19. Türchen 9- Wahrheit oder Pflicht, die zweite 2

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„Es tut mir leid. Ich wollte dich nicht vernachlässigen", sagte Mats sofort, als die beiden in ihrem Zimmer ankamen.

Benedikt seufzte und ließ sich auf ihr gemeinsames Bett fallen. Dabei deutete er Mats, der etwas verloren im Raum stand, sich neben ihn zu setzen. Der Kapitän der Dortmunder befolgte die Anweisung unverzüglich.

„Da war wirklich scheiße von dir... Aber eigentlich sollte ich mich bei dir entschuldigen. Schließlich habe ich dich ja mit voller Absicht schlecht behandelt, im Gegensatz zu dir", entgegnete Benedikt reumütig.

„Ich habe es verdient", entgegnete Mats versöhnlich grinsend.

„Alles wieder gut?", fragte der Schalker vorschichtig.

„Aber natürlich, Liebling", antwortete der Lockenkopf. Dabei küsste er seinem Freund auf die Stirn und zog ihn in eine Umarmung.

„Ich liebe dich so unbeschreiblich sehr", murmelte dieser nachdem sie sich wieder gelöst hatten.

„Ich dich doch auch", erwiderte Mats verträumt.

Ihre Lippen trafen aufeinander. Es fühlte sich gut an, so vertraut. So als gäbe es nicht, dass die beiden je auseinander bringen könnte. Dieses Gefühl verspürten beide und so glaubten sie fest daran, dass sie sich nie trennen würden.

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„Also Daniel, erzähl doch mal. Du hast also gestern einen Blowjob erhalten. Von wem denn nun?", wollte nun Sami erneut wissen, als die beiden Kapitäne die Tür hinter sich geschlossen hatten.

„Das geht dich beim Besten Willen nichts an", erwiderte der Angestellte entnervt.

„Ach komm schon, du bist schon einer von uns, da gehört das dazu", entgegnete der Juvespieler siegessicher grinsend.

Kopfschüttelnd sagte der Katzenbesitzer darauf: „Nein, bin ich nicht. Ich spiele ja nicht einmal Fußball"

„Das ist doch auch egal. Du gehörst vielleicht in sportlicher Hinsicht nicht zu uns, aber du bist jetzt schon ein Teil unserer Gruppe. Ich meine, du hast irgendwie fast immer deine Finger im Spiel. Da hast du eigentlich keine Wahl, du bist einer von uns", antwortete der ehemalige Realspieler während sich sein Grinsen sogar noch vergrößerte.

„Wo habe ich denn bitte meine Finger im Spiel?", kam die verwirrte Gegenfrage des 24-Jährigen.

Noch bevor Sami zu einer weiteren Erläuterung ansetzen konnte, erklärte Julian Weigl:

„Du hast Thomas und Manuel zusammengebracht. Irgendwie hast du es hinbekommen, dass sich Bene und Mats aussprechen. Und außerdem hast du mich ermutigt, zu sagen, was ich denke"

„Das ist aber nicht überall", entgegnete Daniel augenverdrehend.

„Das ist aber genug, um zu sagen, dass du einer von uns bist. Und als einer von uns erzählst du uns auch intime Details aus dem Privatleben. Also komm schon, erzähl uns endlich, wer es war", quengelte nun Sami.

„Nö", war die Antwort des Angestellten.

Resigniert wandte sich der Mittelfeldspieler deshalb an Thomas und blickte diesen mit Hundeaugen an. Mit einem „Wer war's?" versuchte er sein Glück bei seinem Kollegen. Doch dieser schüttelte einfach den Kopf und meinte: „Wenn er es dir nicht sagt, dann erfährst du es von mir auch nicht"

„Aber du weißt es?", harkte Sami nach.

„Ja, ich weiß es", bestätigte Thomas schulterzuckend.

„Woher?", war nun die Frage von Toni, der sich interessiert an der Fragerei beteiligte.

„Er hat es mir erzählt", antwortete der Bayer ruhig.

„Wieso erzählst du es Thomas, aber uns restlichen nicht?", wollte nun Andre verwirrt wissen.

„Das ist ein wenig komplizierter", entgegnete Thomas darauf.

„Wie kann man das verstehen?", erkundigte sich Mario Gomez irritiert.

„Vergesst es einfach. Es geht euch alle nichts an, wer das war", mischte sich nun Manuel ein.

„Stört es dich nicht, dass Thomas sowas weiß?", wollte nun Jonas wissen.

„In Anbetracht der Umstände, finde ich es sogar gut, dass Daniel es ihm erzählt hat. Außerdem weiß ich ja auch, von wem die Rede ist. Also nicht wirklich", antwortete der Torhüter ruhig.

Niemand, nicht einmal Sami, hatte Mesuts Mienenumschwung in diesem Moment bemerkt. Der Deutschtürke setzte zwar sofort wieder ein Pokerface auf, doch eigentlich wollte er schreien, weinen, so richtig toben halt. Er konnte noch nicht mal definieren, ob er Wut, Eifersucht oder Enttäuschung fühlte. Klar denken konnte er so oder so nicht. Wieso musste das alles bloß ihm passieren?

„Was geht hier ab? Irgendwas ist hier doch faul", sagte nun Leroy misstrauisch. Viele stimmten nickend zu.

Doch bevor noch jemand etwas sagen konnte, klingelte Julian Draxlers Handy. Als dieser abhob und seinem Gesprächspartner kurz zuhörte, war es ganz ruhig im Zimmer. Lange dauerte das Telefonat nicht.

„Das war Bene. Er und Mats kommen heute nicht mehr, weshalb er mir aufgetragen hat, für ihn zu drehen. Die Frage oder halt die Aufgabe sollen wir uns dann als Gruppe überlegen", erklärte der Wolfsburger worauf viele seiner Kollegen nur verstehende Gesten machten.

Die Flasche landete beim Welttorhüter, der sich für die Wahrheit entschied.

„Wie wär's, wenn wir ihn über den Blowjob ausfragen?", schlug jemand vor.

Doch schnell wurde dieser Vorschlag abgelehnt: „Ich glaube, dass wir das Thema für heute lassen sollten. Wir kriegen sicher noch unsere Antwort, aber jetzt halt einfach nicht"

Daraufhin fielen ihnen keine guten Ideen mehr ein, bis irgendjemand einen Vorschlag hatte, mit dem sich dann alle mehr oder weniger zufrieden gaben.

„Also Manuel, was liebst du an Thomas?", fragte schließlich Julian und betrachtete den ehemaligen Schalker grinsend.

„Was soll ich denn bitte nicht an ihm lieben? Er ist hilfsbereit, respektvoll, intelligent, witzig, vertrauenswürdig. Ein kleiner süßer Chaot eben... Ach, er ist immer für seine Freunde da und nimmt sich für sie Zeit, egal wie stressig es gerade bei ihm selber ist. Sein Charakter ist perfekt, genauso wie sein Körper. Die Frage sollte also nicht heißen ‚Was liebst du an Thomas?' sondern, ‚Wieso hast du so lange gebraucht, um ihm zu sagen, dass du ihn mehr liebst als alles andere auf der Welt und er der wichtigste Mensch in deinem Leben ist?", erwiderte Manuel verträumt.

Vielen war der Mund bei dieser kleinen Liebeserklärung ein wenig aufgeklappt. Thomas, der gerührt von dieser Aussage die Worte fehlten, konnte nichts anderes tun, als seinen Freund zu küssen. Leidenschaftlich und so voller Liebe, wie kaum was. Als sich die beiden wieder voneinander lösten, flüsterte Thomas leise: „Ich liebe dich auch"

Daniel bedachte die ganze Szene mit einem Lächeln.

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