würde, ich sei etwas besonderes. Mit dem letzten bisschen Hoffnung, das ich hatte, klammerte ich mich daran fest, dass er es noch nicht getan hatte. Dass er es auch niemals tun würden. Vielleicht hatte Nina tatsächlich etwas falsch verstanden und er hatte mich nicht verarscht. Gott, wie sehr wünschte ich mir das.
Im Jam & Roller war es angenehm kühl. Ich setzte mich auf eine der Bänke und beobachtete Pedro, während er bediente.
"Möchtest du auch etwas?", rief er mir zu, doch ich schüttelte den Kopf.
Eine ganze Weile saß ich einfach nur da und dachte nach.
"Lunita", flötete Ambar furchtbar gut gelaunt, als sie sich plötzlich neben mich setzte. Ich seufzte. Das hatte mir gerade noch gefehlt.
"Ging der Fleck aus meinem T-shirt raus?", fragte sie, räusperte sich dann und hob ihre Stimme. "Pedro? Bringst du mir bitte...-"
"...einen Maracuja-Shake? Kommt sofort", beendete Perdro ihren Satz und Ambar nickte zufrieden.
"Ja", antwortete ich ihr. "Es hängt, glaube ich, gerade an der Wäscheleine"
"Okay, super", sagte Ambar und trank genüsslich einen Schluck aus ihrem Milchshake, nachdem er auf dem Tisch abgestellt worden war.
Doch ich verstand das einfach nicht. Was war los mit ihr? Wo waren Yasmin und Delfi? Sie machte sonst auch nie irgendetwas ohne die Beiden. Und seit wann setzte sie sich zu mir? Ich war doch nicht blind. Da hinten saß Gastón, schrieb irgendetwas und hörte Musik. Sie würde mich ihm niemals vorziehen. Das hatte sie noch nie getan.
Ich konnte nicht anders und begann, mich über sie aufzuregen.
Sie nutzte mich genau so aus wie Matteo. Sie hatte nicht das Recht, auf einmal meine Freundschaft zu wollen oder was auch immer sie mit dem, was sie tat, bezwecken wollte.
Ich wollte all das verstehen, deswegen beschloss ich, zu Fragen, Was hatte ich denn noch zu verlieren? Meine 'Freundschaft' zu Matteo, die sie immer gehasst hatte, war ausgelöscht. Simon und Nina würde sie mir nicht wegnehmen können und mein Medaillon hatte sie schon. Also, was?
"Ambar, was soll das?", fragte ich direkt, so ernst wie ich konnte. "Warum machst du das?"
Ambar lächelte leicht und sah mich eine Weile an, ohne etwas zu sagen. Abwartend trommelte ich mit den Fingern auf dem Tisch.
"Es ist einfacher, wenn wir uns nicht streiten", begann sie. Ach ja? Es ging also darum, dass es einfacher für sie war?
"In letzter Zeit ging es mir nicht so gut. Ich vermisse Matteo unglaublich. Luna, ich werde dich wahrscheinlich nie besonders mögen...-" Na viele Dank auch! "...aber Matteo mag es nicht, wenn ich Sachen mache, die dir Schaden"
Ich verkrampfte mich auf der Stelle. In Wahrheit ging es ihr doch gar nicht darum, sich wieder mit Matteo zu vertragen, sondern nur darum, dass es ihrem beschissenem Spiel gut lief. Dass ihre Show glaubwürdig genug war.
Angewiedert sah ich sie an. Wie konnte man nur so egoistisch sein.
Es war dieser Moment, in dem ich aus dem Gedanken, dieses Spiel zu meinem zu machen, mehr machen wollte. Ich musste etwas ändern, weil es mir sonst die Freude nehmen würde. Und weil ich wusste, dass ich mich daran nicht festklammern könnte, wenn es schlecht lief, versprach ich es jemandem. Jemanden, der irgendwie immer da war.
Keine Sorge. Bald wird Ambar die Marionette sein. Bald werden sie alle nach meinen Regeln spielen. Ich verspreche es dir, Sol. Ich verspreche es dir von ganzem Herzen.
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❤️
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Look behind you #Lutteo
FanficHab die Geschichte vor ner halben Ewigkeit geschrieben, als ich eine Soy Luna Obsession hatte. Don't judge und keine Sorge, es wird im Laufe der Geschichte besser :)) ‐---------------- "Mach die Augen auf und sieh endlich hinter dich" Lunas beste F...