Mit seiner tiefen beruhigenden Stimme fing er an mich in seine Schmerzen einzuweihen und wie gebannt hörte ich ihm zu.
"Zuerst musst du wissen, dass ich Jude bin und auch ich und meine Familie konnten der Verfolgung nicht entkommen. So befanden wir uns, wie so ziemlich jeder der zig Millionen Juden in Europa, in einem Konzentrationslager wider. Als wir dort hingebracht wurden, trennten sie uns. Ich schrie und meine Mutter auch. Niemanden schien es zu interessieren, dass sie Familien mit Kindern entzweiten, sie schienen eher Freude daran zu finden. In mir kochte eine noch nie zuvor gefühlte Wut hoch. Ein Zorn auf all die Menschen um mich herum. Auf die, die meine Mutter verschleppten und auch auf die, die tatenlos zusahen. In meiner Wut entfachte ich eine Kraft in mir, die ich nicht kannte und die nicht menschlich war. Mit bloßer Willenskraft und rohem Zorn verbog ich das Tor, das mich und meine Mutter trennte, ohne es auch nur zu berühren. Keiner der Wärter konnte mich beruhigen und so nockten sie mich aus. Als ich aufwachte, brachte man mich in ein Büro, wo ein Mann vor mir saß. Ich hatte angst vor dem was nun geschah. Doch er schrie nicht wie erwartet sondern redete beruhigend auf mich ein. Er stellte sich vor und bot mir Schokolade an. Ungläubig starrte ich ihn an. Er schob eine Münze zu mir hin und wollte dass ich sie bewegte ohne sie zu berühren, genau wie ich es bei dem Tor getan hatte. Ich versuchte es, jedoch vergebens. Plötzlich ging die Tür auf und zwei Soldaten brachten meine Mutter in den büroähnlichen Raum. Ich lief zu ihr und umarmte sie, wurde im selben Moment aber wieder von ihr weggezerrt. 'Nun gut Erik', fing er wieder an und drohte mir, meine Mutter zu erschießen wenn ich auf drei diese Münze nicht bewegen würde. 1. Nichts tat sich. 2. Er begann die Waffe zu laden. Meine Mutter versuchte mich zu beruhigen. Sie versuchte mir einzureden ich könnte es. Aber ich wurde nur noch nervöser. 3. Ein Schuss löste sich und meine Mutter war tot. Ich erstarrte. Meine Wut kam wieder zurück, solch eine blinde Wut welcher ich mich nun bediente. Ohne Anstrengung zerdrückte ich die Helme der Soldaten und tötete sie damit. Ich wüstete im Büro. Zerstörte alles was aus Metall bestand. Ihn, den Mann der mir all das antat, ließ ich jedoch vollkommen unbehelligt. Ich wusste selbst nicht wieso. Nach all dem brach ich zusammen. Und jeder Tag danach war schlimmer als alles was ich je erlebt hatte...."
Damit endete seine Geschichte und er verstummte. Ich ließ alles auf mich wirken und gab ihm Zeit seine Gedanken wieder zu ordnen. Das Erlebte erneut zu durchleben war schrecklich, ich wusste das nur zu gut. Seine Augen spiegelten seine Wut seine Schmerzen wider. Nicht wie früher, denn jetzt versuchte er nicht gezielt sie zu verstecken. Am liebsten hätte ich ihn jetzt umarmt, aber ich konnte einfach nicht aufstehen, so unglaubwürdig kam es mir vor hier zu sitzen und mit jemandem zu sprechen. Stattdessen fing ich an ihm meine Geschichte zu erzählen. Niemand andere hatte sie je gehört nur dieser Professor, der in meinen Gedanken war. Ich holte noch mal tief Luft, gefasst auf die Erinnerung und die Schmerzen. Dann begann ich zu erzählen und es war befreiend.
"Ich war nicht sehr beliebt in der Schule. Sie wussten ich war anders deshalb mieden sie mich und auch ich mied sie. Ich wurde verspottet und gehänselt zu mehr waren sie nicht fähig. Sie hatten angst vor mir. Vor mir und meinen Kräften. Ich kann die Elemente beherrschen. Wasser, Erde, Luft und...und...Feuer. Beherrschen ist vielleicht nicht das richtige Wort, denn ganz kontrollieren kann ich sie nicht. Jedenfalls war mir das alles egal. Ich wollte nicht gemocht werden mir war das egal. Ich hatte meine Familie, Mutter, Vater und Bruder und solange sie da waren, brauchte ich niemand anders. Eines Nachts gingen ein paar Jungs jedoch zu weit. Sie hatten mich in den letzten Wochen gepiesakt um mich dazu zubringen ihnen meine Kräfte zu zeigen. Ich ignorierte sie schlicht weg und so griffen sie zu anderen Mitteln. Sie versuchten mich dazu zu zwingen und spielten wortwörtlich mit dem Feuer. Sie fanden heraus wo ich wohnte und zündeten mein Haus an. Eins wussten sie aber nicht und zwar dass ich nicht zuhause war. Ich bin unterwegs gewesen, ein paar Besorgungen erledigen. Als ich dann vor meinem Haus stand, brannte es bereits lichterloh. Ich konnte meine Familie schreien hören. Ja ich hörte wie die Flammen sie langsam erreichten. 'Na los, beherrsche die Flammen und rette sie.', brüllte mir einer der Jungs zu. Aber ich war nicht dazu imstande. Ich konnte mich nicht bewegen. Ich sah nur Flammen, die alles fraßen was ich liebte, es verschlangen als wären sie ausgehungert. Und diese Jungs standen neben mir und lachten. Sie lachten als meine Welt zusammenbrach, als mir alles genommen wurde was ich je besaß. 'Endlich bekommt diese dreckige Mutantin was sie verdient', hörte ich die Jungen noch sagen bevor sie verschwanden und mich in den Trümmern meines Herzens stehen ließen. Ich weiß nicht was ich fühlte. Zorn würde es nur unzureichend beschreiben. Es war viel größer und mächtiger als bloß Zorn. Aber am schlimmsten war die Enttäuschung und die Wut auf mich selbst. Ich gab mir die Schuld an all dem. Nur weil ich ihnen keine einfache Flamme zeigen wollte, musste meine Familie dafür bezahlen. Deshalb mussten sie sterben. Weil ich dann nicht in der Lage war sie zu beschützen, diese Flammen zu kontrollieren und sie zu retten. Ich bin Schuld......"
Nun war es aus mit meiner Fassung, die Tränen flossen und mein gesamter Körper zitterte. Ich sah nur noch Flammen und fühlte diese bohrende Angst in mir. Als ob ich selbst brennen würde. Ich verfiel in blanke Panik. Da spürte ich wie Erik seine Arme wieder um mich legte. Mir war nicht bewusst gewesen, dass ich aufgestanden war und in Richtung Tür ging. Bis er mich im Arm hielt. Diese Umarmung war anders sie versuchte zu sagen 'nein du bist nicht schuld daran'. Ich ließ es einfach geschehen. Er war wie ein Anker auf hoher See an den ich mich festhalten konnte. "Es war nicht deine Schuld. Die einzige Schuld die du dir zu kommen hast lassen, war die, dass du diese Jungs hast gehen lassen. Du kannst für diese Monster von Menschen genau so wenig wie ich. Wir beide sind Opfer. Opfer der Umstände." Seine Stimme klang aufrichtig, traurig und so verletzlich. Mein Körper begann sich wieder zu beruhigen, meine Tränen trockneten, mein Herz passte den Rhythmus wieder an und meine Gedanken ließen ab von den schrecklichen Bildern. Ich spürte nur wie sich eine wohlige Wärme in meinem Körper breit machte. Ein Gefühl von Sicherheit und endlich war da jemand der mich verstand. Erik hat das Selbe erlebt wie ich. Er wusste wie es sich anfühlt und er konnte mir sicher helfen. "Wir beide haben etwas verloren auf Grund der Tatsache, dass wir unsere Kräfte nicht beherrschen konnten. Und wir konnten es nicht weil die Welt es nicht akzeptiert. Du darfst angst haben aber gib dir nie wieder die Schuld dafür okey?", sprach er beruhigend. Ich hob meinen Kopf von seiner Brust und nickte. "Ich werds versuchen." Er blickte mich an und lächelte. "Ich glaube wir sollten versuchen zu schlafen, aber ich könnte es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren dich jetzt alleine zu lassen." "Willst du mir etwa anbieten mich zu begleiten?", grinste ich. "Ich sagte nur ich will dich nicht alleine lassen. Dein Gemütszustand macht mir sorgen.", versuchte er sich heraus zu reden. "Ich nehme das Angebot gerne an. Alleine könnte ich gerade nicht sein, ich würde verrückt werden." "Nagut, folgen sie mir." Und nun war ich mit einem Mann unterwegs in sein Zimmer, wo ich doch Monate lang mit niemandem Kontakt hatte. Ich fühlte mich endlich wieder lebendig.
DU LIEST GERADE
H.O.P.E
FanfictionAls ich vor meinem Haus stand, brannte es bereits lichterloh. Ich konnte meine Familie schreien hören. Ja ich hörte wie die Flammen sie langsam erreichten. 'Na los, beherrsche die Flammen und rette sie.', brüllte mir einer der Jungs zu. Aber ich wa...