34. Die Zeit steht still

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Man sagt Zeit heilt alle Wunden, doch es würde wohl verdammt viel Zeit brauchen, um meine Wunden heilen zu lassen. Die ganze Zeit, wo Loki nun weg war, war mir so surreal vorgekommen und noch nie hatte ich ein gewöhnliches Jahr so intensiv wahrgenommen, wie dieses. Dieses eine verfluchte Jahr hatte mich in die Knie gezwungen und ich hatte so viele Dinge das erste mal ohne ihn überstehen müssen. Ich hatte meinen ersten Geburtstag oder eher Todestag meiner Eltern ohne ihn überstehen müssen, wo Thor kläglich daran gescheitert war für mich da zu sein und der einzige Grund, weshalb ich nicht durchgedreht war, Sif gewesen war, die mich fast hinter sich her geschliffen hatte und mich auf meinen Protest hin, dass ich nicht trainieren würde, mich so lange angegriffen hatte, bis ich zuschlagen musste, sonst wäre mein Kopf wohl abgetrennt gewesen. Ich hatte Lokis Geburtstag überstanden, ohne auch nur eine Träne zu vergießen, ich hatte mit Albträumen, Panikattacken und Ausbrüchen meiner Krankheit fertig werden müssen, wobei ich sie doch ernsthaft geschlagene vier mal in dem Jahr bekommen hatte, wofür Lokis Tod verantwortlich war laut Fandral, da seine Nähe wohl das Gift in mir immer irgendwie ruhig stellen konnte und nun wo er weg war, verbunden mit dieser tiefen Trauer, war es unkontrollierbar geworden, doch ich wurde damit fertig. Seit Wochen erwähnte niemand mehr Lokis Name, sein Zimmer war nach wie vor verschlossen und ich hatte es nicht noch einmal versucht dort hinein zu kommen und ich wusste nicht, wie lange ich das alles noch schaffte. Wie lange ich diese Maske aufrecht erhalten konnte, wie lange ich erzwungen glücklich sein konnte für alle anderen. Natürlich war es besser geworden und natürlich schaffte ich es nicht mehr jede Sekunde an Loki zu denken, doch es war nach wie vor unerträglich und ich war einfach froh, dass diese heirats Sache fürs erste beiseite geschoben wurde, nur war sie dennoch nicht aus der Welt und ich sah keine nette Zukunft für mich.

„Ok, wie viele Waffen besitzt Sif eigentlich?", fragte Fandral nach, als er auf meinem Bett lag und unter dem Kissen zwei Messer zog, die Sifs waren, da sie angefangen hatte all ihre Waffen im Raum zu verteilen.

„Viel zu viele. Ich habe schon angst mich hier zu bewegen", kicherte ich und setzte mich neben ihn hin, während Volstagg sein Spiegelbild in eins von Sifs polierten Schwertern begutachtete.

„Wird ein Kerl jemals eine genauso große Zuneigung von ihr bekommen, wie sie sie für ihre Waffen aufbringt?", fragte er nach und Sif kam genervt aus dem Bad heraus.

„Du solltest mich nicht reizen und das weg legen, Marcy hat die ganze Nacht im Schlaf geredet und ich konnte kein Auge zu kriegen", sagte sie sauer und ich lief feuerrot an, denn das klang ja echt klasse.
„Und was redet unsere kleine Tomate so?", fragte Fandral nun aufmerksam nach und ich sah Sif warnend an, denn ich hatte von Loki geträumt gehabt, also wäre das sicher kein Gespräch gewesen, das für andere Ohren bestimmt gewesen war.

„Du kannt ja bei ihr schlafen, dann findest du es heraus", antwortete sie und Fandral sah zwinkend zu mir, was mich dazu brachte die Augen zu verdrehen.

„Oh nein, Fandral hat sein eigenes Bett", bemerkte Thor nun, der mit Hogun ins Zimmer kam und mich kurz mit seinem brüderlich besorgten Blick ansah. Er wusste wohl ganz genau, dass ich nichts als eine tickende Zeitbombe war und jeden Moment platzen konnte. Wahrscheinlich wusste das jeder, doch auch jeder hoffte, mich eingeschlossen, dass es besser werden würde und das schlimmste überstanden war. Die Schnitte an meinen Unterarmen waren zwar nach wie vor als lange dunkle Linien auszumachen, doch sie erinnerten mich immer daran, weiter zu machen und nicht noch einmal schwach werden zu dürfen. Ich würde nie vergessen, wie Cole vor allem drauf gewesen war in den Tagen danach. In seinem Blick hatte etwas verstörtes gelegen. Er hatte den Tod oft gesehen, hatte selbst getötet als Krieger, doch jemanden den er kannte dabei zu sehen, wie er versuchte sich selbst das Leben zu nehmen, hatte ihn aus der Bahn geworfen. Er hatte mich behandelt, wie ein rohes Ei und es war wirklich hinreißend süß gewesen, wie er drauf war und ich war einfach nur froh, dass wir nach allem, was war, es geschafft haben eine Freundschaft aufzubauen, denn er war ein Teil von mir nun mal.

Loki|| He will be the death of me ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt