Vergebung

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Die Tränen ließen meine Sicht verschwimmen und mir wurde ganz anders. Ich musste soweit wie möglich  weg von ihm. Was hatte ich nur getan? Ich hatte es ja nicht anders verdient, aber es tat dennoch so unfassbar weh. Meine angst wieder verletzt zu werden, hatte sich gegen mich gewandt. Jetzt tat ich nämlich wem anderes weh und zwar dem einzigen Menschen auf Erden dem ich jetzt noch vertraute. Er war der Einzige, der es geschafft hatte mich wieder zum Lachen zu bringen. Er war derjenige, der mir gezeigt hat dass das Leben nicht vorbei war, dass es immer etwas gab wofür es sich lohnt. Und dieses Etwas war er. Erik war das wofür ich weiter machen wollte. In 2 Tagen hat  er mir mehr von meinem Leben zurückgegeben als es andere in Jahren nicht geschafft hätten. Ich wusste nicht wie aber diese zwei Tage waren die schönsten meines Lebens und ich musste natürlich alles versauen. Alles was ich anfasste verwandelte sich zu Staub und Asche. Ich lief einfach weiter, nicht wissend wohin. Meine Gefühle übermannten mich. Wie es ihm wohl ging? Wahrscheinlich besser als mir. Immerhin war ich nicht der Mittelpunkt seines Lebens. Nein, er hatte auch vor mir schon ein Leben und ich bin einfach hineingeplatzt ohne zu fragen und nun tat ich ihm auch noch ein großes Unrecht an. Plötzlich stand ich vor meinem Zimmer. Ich hatte keine Ahnung wie ich das geschafft hatte aber nun stand ich vor meiner Tür und war unfähig sie zu öffnen. Meine Hände zitterten zu sehr und mein Herz pochte schmerzhaft in meiner Brust. Die Gedanken in meinem Kopf begannen sich zu drehen und ich wollte einfach nur alleine sein. Nach gefühlten Stunden schaffte ich es das Zimmer zu öffnen und sofort fiel ich auf mein Bett. Die schiere Kraft der Verzweiflung schien mich zu erdrücken. Wenn ich es nicht besser wüsste, wäre ich davon ausgegangen, dass mein Herz in Flammen stand. Das hier war schlimmer als jeder Alptraum den ich in den letzten Monaten gehabt hatte. Denn das hier war die Realität. Unbarmherzig und immer da um dir alles zu nehmen, was dir wichtig war. Die Tränen flossen nach wie vor in strömen. Ich kauerte in meinem Bett und zog die Decke ganz weit über meinen Kopf. Vielleicht konnte ich den Schmerz ja aussperren. Und da war plötzlich dieser Funken Hoffnung der das Feuer in meinem Herzen ausbremste. Würde er meinen Brief nur lesen so könnte er mir verzeihen. Vorausgesetzt er würde ihn überhaupt eines Blickes würdigen. Und ich betete dass er dies tat.

Eriks POV:

In mir brodelte es. Ich war so verdammt wütend. Wie konnte sie mir das nur antun? Ich hätte alles für sie getan, allein um zu beweisen dass ich nicht nur zerstören konnte, sondern auch reparieren. In nicht mal zwei Tagen hatte sie es geschafft es zu vermasseln. Ich setzte sich aufs Bett und lehnte mich zurück. Ich konnte es einfach nicht glauben, dass sie mich so hinterging. Aber war es denn solch ein Unterschied, ob sie nun meine Sachen  oder  Charles meine Gedanken durchforstete? Ich dachte darüber nach und mir wurde klar, dass Charles es manchmal nicht freiwillig tat, doch Stef es vollkommen absichtlich getan hatte. Mir wurde klar dass ich gar nicht wütend war, sondern einfach nur enttäuscht. Ich dachte sie würde verstehen, dass unsere Schicksal kein leichtes war und mir, genau so wie ich ihr, den Freiraum und die Zeit geben würde die ich brauchte, um alles von mir preis zugeben. Wir kannten uns erst seit zwei Tagen und noch nie wollte ich einen Menschen so oft und nahe wie möglich bei mir haben. Ich wollte sie beschützen und nun  hatte ich sie in ein weiteres Loch gestoßen. Meine Wut wich langsam einem Gefühl das ich nicht beschreiben konnte. Dann öffnete ich die Nachttischlade und holte eines  der Fotos hervor. Es zeigte meine Mutter und mich und war eines der wenigen Fotos, die es aus meiner Vergangenheit gab. Und es war eine der einzigen schönen Erinnerungen die ich hatte und diese wollte ich nicht teilen. Nicht mit Charles und auch nicht mit ihr. Nein sie war zuweit gegangen und das musste sie auch verstehen. Ich seufzte und hatte absolut keine Ahnung was ich tun sollte. Mir wurde es schwer ums Herz und ich hatte das Gefühl die Luft bliebe mir weg. Verdammt. Ich setzte mich im Bett auf und bemerkte einen Zettel unter meinen Füßen. Ich nahm ihn an mich und entfaltete ihn, dann begann ich zu lesen.

H.O.P.EWo Geschichten leben. Entdecke jetzt