What is worse than heartbreak?

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Ihr denkt jetzt wahrscheinlich, dass es wohl nicht schlimmeres gibt als ein gebrochenes Herz. Damit liegt ihr absolut falsch. Ein gebrochenes Herz setzt voraus, dass ihr betrogen wurdet oder betrogen habt, dass ihr jemanden verlassen habt oder von jemandem verlassen wurdet. Ein gebrochenes Herz kündet etwas Endgültiges an. Man kann ihn nicht rückgängig machen und er hört mit der Zeit auf. Der Gedanke an die Person, die einem das angetan hat, wird dich für einige Zeit unendlich traurig machen, aber irgendwann vergeht dieser Schmerz, man lebt damit und sieht vielleicht sogar mit Freude auf die Erinnerungen zurück. Mein Schmerz jedoch ist nicht wie ein gebrochenes Herz, denn dafür müsste noch eines in meiner Brust schlagen, dies tat es aber nicht. Jedenfalls fühlte es sich so an. Es klaffte eine Leere dort wo es sein sollte und niemand konnte sie schließen. Niemand außer Stef. Seitdem ich herausgefunden hatte, dass sie sich höchstwahrscheinlich in New Mexico befand, war eine Woche vergangen. Ich wollte mir gar nicht vorstellen, was ihr in dieser Zeit, in der ich hier untätig saß, alles angetan wurde. Aber Charles hatte mir eingebläut nicht voreilig zu handeln, einen Plan zu entwickeln und uns zu sammeln. Und er zeigte mir auf in welcher Verfassung ich mich eigentlich befand. Ich empfand soviel Wut, Hass und Zorn, dass ich mit großer Wahrscheinlichkeit in einem Anfall Charles und die Kinder verletzt hätte. Das Schlimme war gar nicht meine Wut zu kontrollieren, sondern dem Schmerz, der in mir war, ein Ventil zu geben. Diese ganzen Gefühle hatte ich noch nie so intensiv gespürt, geschweige denn alle auf einmal. In dem einen Moment würde ich am liebsten alles und jeden umbringen, der es auch nur wagte sich mir in den Weg zustellen und im nächsten möchte ich mich am liebsten in das dunkelste Loch verkriechen, das es gab und dort sterben, weil mich einfach alles was ich sah an sie erinnerte. Und ich wusste, sie war irgendwo da draußen, litt vielleicht Höllenqualen und wartete darauf, dass ich kam und sie rettete. Ich war ihr Held, ihre große Liebe, der der sie vor allem beschützte und sie in den Arm nahm, wenn sie es brauchte. Aber in den schlimmsten Zeiten war ich nicht da, um ihr zu sagen, dass alles gut werden würde, dass ich bei ihr war und sie einfach alles mir überlassen konnte, denn ich würde schon alles regeln. Ich vermisste ihr Lächeln und der Gedanke daran, es vielleicht nie wieder sehen zu können, zerriss mich innerlich.

Und genau dies war der Aspekt des Schmerzes, der ihn schlimmer machte als jedes gebrochene Herz. Diese Ungewissheit. Keine Möglichkeit gehabt zu haben, sich zu verabschieden und nicht zu wissen, ob der andere noch da war. Die Tatsache, dass der Fall eintreten könnte den anderen nie wiederzusehen, obwohl beide nichts sehnlicher wollten, als ihr restliches Leben miteinander zu verbringen. Und verdammt ich wollte das unbedingt. Jeder Tag dieser vergangenen Woche war schlimmer als der vorherige und jedes Mal dachte ich, dass es nicht schlimmer werden konnte, doch das Leben hasste mich anscheinend mehr als ich es tat.

TAG EINS: Mir brummten immer noch die Stimmen der Männer im Kopf herum. Sie sind in Santa Fe. Ich wusste, wo sie waren und doch lag ich hier in ihrem Bett und tat nichts. Ich konnte nicht. Mein Körper schien mir nicht zu gehorchen, nicht einmal auf stehen konnte ich. Meine Beine taten nicht wie ihnen geheißen und es machte mich fertig. Jeder einzelne Teil meines Körpers schmerzte, meine Hand war gebrochen, aber das war mir noch nie so egal gewesen, wie jetzt. Denn was wirklich wehtat, war der Gedanke an Stef. Charles hatte mir gestern verboten unvorbereitet aufzubrechen und irgendwie war ich auch gar nicht dazu in der Lage, aber ich konnte mich damit einfach nicht abfinden. Ich musste sie finden, immerhin wusste ich jetzt wo sie war. „Erik, versuch es erst gar nicht.", hatte Charles mich gewarnt, als ich gestern versuchte mich wegzuschleichen und sie zu suchen. Heute müsste er mir das gar nicht sagen, denn mein Körper würde dies nicht zulassen, das Adrenalin des Kampfes war abgeklungen und ich fühlte nun alles mit doppelter Intensität. Aber es waren nicht die physischen Schmerzen, sondern die psychischen, die mich lähmten. Mein Kopf malte sich Szenarien aus in der sie gefoltert, misshandelt und Experimenten ausgesetzt wurde und in manchen wurde sie sogar getötet. Diese Gedanken lähmten mich so sehr, weil sie mir so sehr wehtaten. Sie war mein ein und alles und Schmerzen, die man ihr zufügte, waren sie nun auch nur eingebildet, schmerzten mehr als meine eigenen. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte die Welt in Flammen gesetzt, um sie zu finden. Ich verstand nicht wie man etwas so sehr wollen konnte und einem der eigene Körper zu verstehen gab, dass es nicht in deiner Hand lag etwas zu tun. Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln. Wie konnte ich das alles geschehen lassen? Ich hätte sie beschützten müssen. Stunden lang lag ich in diesen Gedanken gefangen in ihrem Bett. Es roch nach ihr. Aber mit der Zeit schien ich nichts mehr zu fühlen. Meine Tränen trockneten und es flossen keine neuen mehr. Das Gefühl der Leere in meinem Herzen machte einem anderen Platz. Hass. Ich konnte einfach nicht mehr. Es war unerträglich, jedes Mal, wenn ich die Augen schloss, sah ich sie, wie sie starb. Es brach mir bei jedem Mal das Herz, bis die Trümmer niemand mehr hätte zählen können. Also wand ich mich an Charles. Er war der einzige, der mir den Schlaf bringen konnte, nachdem mein Körper sich so sehr sehnte. Ich glaubte er wusste, wie es in mir aussah, aber er sagte nichts, denn egal wie viel Schmerz er auf dieser Welt schon erlebt hatte, so machte ihn meiner doch sprachlos. „Ich bin froh dir Linderung verschaffen zu können."

H.O.P.EWo Geschichten leben. Entdecke jetzt