102. Die Göttin des Todes

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Für mich fühlte sich nichts mehr wirklich echt an. Ich hatte das Gefühl nicht mehr wirklich hier, nicht mehr wirklich mit der Welt verbunden zu sein. Alles war anders und doch wusste ich nicht inwiefern anders. Um mich herum schien die Luft zu brennen, ließ einen das Atmen so schwer fallen und doch war da eine eisige Kälte in mir, die mich erstarren lief, die das Feuer versuchte von mir fernzuhalten aber gleichzeitig mich in sich zu verschlingen drohte, mich zerstörte. Obwohl alles sich so surreal anfühlte, so unwirklich, so fühlte ich den Schmerz dennoch klar und deutlich, spürte wie mein Körper zwischen dem Feuer und der Kälte gefangen war, wie er regelrecht zerrissen wurde. Es kam mir wie ein unendlicher Schmerz vor, der nicht vergehen wollte, ehe etwas anderes sich in mir ausbreitete, etwas noch viel schmerzvolleres als das, denn es war als würde man etwas von mir nehmen, als würde man einen Teil meiner Seele aus mir herausreißen und kein körperlicher Schmerz war damit vergleichbar.

Noch nie zuvor hatte ich so etwas grauenvolles gespürt, noch nie war ich so gelähmt vor Schmerzen gewesen, denn egal wie sehr ich es auch versuchte, kein Schrei verließ meine Lippen, ich konnte mich nicht wehren, ich konnte nicht aufstehen, ich konnte meine Augen nicht öffnen, nicht heulen, ich war gefangen in meinem eigenen Körper und es fühlte sich grauenvoll an. Es fühlte sich so endlos an, als würde es niemals Besserung geben und vermutlich war das Schlimmste an der ganzen Sache, dass ich nicht wusste, was los war. Was geschah hier denn bitte? War ich tot? War ich am leben? Wo war ich und was war los? Völlige Verzweiflung breitetet sich in mir aus, vermischte sich mit den starken Schmerzen, die ich hatte, und ich glaubte sterben zu müssen, wenn ich nicht schon längst tot war, als sich endlich etwas veränderte. Es war auf einmal so als würde die Hitze weniger werden, als würde die Kälte in mir sich zurückziehen und plötzlich war da jemand, der nach meiner Hand griff. Ich hatte keine Ahnung, wer das war, doch als diese Person meine Hand in ihrer hielt, war es als würde sie mich aus der Dunkelheit ziehen, als würde sie endgültig allen Schmerz verscheuchen, alles enden lassen und panisch riss ich meine Augen auf, zog die kalte Luft ein, als hätte ich seit Stunden nicht mehr geatmet.

Wie erstarrt lag ich auf dem eiskalten Boden, sah schwer atmend an die triste Decke über mir und versuchte meinen Gedanken zu sammeln, mich daran zu erinnern, was geschehen war, wo ich nun war und was hier nicht stimmte, doch irgendwas schien so falsch an dem Bild zu sein und mir wurde schnell klar, was es war.

„Ich bin nicht wach", hauchte ich leise und richtete mich auf, sah mich in der verlassenen Folterkammer um, die jedoch nicht so aussah, wie vorhin noch, als ich das Gift zu mir genommen hatte, es wirkte alles eher so wie in meinen Träumen, wenn ich alles durch einen Schleier hindurch sah, wenn alles viel zu hell, viel zu anders, viel zu perfekt wirkte. Verwirrt von dieser Tatsache raufte ich mir die Haare und bemühte mich meine Tränen zurückzuhalten, doch diese Ungewissheit was los war, sie trieb mich an den Rande meiner Nerven, was alles nicht unbedingt besser wurde, als ich nach meinem Bauch tastete und entsetzt feststellen musste, dass ich nicht länger schwanger war. Mein Bauch war wieder in den Zustand zurückgegangen, wie er es vor einigen Monaten gewesen war und das ließ alle Dämme brechen. Ich schluchzte leise auf, hielt mir den Bauch voller Verzweiflung und wollte nur noch bei Loki sein dürfen, ich wollte wieder wach sein dürfen, mein Baby haben, ich wollte einfach, dass alles gut wäre, nur musste ich mich einer Tatsache stellen, die mich nur noch mehr heulen ließ. Ich hatte dieses verdammte Gift getrunken, ich hatte gespürt, wie jedes Leben aus mir gewichen war. Das hier war kein Traum, es konnte kein Traum sein.

„LOKI?", schrie ich hysterisch, wollte das nicht wahrhaben, wollte nicht auf ewig von ihm getrennt sein müssen, wollte nicht akzeptieren müssen, dass es das gewesen sein sollte, dass er irgendwo anders war, um mich trauern würde und wie ich ihn kannte dabei war irgendwas furchtbar dummes zu tun.

Loki|| He will be the death of me ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt