13. Türchen 9- Guten Morgen

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Es war 04:30 Uhr morgens, als Daniel es nicht mehr aushielt und aufstand. Eigentlich hatte er nicht vorgehabt, allein im Dunkeln durch die Gänge des Quartiers zu schleichen. Doch der Angestellte musste diese eine Sache einfach hinter sich bringen.

An der richtigen Tür angekommen, zögerte er keine Sekunde, sondern klopfte sofort. Es dauerte eine Weile, bis ihm ein verschlafener Dunkelhaariger öffnete.

„Daniel, es ist halb fünf morgens", grummelte dieser entnervt.

„Ich weiß und es tut mir auch leid, aber ich hätte da ein dringendes Anliegen", erwiderte der Jüngere. Dabei blickte er sich immer wieder panisch im stockfinsteren Flur um.

„Dann komm rein. Ich hoffe für dich, das Aufstehen war's wert", murmelte der Schwarzhaarige und ging in sein Zimmer. Daniel folgte ihm unverzüglich.

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Mit der Zeit erwachten die ersten Spieler.

Während sich einige wieder ins Bett kuschelten, um weiterzuschlafen, waren andere schon putzmunter und dachten nach.

Sowie zum Beispiel Benedikt, der schon duschen war und sich bereits auf dem Weg nach draußen gemacht hatte, um ungestört zu sein. Der Schalker musste immer wieder darüber nachdenken, wie Mats sich ihm gegenüber verhalten hatte.

‚Wieso tat er das nur?', fragte sich der Verteidiger immer wieder. Kopfschüttelnd und seufzend ging Benedikt zurück zum Quartier, schließlich war es schon bald Zeit fürs Frühstück.

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Mesut hatte sich eigentlich am Vorabend vorgenommen mit Thomas über Daniel zu sprechen, doch dieser war, nachdem er fluchtartig mit Manuel das Zimmer verlassen hatte, nicht mehr in eben dieses zurückgekehrt.

Dieses Verhalten besorgte den Deutschtürken irgendwie. So gelang es dem Mittelfeldspieler auch nicht, wieder einzuschlafen. Seine Gedanken hatten ihn letzte Nacht besser wach gehalten als jeder Kaffee.

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Julian Weigl konnte es gar nicht glauben. Endlich war er mit Erik zusammen und es war kein Traum. Gerade hatte er eine Nachricht von dem Älteren bekommen, in der er sagte, dass er ihn abholen würde, damit sie gemeinsam runtergehen konnten.

Aufgeregt hüpfte der jüngere Dortmunder im Zimmer herum und grinste dabei wie ein Honigkuchenpferd. Sein Zimmerkamerad aus Wolfsburg beäugte die Szene skeptisch:

„Geht's dir gut?"

„Mehr als das. Erik hat geschrieben, dass er mich gleich abholt, damit wir gemeinsam zum Frühstück gehen können. Ich kann's gar nicht glauben, dass ich mit so einem tollen Mann zusammen bin", schwärmte der Jüngere verträumt.

Nun lächelte der ehemalige Schalker selig und meinte: „Das Gefühl kenne ich"

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Daniels Wecker teilte den drei Männern im Zimmer des Katzenbesitzers mit, dass es Zeit zum Aufstehen war. Während die zwei Fußballern im ersten Moment nicht wussten, wo sie waren, war dem Angestellten sofort alles klar.

Die gesamte Nacht wurde er von diesem Vorfall heimgesucht. Immer wieder schreckte er im Schlaf auf. Er fühlte sich beobachtet und hatte Angst, dass es wieder passieren könnte.

Nachdem er von seinem Ausflug wieder zurückgekehrt war, war Daniel zwar um einiges beruhigter gewesen, jedoch fühlte er sich innerlich trotzdem noch gejagt.

„Guten Morgen", sagte Thomas vorsichtig und leise.

Während ihm Manuel als Antwort einen flüchtigen Kuss auf die Lippen drückte, nuschelte Daniel nur ein unverständliches ‚Guten Morgen!' zurück.

„Wieso um alles in der Welt läutet dieses Teil schon um 05:45 Uhr?", wollte der Welttorhüter grummelnd wissen.

„Weil sich euer Frühstück nicht von selber macht", erwiderte der Angestellte gähnend. Dabei stand er auf und tapste verschlafen ins Bad. Die Bayern blieben noch ein wenig liegen.

„Sollen wir eigentlich mit runter kommen?", erkundigte sich Thomas, als Daniel wieder aus dem Bad kam. Mittlerweile saßen die beiden Nationalspieler bereits auf dem Bett und streckten sich.

Unsicher blickte der Jüngere zwischen den beiden Sportlern her. Ein kleines Bisschen Furcht war deutlich in seinen Augen abzulesen. Doch trotzdem versuchte der 24-Jährige lächelnd zu antworten:

„Nein, müsst ihr natürlich nicht. Ich gehe ja nur Frühstück machen"

Ungläubige Blicke trafen ihn. Seufzend entgegnete Manuel:

„Wir kommen gern mit, wirklich"

Unsicher sah Daniel auf den Boden.

„Gut, wie wäre es, wenn du zuerst mit ihm gehst und ich dann nachkomme?", schlug Thomas sofort vor. Schnell stimmte sein Freund zu.

„Genau und wenn du dann da bist, gehe ich nach oben und mache mich fertig", ergänzte der Torhüter nickend und zog Daniel mit sich. Als dieser auf die unerwartete Berührung ängstlich zusammen zuckte, sah ihn der Ältere sofort reumütig an.

„Sorry", murmelte er dazu. Doch der Katzenbesitzer winkte ab.

So machten sich die beiden Männer auf den Weg in die Küche, während Thomas auf sein Zimmer ging.

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Genüsslich streckte sich Bernd. Während der Torwart sich gähnend im Zimmer umsah, fiel sein Blick auf seinen schlafenden Freund, der eng an ihn gekuschelt war. Lächelnd strich ihm der Leverkusener übers Haar und dachte dabei an den vorherigen Tag.

Gerade war der Torhüter gedanklich beim Lagerfeuer angelangt. Viel fiel ihm dazu nicht ein. Er wusste nur, dass er sich an Marcs Schulter gelehnt hatte. Was dann passiert war, wusste er aber nicht mehr.

Genau in diesem Moment strich ihm eine Hand eine Strähne aus dem Gesicht. Erschrocken fuhr Bernd zusammen, beruhigte sich aber sofort, als er sah, wem die Hand gehörte.

„Dir auch einen guten Morgen", kam es schläfrig, aber doch belustigt vom Barca-Keeper.

„Ja guten Morgen! Mach das nie wieder", entgegnete Leno gespielt beleidigt.

Ter Stegen streckte ihm darauf nur provokant die Zunge entgegen. Sein Zimmergenosse umging diese Geste und formulierte nun die Frage, die ihn eigentlich beschäftigte:

„Was war gestern nach dem Lagerfeuer?"

„Ach, du meinst das Lagerfeuer, bei dem du eingenickt bist, ich dich dann nach oben hab' tragen müssen und ich zugegeben habe, dass wir zusammen sind? Also nach dem Lagerfeuer war nichts Besonderes mehr", antwortete der ehemalige Gladbacher gespielt nachdenklich.

„Ich bin eingeschlafen? Oh Gott, ist das peinlich", murmelte der Leverkusener kopfschüttelnd.

Marc belächelte diese Reaktion nur, zog aber seinen Freund wieder hinunter auf die Matratze und kuschelte sich an ihn. Wortlos schlang Bernd einen Arm um ihn. So genossen sie die letzten Minuten, bis ihr Wecker läuten würde.

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