3- Jonas und Julian

1.4K 72 3
                                    


Kurze Info: Ich habe beim vorherigen Kapitel noch etwas hinzugefügt

____

Jonas musterte ihn kurz. Der Wolfsburger sah wirklich nicht gut aus. Es wirkte, als falle er gleich vom Rad. Deshalb deutete ihm der Kölner, auf die Seite zu fahren, was Draxler dann wirklich tat.

Erschöpft ließ sich dieser im auf der Seite wachsenden Gras nieder. Jonas beäugte seinen Kameraden kritisch.

„Hey, Jule. Du siehst ziemlich bleich aus, willst du vielleicht was trinken?", fragte dieser, während er sich neben ihn hinsetzte.

Darauf nickte Julian nur. Er sprach nicht. Alles was von ihm zu hören war, war sein Rangen nach Luft. Mittlerweile rannten ihm die Schweißperlen von der Stirn und er begann zu zittern. Schnell drückte Jonas ihm seine Wasserflasche in die Hand, welche der ehemalige Schalker sofort annahm.

Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen.

„Geht's denn wieder?", fragte er Kölner nach einer Weile.

„Ich kann nicht weiter", brachte Julian keuchend hervor. Seine Stimme bebte.

„Das glaub ich dir aufs Wort", murmelte Jonas leise.

Es schien, als wolle Julian etwas erwidern, als es plötzlich zu regnen anfing.

„Na toll", entkam es dem Älteren genervt„ wir sitzen hier im Nirgendwo und können nicht weg, außerdem regnet es"

„Komm lass uns einen Unterschlupf suchen", meinte er seufzend und erhob sich.

Julian nickte leicht und versuchte auch, auf zu stehen. Dabei sackte er jedoch zusammen. Der Wolfsburger kniff die Augen zusammen und wartete nur noch auf den Aufprall, der jedoch ausblieb. Erstaunt sah er auf und erblickte Jonas, der ihn am Arm gepackt hatte.

Wortlos veränderte der Kölner seine Position. Er saß in der Hocke vor Julian. Dieser blickte ihn irritiert an.

„Komm, ich nehme dich Huckepack, dann musst du nicht laufen", erklärte dieser, als er den verwirrten Blick seines Kollegen bemerkte.

Vorsichtig stieg der Wolfsburger auf und umschloss den Hals des Kölner Verteidiger fest. So verharrten sie einen Moment. Schließlich setzte sich Jonas in Bewegung.

Keiner der beiden achtete auf die Richtung, aus der sie gekommen waren. Die zwei Nationalspieler waren viel zu beschäftigt, einen Unterschlupf zu finden. Der Regen wurde immer stärker und stärker. Beide wollten schon in einem der vielen Wälder bleiben, als Jonas in der Ferne plötzlich etwas entdeckte, dass einer Berghöhle glich. So schnell er konnte, hastete er hin. Kurz bevor er die Höhle betreten konnte, riss ihn jedoch Julian an den Haaren, als Zeichen, dass er stehen bleiben sollte.

„Ich geh' da auf keinen Fall rein", protestierte der jüngere. Mittlerweile schien es ihm schon etwas besser zu gehen.

„Man Jule, was soll das denn jetzt?" Augenverdrehend blickte Jonas zu ihm hinauf.

„Ich hab' schreckliche Angst vor der Dunkelheit", murmelte er. Sein Blick war starr auf die stockfinstere Höhle gerichtet.

„Das brauchst du nicht! Ich bin bei dir", beruhigte ihn der Kölner. Man merkte Julian an, dass der Gedanke, in der Höhle zu verweilen, ihm immer noch nicht behagte, aber er ließ die Haare seines Kameraden los und nickte kaum merklich.

Bevor noch einer von den beiden etwas sagen konnte, erschien ein Blitz neben ihnen. Geschockt lief der Kölner los. Erst als die beiden die Höhle betreten hatten, verlangsamte sich sein Herzschlag wieder und er ließ Julian runter. Sie setzten sich auf den Boden.

„Was war das denn?", fragte nun Julian.

„Gleiches Recht für alle, hm? Du hast Angst vor der Dunkelheit und ich fürchte mich vor Gewittern"

Und schon grollte ein Donner, fast als wolle er Jonas Aussage bekräftigen. Erschrocken sprang er in Julians Arme und begann leise vor sich hinzuwimmern.

„Shh... Beruhige dich...", flüsterte er in Jonas Ohr, während er ihm sanft über das nasse Trainingsshirt strich. Langsam ließen sich die beiden auf den Grund der Höhle sinken. Es dauerte eine Weile, aber der Kölner kriegte sich wieder ein.

„Geht's?", war die einfache Frage Julians.

„Ja... und bei dir?", erklang die zögerliche Gegenfrage.

„Du hattest Recht. Es ist gar nicht so schlimm im Dunkeln, zumindest nicht, wenn da jemand ist, der einen beschützt", flüsterte der Wolfsburger. Unwillkürlich zog er Jonas fester an sich, was dieser genoss. Sie hörten nur den Atem des jeweils anderen und den Regen, der draußen immer noch kein Ende gefunden hatte.

„Schon komisch. Wir haben noch nie wirklich etwas gemeinsam unternommen und jetzt sitzen wir hier", kam es von Jonas. Beide hatten ihre Ängste für einen Moment vergessen.

„Ja... Wieso eigentlich nicht?", fragte nun der Wolfsburger.

„Keine Ahnung. Du warst immer bei Max, Bene, Erik und so, während ich halt lieber bei Antonio, Lukas und Basti war", meinte er schulterzuckend.

Bevor Julian auf diese Aussage antworten konnte, vernahmen sie wieder die Laute des Donners. Jonas zuckte heftig zusammen und begann augenblicklich zu schluchzen. Julian zog ihn auf seinen Schoss und schlang seine Arme um Jonas' Oberkörper. Mittlerweile waren sie sich so nah, dass kein Blatt mehr zwischen sie gepasst hätte.

„Jonas, bitte... Dir kann hier doch nichts passieren. Hör auf zu weinen, bitte", flehte Julian verzweifelt. Er wusste nicht, wie er seinen Kollegen beruhigen sollte. Ein Blitz erhellte die Höhle für einige wenige Millisekunden und so konnte Julian Jonas' Gesicht sehen. In dieser kurzen Zeit fixierten seine Augen dessen Lippen. Sollte er es wirklich wagen?

EM 2016 - Das Trainingslager davorWo Geschichten leben. Entdecke jetzt