17. Türchen 9- Training 3

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„Also als nächstes werdet ihr eine Figur namens Einhändige Baumpose machen. Das ist ein einhändiger Handstand, bei dem die Füße wie im Schneidersitz miteinander verschränkt sind", erklärte der Bundestrainer. Sein Grinsen war sogar noch breiter geworden, wenn das überhaupt ging.

Die ersten paar Minuten erinnerten ein wenig an ein Dominospiel. Immer wieder fielen welche um. Die Mitarbeiter der Pressenabteilung wussten gar nicht, wo sich was filmen und fotografieren sollten, waren sie doch ein solches Angebot an potentiellen Momenten auf einmal nicht gewöhnt.

Es dauerte etwas, doch mittlerweile hatten die Spieler auch schon verschiedenste Theorien entwickelt, wie sie die Anweisungen am besten bewerkstelligen könnten. Einige Ideen klangen sogar recht gut, waren aber von der Umsetzung reinster Käse.

Es dauerte, bis die ersten halbwegs gute Ergebnisse vorweisen konnten. Die Zeit bis dahin war relativ ruhig verstrichen und selbst Bastian war verstummt und hatte seinem besten Freund keine dummen Kommentare mehr an den Kopf geschmissen.

Doch jetzt war die Konzentration dahin. Es wurde laut und das Chaos war perfekt.

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Bernd und Jerome ließen sich nicht wie viele anderen von ihrem Umfeld ablenken, doch trotzdem sollte es ihnen verwehrt bleiben, die Übung erfolgreich zu beenden.

Gerade als Bernd seinen Handstand erfolgreich geschafft hatte und Jerome es ihm nachmachen wollte, geschah es. Der Verteidiger spürte plötzliche Schmerzen in der Wade. Bevor er richtig reagieren konnte, knickte der Bayernspieler ein und ließ einen schmerzerfüllten Schrei von sich.

Sofort eilten die Mannschaftsärzte zu den nun auf den bodenliegenden Nationalspielern. Die gute Stimmung war gekippt und das Training wurde abgebrochen. Die Spieler wurden ins Quartier geschickt, während Jerome behandelt wurde. __________________________________________________________________________________

Die restlichen Spieler hatten sich im Speisesaal verkrümelt. Niemand wusste jetzt, was sie tun sollten. Sie fühlten sich hilflos, da sie genau wussten, dass sie dem Bayer nicht helfen konnten. Da jeder in seinen eigenen Gedanken war, sprach auch niemand etwas.

So kam es, dass Daniel, der gerade auf Französisch telefonierend den Saal betrat, vor Schreck sogar sein Handy fallen ließ. Ein paar letzte Worte, die sich verdächtig nach Abschiedsworte anhörten, murmelte der 24-Jährige noch ins Telefon, bevor er sich der Mannschaft zuwandte, die trotz des Vorfalles ihres Kollegen leicht schmunzelte.

„Warum?", war das einzige das er raus bekam.

„Was warum?", wollte Toni kopfschüttelnd wissen.

„Warum seid ihr alle hier und naja... tut so als wärt ihr Steine?", formulierte nun der Jüngere seine Frage aus.

„Wir tun so als wären wir Steine?", wollte Julian irritiert wissen.

„Ja, nein... Also ihr bewegt euch nicht und macht auch keinen Lärm. Beides trifft auch auf Steine zu", verteidigte der Angestellte seine Aussage vehement.

Belustig verdrehten einige der Spieler die Augen.

„Was machst du hier?", wollte nun Manuel verwundert wissen.

„Ich arbeite hier, falls es dir noch nicht aufgefallen ist", erklärt der Katzenbesitzer das Selbstverständliche mit gerunzelter Stirn.

„Die eigentliche Frage ist doch, was macht hier jetzt hier?", fügte er mit hochgezogenen Augenbrauen hinzu.

„Das Training wurde abgebrochen, weil sich Jerome verletzt hat. Und ja, jetzt sitzen wir hier und spielen Steine", erklärte Thomas ernst, obwohl beim letzten Teil ein Hauch Belustigung mitschwang.

EM 2016 - Das Trainingslager davorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt