4. Türchen 7- nächtlich Gedanken 1

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Julian Draxler schwieg nun schon seit geraumer Zeit vor sich hin. Sein Kopf ratterte, während er folgendes vor sich hin dachte:

‚Was habe ich bloß falsch gemacht? Wieso kann Jonas denn nicht einfach mit mir reden? In einer Beziehung vertraut man sich doch normalerweise, oder? Waren wir damit vielleicht zu voreilig? Hätten wir noch warten sollen? Vielleicht macht das mit uns keinen Sinn...'

Was der ehemalige Schalker allerdings nicht wusste, war, dass ein gewisser kölnischer Verteidiger mit ähnlichen Gedanken zu kämpfen hatte.

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„Bist du dir sicher, dass alles in Ordnung ist, Bernd?", erkundigte sich Marc besorgt.

Wortlos blickte der Leverkusener seinem Kollegen daraufhin in die Augen. Ein angenehmer Schauer überkam ihn dabei. So als wäre er in einer Art Trance näherte er sich dem anderen Torhüter an, bis sich ihre Nasenspitzen fast berührten.

Und schneller als Ter Stegen reagieren konnte, geschah es. Die Lippen von Bernd hatten sich auf seine gelegt. Leicht überrumpelt reagierte Marc intuitiv. Bevor er aber wirklich erwidern konnte, hatte sich der Leverkusener wieder gelöst.

Tief schauten sie die zwei in die Augen, bevor sich Bernd abwandte und ging. Hinter sich ließ er einen verwirrten Marc-André Ter Stegen, der nicht genau wusste, was hier gerade geschehen war.

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Vor Daniels Zimmer fragte Thomas noch, ob er mitkommen solle. Unsicher nickte der Jüngere. Aufmunternd lächelnd zog ihn der Bayer mit sich.

Im Zimmer wurden sie auch gleich von Thoo begrüßt, der sich sofort an seinen Besitzer kuschelte. Die beiden Männer setzten sich aufs Bett, die Katze kam mit ihnen. Immer noch hatte Thomas seinen Arm um den Angestellten gelegt. Schweigend verharrten sie in dieser Position, bis Daniel erneut von den ganzen Erinnerungen überwältigt wurde und deshalb einem Heulkrampf unterlag.

Wieder tat der Mittelfeldspieler sein Bestes um den Jüngeren zu beruhigen. Das dauerte eine Weile.

„Da ist doch noch irgendetwas", murmelte der Bayer vorsichtig.

Langsam nickte der Katzenbesitzer.

„Ich kann einfach nicht glauben, dass ich auf Mathieu und dann gleich auf Mesut reingefallen bin. Wieso bin ich nur so dumm? Ich lerne wohl nie aus meinen Fehlern", entkam es dem Angestellten schluchzend. Dabei rutschte er näher zu Thomas.

„Wieso solltest du auf Mesut reingefallen sein?", wollte der Bayer verwirrt wissen.

„Weil die einzigen Menschen, die sich mit Mathieu verstehen, genauso sind wie er", erklärte Daniel mit weinerlicher Stimme.

Der Bayer beschloss auf eine Widerrede zu verzichten. Wer weiß, was er damit wohl angestellt hätte.

„Was willst du jetzt machen?", erkundigte er sich stattdessen.

„Ich hab' eine Idee, aber ich weiß noch nicht, ob ich das wirklich machen soll", erwiderte der Katzenbesitzer leise.

Fragende Blicke seitens des Mittelfeldspielers folgten, jedoch ging Daniel nicht weiter darauf ein. Das machte den Nationalspieler zwar misstrauisch, jedoch wusste er, dass er jetzt nichts tun konnte. Deshalb blieben die zwei Männer einfach auf dem Bett sitzen, bis sie einschliefen.

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Marco beobachtete Joshua, wie dieser aufstand, um aufs Klo zu gehen. Dabei sah der Dortmunder seine Chance und tat es dem jungen Bayer gleich. Während dieser auf der Toilette verschwand, wartete der ehemalige Gladbacher vor der Kabine.

Als der Jüngere heraustrat, erschrak er, hatte ja nicht mit Marco gerechnet. Dieser überging die Reaktion seines Kollegen einfach und begann zu reden:

„Ich muss es wissen"

„Wovon sprichst du, Marco?", erkundigte sich der Bayer verwirrt.

„Was war heute mit dir nach dem Spiel los?", wollte der Ältere irritiert wissen.

„Darüber will ich nichts sagen", erwiderte der Joshua emotionslos und drückte sich am Dortmunder vorbei.

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Für die noch im Restaurant sitzenden Spieler wurde es langsam Zeit, sich auf dem Weg zum Hotel zu machen. Dies erfolgte recht still, da die meisten mit ihren eigenen Gedanken oder mit dem Anstarren ihrer Kollegen beschäftigt waren.

Jonathan, der wieder als einer der einzigen eine Ausnahme bildete, betrachtete seine Mannschaft skeptisch. Er hatte bei der ganzen Sache ein wirklich schlechtes Gefühl. Irgendetwas Schreckliches würde passieren, da war sich der Leverkusener leider sicher.

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Manuel saß schweigend in seinem Zimmer. Joshua hatte sich aus unerklärlichen Gründen dazu entschlossen sofort schlafen zu gehen, was sehr untypisch für den 21-Jährigen war. Und Thomas... Thomas war wahrscheinlich immer noch bei Daniel.

Was sollte der Jüngere sonst für einen Grund haben, auf keine seiner Nachrichten zu antworten?

Genau diese Frage ließ sich der Welttorhüter immer wieder durch den Kopf gehen, bis sie mit einem bissigen, sarkastischen Tonfall widerhallte. Ja, Manuel war wieder eifersüchtig. Aber wer konnte es ihm auch verdenken? Daniel schien Thomas so wichtig geworden zu sein, dass er sich jetzt schon manchmal wie das dritte Rad am Wagen fühlte.

Klar, er wusste, dass die beiden keine Beziehung miteinander eingehen würden, weil erstens Thomas vergeben war und zweitens Daniel auf Mesut stand.

Trotzdem, die Eifersucht war da. Der Welttorhüter beschloss, seinen Freund mal nett darauf hinzuweisen. Wer wusste schon, was sonst aus ihnen werden würde.

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