71. Der Verlobte

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Loki

All das Leid, all der Schmerz, all diese endlos langen Tage waren fast schon nutzlos gewesen. Ich hatte sie von mir gedrückt, hatte versucht sie so zu schützen und nun tat ich was? Ich näherte mich wie ein Trottel nur wieder an sie an. Ich schaffte es kein Jahr ohne sie zu leben, ohne wie ein Idiot zurück zu kriechen und auch nur irgendwie ihre Aufmerksamkeit zu behalten. Wir waren wie verfluchte Magneten. Wir konnten nicht ohneinander leben und ich hatte es akzeptiert, musste das alles dennoch aufrecht erhalten. Seit Marcys Geburtstag war irgendwie alles anders geworden. Sie war an dem Tag nicht sie selbst gewesen, ich hatte das gesehen und es gespürt und ich wusste auch, dass dieses Kleid Schuld daran trug. Sie hatte mir nicht sagen wollen, wer ihr das schenkte, doch wenn ich den Bastard finde, wäre er tot! Seit diesem Tag hatte sie ihren Hass mir gegenüber abgelegt. Ich sah den Schmerz in ihren Augen klar und deutlich jedes mal, wenn unsere Blicke sich trafen und ich wusste, dass falls das alles mal vorbei wäre und ich es vielleicht schaffen sollte sie zurück zu gewinnen, dann würde dieser Blick auf ewig da sein. Sie würde mir das hier nicht verzeihen und sie sollte es auch gar nicht. Sie sollte immer in ihrem Kopf beibehalten, dass ich kein guter Kerl bin und ich hoffte so sehr, dass es sie davon abhalten würde nochmal zu mir zu kommen. Ich wollte sie und würde ohne sie vergehen, doch sie war besser ohne mich dran.

Ich seufzte schwer auf und strich mir durchs Gesicht, als ich es nicht lassen konnte an sie zu denken und daran, wie lange ich diesen Abstad noch bewahren musste. Immerhin zeigte es so viel Wirkung, dass ich überall Getuschel hörte, dass wir verstritten wären und das war der Sinn! Es sollte sich herumsprechen, denn nur dann wäre sie auch sicher, nur dann würden meine Feinde es auch mitkriegen und nicht versuchen sie gegen mich zu nutzen.

„Findest du mich hässlich?" Fragend blickte ich zu Ivanka, die sicher seit fast einer Stunde sich auf meinem Bett streckte und dehnte und ihren Körper präsentierte, doch ich war alles andere als interessiert an ihr, was sie nur nicht einsehen wollte.

„Ivanka..."
„Du siehst mich kaum an! Du willst mich nicht küssen und auch nicht anfassen!", schrie sie hysterisch und stand beleidigt auf, „Hast du eine andere? Oder bin ich einfach nicht mehr hübsch genug für dich?"

„Bei meiner Seele, ich bringe sie irgendwann um", murmelte ich unhörbar und stand ebenfalls auf, wo ich sie abwertend ansah. Wirklich, ich hätte mir eine einfachere Frau suchen sollen, mit der ich eine Beziehung vortäusche. Ivanka war deutlich zu anstrengend.

„Ich will dich einfach nicht", sagte ich schlicht zur Antwort und sie sah mich entsetzt an, öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, schloss ihn jedoch augenblicklich wieder.

„Aber... aber warum denn nicht?"

„Weil ich niemals eine andere haben möchte, als sie", seufzte ich und setzte mich wieder hin, während sie anfing die Sache besser aufzunehmen, als ich es gedacht hätte. Sie schüttelte kurz den Kopf, strich sich durch ihr blondes Haar und setzte sich dann auch schon neben mich hin.

„Wer ist sie denn?", fragte sie leise nach und ich lachte auf, schließlich könnte ich ihr das kaum sagen.

„Das ist ein Geheimnis, also wenn du nicht sterben möchtest, solltest du nicht weiter nachfragen", antwortete ich und sie blinzelte irritiert, nickte jedoch.

„Na gut und warum spielst du mir dann das alles hier vor? Was versuchst du damit zu erreichen, Loki?"
„Wüsste ich auch gerne, aber du solltest deine Rolle beibehalten."
„Wieso sollte ich weiter mit dir zusammen sein? Wieso sollte ich das wollen, nachdem du mich Monate lang nur zum Schein benutzt hast?", fragte sie leicht hysterisch nach und ich verdrehte die Augen und drehte mich zu ihr um.

„Du darfst so lange im Palast weiter wohnen, kriegst die schönsten Kleider und den teuersten Schmuck und findest hier sicher einen wundervollen, reichen Edelmann, der dich ehelichen möchte", sagte ich und wusste ganz genau, dass eine Frau wie Ivanka mit so etwas geködert werden konnte und tatsächlich leuchteten ihre Augen dabei auf. Dann wäre dieses Problem immerhin endlich gelöst und ich müsste nicht mehr durchgehend versuchen sie mir vom Leibe zu halten.

Loki|| He will be the death of me ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt