7. Türchen 8- Vormittag

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Grummelnd stand Marco vor dem Spiegel, um seine Haare zu richten. In der letzten Nacht hatte er kaum ein Auge zugemacht. Dementsprechend müde war der ehemalige Gladbacher deshalb. Gern hätte sich der Dortmunder noch einmal hingelegt, jedoch wusste er genau, dass das nicht ging.

Naja, wenigstens hatte er in der vergangenen Nacht einen Plan ausgeheckt, um Joshua die gewünschte Information zu entlocken. Das Tüpfelchen auf dem I-Punkt war dabei, das er dabei auch austesten konnte, wie viel er dem Bayer bedeutete.

Wenn alles gut ging, hätte Marco also zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Da war ihm das bisschen Schlaf, das er versäumt hatte, doch schnuppe.

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Als Thomas sein Zimmer betrat, lief er beinahe in Mesut hinein, der gerade aus dem Bad kam. Knapp konnte der Deutschtürke ausweichen.

„Morgen", grummelte Thomas und wollte sich eigentlich ins Badezimmer begeben. Doch sein Kollege machte ihm dabei einen Strich durch die Rechnung.

„Ich vermute, du warst die ganze Nacht bei Daniel. Stimmt das?", erkundigte sich der Arsenalspieler missbilligend.

„Was geht dich das an?", kam die kopfschüttelnde Gegenfrage des Bayers.

„Ist er in seinem Zimmer?", fragte der Deutschtürke einfach weiter.

Doch dieses Mal bekam er keine Antwort vom Lockenkopf. Mesut beschloss darauf, einfach selbst nachzusehen. Er warf Thomas noch einen undefinierbaren Blick zu, bevor er sich an diesem vorbei drängte und sich auf dem Weg zu Daniel zu machen.

Thomas schwirrte eine böse Vorahnung in den Gedanken.

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„Guten Morgen, kann ich dir irgendwie helfen?", erkundigt sich Daniel nun verwundert.

„Ähm ja, dir auch einen guten Morgen. Können wir vielleicht kurz miteinander reden?", fragte der andere vorsichtig.

„Im Moment ist das etwas ungünstig. Später vielleicht", lehnte der Katzenbesitzer ab.

„Wieso denn das?", wollte schließlich der Fußballer wissen.

„Ich muss gleich runter, hab' aber noch 'ne Menge zu erledigen. Ich denke, das verstehst du, Mesut", entgegnete der Jüngere. Während er die Tür wieder schloss, versuchte Daniel den enttäuschten Blick des Mittelfeldspielers zu vergessen. Doch wie sollte es anders sein, hatte sich dieser ins Gedächtnis des 24-Jährigen gebrannt.

Seufzend machte sich Daniel wirklich für die Arbeit fertig, damit er den Älteren wenigstens nicht ganz angelogen hatte. Zum Glück des Angestellten verweilte Mathieu die gesamte Zeit im Bad.

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Shkordan war im Gegensatz zu vielen anderen im Quartiert top motiviert aufgewacht. Er erweckte den Eindruck würden sie schon im Finale der Euro stehen und er würde fix in der Startelf sein.

Jedoch war der Verteidiger nur so gut gelaunt, weil am Vorabend auf dem T-Shirt, das Leroys Geruch angenommen hatte, eingeschlafen war. Der alleinige Gedanke an den kleinen Schalker zauberte ihm ein Lächeln ins Gesicht und in seinem Bauch begann es leicht zu kribbeln.

‚Der Kleine ist ja schon süß', gestand sich Shkordan gedanklich ein.

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Das Frühstück verlief aufgrund der vielen übermüdeten Spieler gewohnt ruhig. Die meisten versuchten nur irgendwie das Essen von ihren Tellern in den Mund zu befördern, ohne dabei einzuschlafen.

Andere wiederrum waren mal wieder so mit dem Anschmachten ihrer Geliebten beschäftigt, dass sie für Gespräche keinen Teil ihrer Aufmerksamkeit aufbringen konnten.

Toni, auf den nichts davon zutraf, blickte ein paar Mal durch den Raum, bevor er sich Sami, der neben ihm saß, zuwandte und diesen leise fragte: „Was ist denn heute mit Mesut los?"

Schulterzuckend antwortete der Juvespieler: „Keine Ahnung, er ist schon die ganze Zeit so stinkig drauf"

„Interessiert es dich nicht, was mit ihm los ist?", erkundigte sich der Realspieler erstaunt.

„Doch natürlich, aber ich weiß halt auch, dass man ihn in solch einer Situation lieber nicht ansprechen sollte", entgegnete der Gefragte gelassen.

„Was meinst du? Hat es was mit Daniel zu tun?", harkte der ehemalige Bayer nach.

„Irgendwie denke ich schon, dass da ein Zusammenhang besteht", gestand Sami darauf.

„Vielleicht sollte mal einer von uns mit ihm reden?", schlug der Blonde vor.

„Also ob das einen gute Idee ist? So wie ich das mitbekommen habe, ist es so, dass Daniel und dieser Mathieu sich nicht im Guten getrennt haben und Daniel deshalb sehr schlecht auf den anderen und folglich auch auf Mesut zu sprechen ist", antwortete der Juvespieler darauf.

„Ja okay, da ist was dran. Aber denkst du nicht, dass es besser wäre, wenn sie sich darüber aussprechen würden? Ich meine, nicht dass das dann auf ewig zwischen ihnen steht", warf Toni ein.

„Wenn das doch alles so leicht wäre. Wie willst du denn die beiden dazu bringen, vernünftig miteinander zu reden?", wollte nun der ehemalige Realspieler wissen. Dabei blickte er seinem Kollegen erwartend an.

Doch bevor dieser noch etwas sagen konnte, verkündete Jogi schon, dass es Zeit fürs Training war. Und sie in spätestens 15 Minuten auf dem Platz sein mussten.

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Das Training war gnadenlos und brachte die Spieler wirklich an ihre Grenzen. So unmittelbar vor einem Turnier war das auch nichts Außergewöhnliches. Einigen passte dies sogar recht gut in den Kram. Schließlich konnten sie sich darauf konzentrieren, die Übungen gewissenhaft auszuführen und hatten ihre Gedanken nicht bei irgendwelchen anderen Dingen, wie zum Beispiel ihren privaten Problemen.

Als das Training schließlich beendet wurde, hatten die Spieler nur noch kurz Gelegenheit, um sich zu duschen. Denn eigentlich war es schon Zeit zum Mittagessen. Dort verkündete Jogi: „Wir werden uns in einer Stunde hier treffen, um zur Pressekonferenz abfahren. Am Abend machen wir dann das gewünschte Lagerfeuer machen"

EM 2016 - Das Trainingslager davorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt