6- Wahrheit oder Pflicht 2

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Wieder wurde die Flasche gedreht und der Nächste wurde ermittelt. Dieses Mal handelte es sich dabei um Benedikt. Der sich sofort für Wahrheit entschied. Als er jedoch das dreckige Grinsen, das sich auf Joshuas Gesicht gebildet hatte, sah, war er sich nicht mehr sicher, ob das die richtige Entscheidung gewesen war.

„Was war der verrückteste Ort an dem ihr es je getrieben habt?", fragte dieser mit unschuldiger Stimme.

Sofort schauten sich die zwei an und wurden augenblicklich rot.

„Naja, der öffentliche Parkplatz beim Stadion in Rio de Janeiro nach dem Finale 2014", nuschelte der Kapitän der Schalker verlegen.

„Und was war dann letztens, als alle geschlafen haben und wir gemeinsam im Mannschaftsbus", setzte Mats irritiert an.

„Ihr habt was?", unterbrachen ihn Manuel und Julian Draxler entsetzt.

„Ach ja, dann war's der Mannschaftsbus", gab Benedikt nachdenklich.

Die Gesichter waren fast alle total schockiert, nur ein paar wenige grinsten noch vor sich hin. Seelenruhig griff Benedikt nun nach der Flasche und drehte sie. Thomas als nächstes an der Reihe.

„Pflicht", murmelte der Bayer nach einer kurzen Bedenkzeit.

„Geh mit Manuel raus und klärt das", kam schnell die Aufgabe vom Schalker.

Gerade hatte der Mittelfeldspieler den Mund geöffnet um zu protestieren, doch da zog ihn der Verteidiger auf die Beine.

„Soll zwischenzeitlich noch drehen, damit ihr weiterspielen könnt?" Das überlegende Schweigen deutete Thomas als Zusage, weshalb er sich von Benedikt losriss und sich der Flasche widmete, welche er dann drehte.

Dieses Mal blieb sie bei Mario Gomez stehen.

„Pflicht", entschied sich der Ältere schnell.

Daraufhin tat Thomas lange, als würde er überlegen. Eigentlich hatte er schon eine Aufgabe im Sinn, trotzdem wollte er die Geduld seiner Kollegen noch etwas strapazieren. Nach gut einer Minute reichte es dem Schalker Verteidiger schließlich.

„Hast du jetzt endlich was?", erkundigte er sich etwas unfreundlich.

„Hmm... also ich würde sagen, du nimmst jetzt dein Handy und filmst, wie du My heart will go on singst. Das stellst du dann auf deine Facebookseite und kommentierst, dass du dir die Idee eines Karaokeabends gut gefällt und du dich schon darauf vorbereitest", beschrieb der Bayer nun seine Vorstellung.

Mario blickte ihn kurz an, nickte aber dann geschlagen. Das war für Benedikt das Zeichen Thomas und Manuel aus dem Zimmer raus zu schieben und ihnen die Tür vor der Nase zuzuschlagen.

Daniel hatte die Szene verwirrt beobachtet und dachte nun mit hochgezogener Augenbraue darüber nach. Dies blieb nicht ganz unbemerkt, aber da das Hauptaugenmerkt auf den singen Istanbuler gerichtet war, zog er nicht viel Aufmerksamkeit auf sich.

Nachdem Mario seine Aufgabe bestritten hatte, zwirbelte er die Flasche herum. Diese blieb bei Bernd stehen.

Diese hatte die böse Vorahnung, dass er bei Pflicht Marc küssen müsste, wozu er sich noch nicht ganz bereit fühlte. Deshalb entschied er sich bewusst für Wahrheit.

„Was läuft da zwischen dir und Marc?"

Die Frage kam für alle wenig überraschend. Trotzdem musste der Leverkusener einen Moment überlegen. Schließlich antwortete er wahrheitsgemäß:

„Wir freunden uns gerade an"

Er blickte absichtlich nicht in das Gesicht des Barca-Torwarts. Denn Leno wusste, er könnte es nicht ertragen, wäre dessen Gesichtsausdruck wegen ihm verletzt. Schnell widmete er seine Aufmerksamkeit der Flasche und drehte sie. Bei Julian Draxler kam sie zum Stehen.

„Pflicht", sagte dieser sofort.

Kurz musterte der Torhüter den Jüngeren und seinen Freund bevor er folgende Aufgabe erteilte: „Mach Jonas einen Knutschfleckt, der wirklich gut sichtbar ist!"

Jonas sah kurz erstaunt drein, während sich Julian sofort auf dessen Schoß setze und den Kopf seines Freundes fast unverzüglich zu sich runter zog. Nun platzierte der Wolfsburger seine Lippen an den Hals des anderen und machte sich ans Werk.

Der Kölner vergrub seine Finger in den Haaren des Jüngeren. Es kostete ihn viel Selbstbeherrschung nicht gedankenlos rum zu stöhnen. Der Gedanken, dass seine Kollegen ihn für immer damit aufziehen würden, half ihm aber dabei.

„So, ich denke das reicht. Das grenzt ja schon an einen Softporno, was ihr da macht", unterbrach sie Bernd nach einigen Minuten. Rot angelaufen ließen die beiden voneinander ab.

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Julian beugte sich schnell zur Falsche und ermittelte den Nächsten, welcher Toni sein sollte. Der Realspieler entschied sich für Wahrheit.

„Okay, wurdest du schon mal dabei erwischt, wie du dir einen runtergeholt hast? Und wenn ja von wem?", wollte nun der Wolfsburger wissen.

Viele erstaunte Blicke trafen die Jüngeren. Solch eine Frage hatten sie wirklich nicht erwartete.

„Ja, von meinen Eltern", erzählte Toni peinlich berührt.

„Oh Gott, das ist mal peinlich", kam es von Andre, der sich vor Lachen nicht mehr halten konnte.

Auch die restlichen Nationalspieler grinsten zumindest, was Toni noch beschämter dreinblicken ließ. Nur Daniel blieb ruhig und verzog keine Miene, dies bemerkte der Realspieler, weshalb er auch fragte:

„Wieso lachst du nicht?"

„Ich kenn dich nicht wirklich und deshalb nehme ich mir auch nicht das Recht darüber zu lachen. Ich mein klar, peinlicher geht's kaum noch, aber trotzdem", erwiderte der Angestellte schulterzuckend.

Überrascht schauten ihn einige Spieler an. Toni runzelte nur die Stirn, bevor er die Flasche drehte. Diese Mal blieb sie bei Mesut stehen.

„Er nimmt Pflicht", kam es sofort von Sami.

„Was? Nein, sicher nicht!", protestierte der Deutschtürke.

„Doch, tust du! Wenn du schon mitspielst, dann auch richtig", entgegnete der Juvespieler streng. Genervt atmete der Arsenalspieler auf, womit er sich dem Wunsch seines Freundes beugte.

Der Realspieler überlegte angestrengt, was er Mesut anschaffen sollte. Eigentlich war er ja der Meinung man sollte bei den beiden nichts überstürzen, aber wer weiß, wann sie wieder so eine Chance bekommen würden. Außerdem war er auch neugierig, was passieren würde.

Schließlich stand er auf und flüsterte den Deutschtürken etwas ins Ohr. Dessen Augen weiteten sich gewaltig und er starrte Toni ungläubig.

„Das kannst du nicht ernst meinen", hauchte Mesut leicht entsetzt. Doch der ehemalige Münchner machte nur eine wegscheuchende Geste und begab sich wieder zurück auf seinen Platz.

Unschlüssig, was er tun sollte, verharrte der Arsenalspieler in seiner Position.

„Aber Toni", setzte er nun an.

„Nein, kein ‚aber Toni'. Tu es einfach", unterbrach der Blonde ihn grinsend. Nun war das restlose Interesse ihrer Kameraden geweckt, die nun gespannt auf den Deutschtürken blickten. Ein letztes Mal atmete Mesut tief durch, bevor er aufstand, um sich kurz darauf vor Daniel nieder zu knien.

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