6- Wahrheit oder Pflicht 3

1K 71 7
                                    

Dieser sah den Nationalspieler verwundert dabei zu, wie er sich immer weiter zu ihm beugte. Ihre Nasenspitzen waren keine drei Zentimeter mehr voneinander entfernt. Ein intensiver Blickkontakt herrschte zwischen den beiden. Beide mussten an ihren ersten Tanz heute denken.

Vorsichtig hob Mesut die Hand und ließ sie langsam unter Daniels Shirt fahren. Der Jüngere zuckte zusammen, weil die Hand des Deutschtürken etwas kalt war. Nachdem der Nationalspieler mit der Hand die Bauchmuskeln des Katzenbesitzers streichelte, fuhr er damit zu dessen Hosenbund und machte sich dort an seinen Reißverschluss zu schaffen. Als der Angestellte das bemerkte, sah erschrocken auf die Hand des Mittelfeldspielers, die nun fast in seiner Hose steckte.

Mesut bemerkte dies natürlich. Er beugte sich zum Ohr des Jüngeren und flüsterte:

„Vertrau mir doch einfach"

Immer noch wirkte der Jüngere, wie ein aufgescheuchtes Reh. Wortlos gab ihm der Deutschtürke einen Kuss auf die Wange, um ihn zu beruhigen. Fast sofort trat die erwünschte Wirkung ein. Mesut nützte die Gelegenheit, um mit seiner Hand in die Boxershorts des anderen zu fahren. Daniel konnte nicht anders, er musste einfach laut keuchen. Dass das dem Arsenalspieler eine Gänsehaut bereitete, konnte er nicht sehen.

Dieser zog seine Hand nach etwas mehr als zehn Sekunden aus der Hose des anderen und ging zurück auf seinen Platz. Daniel, der seine Kleidung wieder zurecht zupfte, ließ er dabei nicht aus den Augen. Schnell ging er noch ins Bad, um sich die Hände zu waschen. Erst als er wieder in den Kreis trat, bemerkte er die Stimmung im Raum.

Genau in diesem Moment betraten Thomas und Manuel den Raum. Doch keiner achtete auf die beiden. Jeder blickte noch zwischen Mesut und Daniel umher. Die im Zimmer herrschende Stille wurde schließlich von Toni unterbrochen, der als erstes die Sprache wiedergefunden hatte.

„Also dafür, dass ich dir nur gesagt habe, dass du ihm kurz in die Hose fassen sollst, war das ziemlich heftig", kommentierte der Realspieler.

„Bitte was?", kam es von Thomas.

„Das hast du schon richtig verstanden", war die einfache Antwort von Jerome.

Daraufhin hob der Bayer nur fragend eine Augenbraue und setzt sich an seinen ursprünglichen Platz neben Daniel.

„Habt ihr das jetzt eigentlich geklärt?", erkundigte sich nun Mats.

„Was sollten wir denn deiner Meinung nach klären?", kam jetzt die giftige Gegenfrage des Torhüters, der sich in der zwischenzeitlich auch wieder neben Joshua niedergelassen hatte.

„Das ist jetzt aber nicht euer Ernst? Ihr schmachtet euch schon so lange an, dass es schon beinahe wehtut, dass ihr das nicht alleine schafft. Ohne Scheiß jetzt, ihr steht so offensichtlich aufeinander. Ich hab' keine Ahnung, wie ihr noch immer nicht zusammen sein könnt!", fuhr Joshua seine zwei Vereinskollegen nun an.

„Sollen wir es ihnen sagen?", fragte Thomas nun leise. Sein Gesicht zeigte keiner Regung.

„Ja, alles andere wäre unnötig gemein von uns", erwiderte der Torhüter grinsend.

Nun musste auch sein Freund grinsen. Der Mittelfeldspieler blickte in die Runde, bevor er zu reden anfing: „Eigentlich sind Manu und ich schon zusammen"

„Was? Seit wann? Wie seid ihr zusammen gekommen? Warum habt ihr uns das nicht gesagt? Wir haben sogar eine What's App Gruppe erstellt, in der wir Pläne schmieden, um euch irgendwie zu einem Paar zu machen", rief nun Mario aufgeregt.

„Seit gestern. Durch Daniel. Und bitte was? Eine What's App Gruppe? Wer war da alles drinnen? Und was für Pläne habt ihr da ausgeheckt?", erwidere Manuel lachend.

„Wie durch Daniel? Und wann gestern?", kamen nun Benedikts Gegenfragen.

„Er ist mit Manu an der Hand in mein Zimmer gestürmt und hat uns angeschrien, dass wir das klären sollen, bevor er wieder kommt. Also gestern am Abend war das. Und weicht unseren Fragen nicht aus!", entgegnete der Mittelfeldspieler grinsend.

„Dann wäre unser Gespräch gestern unnötig gewesen. Aber das nimmst du uns sicher nicht übel, oder Daniel?", kam es versöhnlich von Mats. Der Angestellte verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust und hob herausfordernd eine Augenbraue.

„Ja gut, es tut uns leid", meinte nun Benedikt etwas reumütig.

„Von welchem Gespräch sprecht ihr", mischte sich nun Thomas interessiert ein.

„Von dem, wo mir die beiden in der Küche die wildesten Unterstellungen gemacht haben. Davon habe ich dir erzählst, weißt du noch?", erklärte der Katzenbesitzer schnell.

„Ach ja, jetzt weiß ich, was du meinst", erinnerte sich der Mittelfeldspieler wieder.

„Du hast ihm davon erzählt?", kam die ungläubige Frage von Benedikt.

„Ja, ich habe ihm und Manuel erzählt, dass ihr der festen Überzeugung wart, dass ich eurem Team schaden will", entgegnete der Angestellte ernst. Dabei blickte er die beiden Kapitäne direkt an.

„Ach, hast du ihnen auch erzählt, was wir sonst noch so herausgefunden haben?", wollte Hummels nun spitzbübisch grinsend wissen.

„Ich habe ihnen erzählt, was für sie relevant war. Nicht mehr und nicht weniger", sagte Daniel mit schneidender Stimme.

„Würdest du es so schlimm finden, wenn es jemand wüsste?", erkundigte sich der Kapitän der Schalker darauf etwas schuldbewusst.

„Ehrlich gesagt schon. Es geht hier immerhin noch um mein Privatleben und das geht euch eigentlich alle einen feuchten Dreck an", zischte der Angestellte nun.

„Bist du deshalb so komisch gewesen, also beim Tanzen?", fragte Mesut nun. Alle Blicke glitten zu dem Deutschtürken der mit angezogenen Knien dem Gespräch gefolgt war.

„Es hängt zusammen", murmelte der Katzenbesitzer nach einer Weile.

„Du hast gesagt, du müsstest zuerst allein damit klar kommen, aber anscheinend weiß es eh schon der halbe Kader", fuhr in jetzt der Arsenalspieler an.

„Ich wollte es ihnen doch gar nicht sagen. Sie haben sich da was zusammen gereimt, was irgendwie gestimmt hat. Das haben sie dann wohl verbreitet. Wenn es nach mir ginge, wüsste es eh keiner", verteidigte sich der Daniel nun.

Schließlich stand er auf und zischte Benedikt und Mats an:

„Hätte es euch wirklich leidgetan, wärt ihr jetzt still geblieben"

An die restliche Mannschaft gerichtet hob er die Hand zum Abschied, bevor er verschwand. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fiel, konnte er seine Tränen nicht mehr unterdrücken. Ihm wurde das hier allmählich zu viel.

Schluchzend kam er in seinem Zimmer an. Dort erwartete ihn schon Thoo sehnsüchtig. Daniel nahm seinen Kater hoch und legte sich mit ihm ins Bett. Wieder einmal war er unglaublich froh, dass der Kleine ihm treu war. Er streichelte seine Katze, während er weinend an die letzten Minuten zurück dachte. Auf einmal klopfte es.

EM 2016 - Das Trainingslager davorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt