118. Der Anker

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Ich glaubte in irgendeinem seltsamen Traum festzustecken, glaubte kaum daran, dass das alles hier echt war, dass das wirklich geschehen konnte und doch war es offensichtlich so. Völlig entgeistert kniete ich neben Loki, hatte seinen Kopf auf meinen Schoß gezogen, strich ihm behutsam über sein weiches Haar, während ich zu Frigga sah. Wie Aras auch, sah sie genauso aus wie in dem Moment, in dem sie gestorben war, trug das selbe Kleid, die selbe Frisur, nur war ein riesiger, blutiger Fleck an der Stelle zu sehen, wo der Dunkelelf sie erstochen hatten und der Anblick riss viele alte Wunden auf, viele fürchterliche, traumatische Momente.

„Du brauchst dich nicht zu fürchten, ich bin hier, um zu helfen", besänftigte Frigga mich sachte, sah besorgt von mir zu dem nach wie vor ohnmächtigen Loki.

„Ich verstehe nicht... du bist wirklich hier?", fragte ich leise, denn hieß das, dass jeder Tote, wirklich jeder Tote hier war? Auch Odin? Meine Eltern? Meine Tochter?

„Ja, jeder der verstorben ist und zurück will, kann es nun, zumindest so lange man sie nicht aufhält", erklärte Frigga mir, meinte wohl die Göttin des Todes damit.

„Und Aras?"

„Er wird wieder kommen, aber ich habe ihn fürs erste verjagen können", beruhigte sie mich und ich nickte leicht, wusste gar nicht, was ich sagen sollte, doch wie reagierte man in einer solchen Situation auch schon? Das alles hier war doch verrückt. Vor wenigen Stunden hatten Loki und ich uns verlobt, alles schien gut zu sein und nun? Nun waren die Toten zurück und was war das Ziel von alledem?

„Marcy?" Verschreckt sah ich hinab, als Loki besorgt meinen Namen aussprach und ich lächelte sofort erleichtert, denn es ging ihm gut.

„Du bist wach", sprach ich das Offensichtlich aus, half ihm sich wieder aufzusetzen, wo er sich kurz etwas benommen über die Stirn strich, ehe ihm wieder einzufallen schien, was gewesen war, er besorgt wirkte.

„Aras...", hauchte er angriffsbereit, drehte sich zur Seite und erstarrte auch schon, als er dort nur Frigga vorfand, die ihren Sohn mütterlich anlächelte und mein Herz schmerzte bei diesem Lächeln, denn es war das, was sie nur uns, nur ihren Kindern geschenkt hatte, das immerzu gezeigt hatte, wie sehr sie uns liebte und es tat weh zu wissen, dass sie fort war, dass das hier nicht auf Dauer sein würde, wir konnten es schließlich nicht zulassen.

„Was geht hier vor sich", hauchte Loki erschüttert, sah fassungslos von Frigga zu mir und wieder zurück.

„Ich gratuliere zur Verlobung, ich habe ja gesagt, dass ihr zwei das schon noch hinkriegen werdet", sagte Frigga und ich lächelte traurig von ihren Worten, stand auf und half Loki ebenfalls wieder auf zwei Beinen zu stehen.

„I-ich verstehe nicht..."
„Die Toten sind wieder da und sie hat Aras verscheucht, uns gerettet", erklärte ich meinem Verlobten, der wie benommen den Kopf schüttelte und Frigga schon in die Arme schloss, dabei nicht mehr wie ein erwachsener Mann wirkte, viel mehr wie ein verletzter, kleiner Junge, der seine Mutter vermisst hatte, mich mit dem Anblick an vergangene Zeiten erinnern ließ, an Zeiten in denen alles noch so anders gewesen war als jetzt und mit Tränen in den Augen wurde ich auch von Frigga in die Arme gezogen, hätte nie gedacht noch einmal die Gelegenheit dazu kriegen zu können.




Egal wie gerne wir es auch getan hätten, so konnten wir nicht eine Ewigkeit zusammen umschlungen im Zimmer bleiben, wir mussten weiter, den anderen helfen, die Göttin des Todes irgendwie aufhalten, auch wenn ich den vermutlich einzigen Weg dafür bereits kannte, er mir eine unglaubliche Angst einjagte jedoch und gleichzeitig wusste ich auch nicht wirklich, wie ich Loki klarmachen sollte, dass ich sterben musste, dass ich ihn verlassen musste? Er würde es niemals zulassen, ich wollte ihm das nicht erneut antun müssen, wollte ja selbst nicht gehen müssen, doch welche Wahl hatte ich schon?

Loki|| He will be the death of me ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt