3. Türchen 7- Erkenntnisse

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„Was war das denn?", verlangte nun Mesut wissen. Der Deutschtürke stand neben seinem Vereinskollegen und blickte diesen irritiert an.

„Das ist komplizierter", antwortete der Franzose lediglich.

„Woher kennt ihr euch?", harkte nun der deutsche Nationalspieler nach.

Der Ältere biss sich auf die Lippen. Er war sich unsicher, was er nun sagen sollte. Schließlich seufzte er und erklärte so kurz angebunden wie möglich:

„Wir waren zusammen"

Nun blickten ihn alle erstaunt und mit weit geöffneten Augen an.

„Du verarscht mich doch? Warum hast du das nie erzählt?", wollte Mesut etwas geschockt wissen.

„Wie gesagt, es ist kompliziert", kam es fast schon monoton vom Franzosen.

„Wie ist das mit euch ausgegangen?", forschte nun der Deutschtürke nach.

„Bei allem Respekt, das geht dich nichts an", entgegnete der ehemalige Arsenalspieler.

„Mathieu! Erzähl es mir gefälligst!", forderte der Nationalspieler mit bebender Stimme.

„Gut, wenn du es unbedingt wissen willst. Wir waren lange glücklich zusammen, bevor er mich ohne Vorwarnung über Nacht verlassen hat", schrie ihm nun der Ältere wütend entgegen.

„Das passt nicht zu ihm", murmelte Mesut verwirrt.

„Du kannst jetzt glauben was du willst, aber so ist es gewesen. Meinetwegen frag ihn ruhig, wenn er dir was anderes erzählt, dann lügt er dich an", zischte der Franzose.

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„Es ist wirklich schön hier, besonders weil man die Sterne so gut sehen kann", meinte Bernd verträumt. Die beiden Torhüter spazierten etwas außerhalb der Stadt herum.

„Ich wusste gar nicht, dass du so ein Romantiker bist", entgegnete Marc grinsend.

„Erwischt, aber du kannst nicht leugnen, dass du es hier auch wunderschön findest", erwiderte der Leverkusener leicht grinsend.

Doch anstatt etwas darauf zu sagen, blieb der Torhüter stumm. Er wollte nicht mehr reden, sondern einfach nur die Nähe seines Kollegen genießen.

„Ist alles in Ordnung bei dir?", erkundigte sich der Leverkusener leicht besorgt.

Seufzend nickte der Barcatorhüter. Skeptisch musterte Leno seinen Kollegen.

Dabei fiel ihm mal wieder auf, wie gut dieser doch eigentlich aussah. Wie einladen dessen Lippen fast schon nach ihm bettelten. Oder diese blonden Haare, durch die Bernd so gern mal strubeln wollte. Unbewusst biss er sich auf die Unterlippe.

„Ist bei dir alles in Ordnung?", wollte nun Ter Stegen wissen. Dieser hatte seinen Blick gehoben und dabei gesehen, wie sich sein Kollege auf die Lippe biss.

Wieder in die Realität zurückgeholt, schaut Bernd seinen Zimmergenossen verwundert an. Die Frage hatte er nicht gehört, schließlich war er zu sehr damit beschäftigt gewesen, den anderen Torhüter anzuschmachten.

Etwas besorgt musterte der ehemalige Gladbacher seinen Kollegen.

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„Dani?", fragte Thomas vorsichtig. Die beiden saßen auf derselben Parkbank auf der Daniel zuvor mit Julian gesessen hatte. Der Bayer hatte seinen Arm um den Jüngeren gelegt, der aufgelöst und wie ein Häufchen Elend das.

„Du willst wissen, was das war, stimmt's?", kam es von Daniel. Dieser sah nur auf seine Hände.

„Ich will nicht, dass du denkst, dass du es mir erzählen musst. Wenn du möchtest, kannst du, aber ich will dich zu nichts zwingen", erklärte der Fußballer einfühlsam.

Langsam begann der Angestellte zu nicken. Bevor er ansetzte, um Thomas von seiner Vergangenheit zu berichten:

„Ich war 18, als ich bemerkt hab', dass ich zumindest bisexuell bin. Lange habe ich mich nicht getraut es meinen Eltern zu erzählen. Diese sind nämlich die konservativsten und engstirnigsten Menschen, die es wohl auf dem Planeten gibt. Naja, als ich 21 war und meine Ausbildung ausgeschlossen hatte, habe ich es ihnen schließlich erzählt. Sie haben mich daraufhin rausgeschmissen.

Ich bin dann nach Frankreich ausgewandert. Die ersten zwei Jahre lief es wirklich schrecklich für mich. Aber es schien alles bergauf zu gehen, als ich dann eine Festanstellung bekam. Thoo trat auch zu dieser Zeit in mein Leben. Wie gesagt, es schien alles besser zu werden, besonders als ich auf Mathieu traf.

Er war mir vom ersten Augenblick sympathisch. Seine charmante Art und sein Lächeln brachten mich fast um den Verstand. Es hatte nicht lange gedauert, da waren wir auch schon ein Paar. Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich ich damals gewesen bin...

Doch nach ein paar Monaten zeigte er mir sein wahres Gesicht. Mein Mathieu wurde zu einem richtigen Monster, das mich schlug. Jedes Mal hatte er eine andere Form der Demütigung auf Lager. Ich habe lange nicht bemerkt, was er mir alles angetan hatte.

Irgendwie wollte ich alles schön reden. Für alles hatte ich eine Entschuldigung. Nie war er Schuld, immer ich. So dachte ich zumindest, bis er mir auf grausame Weise die Augen öffnete. Er hat mir am Flughafen in Rom Drogen untergejubelt und wollte mich dann von den Sicherheitsbeamten festhalten lassen und währenddessen alleine zurück nach Frankreich fliegen.

Als ich daraufhin alles realisiert habe, habe ich alle meine Sache gepackt und bin zurück nach Deutschland. Ich wollte weg von ihm und das für immer"

Nun weinte Daniel hemmungslos. Immer wieder musste er an die letzten Jahre denken. Die ganzen Erinnerungen überrollten ihn.

Vollkommen baff blickte Thomas den Jüngeren an. Er wusste genau, dass er jetzt nichts sagen musste. Weshalb der Bayer Daniel einfach noch näher an sich drückte, während er dem Katzenbesitzer über den Rücken strich. Worte waren überflüssig.

„Sollen wir zurück ins Hotel?", fragte der Mittelfeldspieler nach einer Weile. Der Angestellte konnte nur leicht nicken. Langsam machten sich die zwei auf den Rückweg.

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Die Spieler, die noch im Lokal saßen und alles mitbekommen hatten, setzten sich am Tisch zusammen. Immer wieder blickten sie auf Mesut und Mathieu, die mittlerweile einen größeren Abstand zwischen sich gebracht hatten. Es schien, als müssten sie beide erstmal verdauen, was da gerade passiert war.

„Daniels Ex also", begann Joshua nachdenklich.

„Irgendwie glaube ich, dass da mehr dahinter steckt, als das, das dieser Mathieu erzählt hat", kam es von Julian Weigl.

„Ja, das denke ich auch", stimmte Andre zu.

„Also ich bin der Meinung, dass wir diesen Typen von Daniel fernhalten sollen. Auf mich hatte es nämlich den Eindruck, als käme der noch nicht so richtig mit allem klar", schlug nun Manuel vor.

Von allen Seiten bekam der Welttorhüter Zustimmung.

„Sollen wir Mesut auf das Thema ansprechen?", erkundigte sich nun Mario.

„Nein, lieber nicht. Ich glaube nicht, dass er dazu etwas weiß", antwortete Sami überzeugt.

„Mich würde nur interessieren, was das alles zu bedeuten hat", murmelte Mats besorgt. Irgendwie traute er dem ganzen nicht. Benedikt, der neben ihm saß, legte ihn beruhigend die Hand auf den Oberschenkel. Dabei bedachte er ihn mit einem Blick, der den Dortmunder zeigen sollte, sich nicht zu sehr hineinzusteigern.

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