Friede dem Beschützer

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Ein wunderbarer Tag neigte sich dem Ende zu. Glücklich und vollkommen zufrieden mit der jetzigen Situation begaben wir uns zurück auf unserer Zimmer. Der Tag war erfolgreich gelaufen. Erik hatte sich, meiner Meinung nach, endlich mit der Situation, in die Pyro uns gebracht hat, abgefunden. Das Training ist toll gelaufen. Ich kann nun endlich das Element Erde beherrschen, naja nicht ganz, aber schon um einiges besser als einige Tage zuvor. Auch mit dem Gespräch heute war mir viel geholfen. Endlich hatte ich das Gefühl, dass auch er mich braucht. Nicht dass ich es zuvor nicht auch schon wusste, aber seit heute war ich mir total sicher. Diese wunderbare Wärme, die ich immer fühlte wenn er bei mir war, wurde noch stärker. Als ob die im Zenit stehende Sonne noch höher gestiegen wäre. Ich weiß, dass es gegen jede Logik ist, aber anders könnte ich diese ganze Situation nicht beschreiben. "Wiederholen wir unser Training morgen wieder? Ich meine ich mache doch große Fortschritte oder?" Ich flehte ihn förmlich an. Freudig wuschelte er mir durch meine Haare, während wir immer näher an unser Zimmer kamen. "Da ist ja die kleine Stefanie wieder.", spottete eine Stimme und Erik ließ sofort von mir ab. "Na genug geturtelt?", spottete er weiter. Wir blieben beide stehen und starrten ungläubig Pyros Gestalt an. "Halt die Klappe und sag mir was du willst!", begehrte Erik auf. Währenddessen kam ich nicht umhin die Schrammen und Kratzer in Pyros Gesicht zu bemerken. Sein Augen war blau grün umrahmt, was auf einen ziemlich bösen Schlag hindeutete. Etwas in mir ließ die Alarmglocken läuten. War das etwa Eriks verdienst? Ich hoffte so sehr dem war nicht so, aber sehr überzeugt war ich nicht. "Von dir will ich gar nichts, sondern von deiner Kleinen.", grinste er hämisch. Was erlaubt er sich? "Ich bin nicht seine Kleine..ich." Meine Angst übermannte mich. Ich war unfähig weiter zusprechen, zu sehr fürchtete ich was er tun könnte. Es war jedoch lächerlich, immerhin war Erik an meiner Seite, mir konnte also gar nichts passieren. Andererseits wenn ich zuließ, dass er mir half, machte ich ihm nur zu dem, was ich verhindern wollte dass er wird. Er solltevPyro nichts tun, oder wenn ich ihn mir so ansah, dann sollte er ihm nichts Weiteres antun. Nur konnte ich sein Eingreifen schlecht verhindern, wenn ich mich immer auf ihn verließ. Erik trat einen Schritt vor mich und legte seine Hand schützend vor meinen Körper. "Hab ich dir nicht gesagt du sollst sie nie wieder ansprechen, geschweige denn sie jemals wieder ansehen?", knurrte Erik bedrohlich. "Tss und ich habe dir gesagt du spielst ein Spiel aus dem du unmöglich als Sieger hervorgehen kannst. Aber wie es aussieht, hören wir beide nicht gern auf andere.", sagte er gespielt bedauernd. Ich konnte förmlich spüren wie Erik vor Wut kochte. Er tat einen Schritt auf Pyro zu. Einen bedrohlich Großen. Ich hielt ihn am Arm zurück. "Erik lass ihn. Wir gehen einfach weiter.", flüsterte ich ihm zu. "Verschwinde einfach oder willst du dass ich dir etwas antue?", sagte er an Pyro gewandt. "Du meinst sowie das, was mit meinem Gesicht bereits geschehen ist. Gratulation waren ein paar harte Schläge.", lachte er. "Aber ich hab keine angst vor dir. Bis zum nächsten Mal, meine Kleine.", wandte er seine Worte an mich und kehrte uns den Rücken. 

Wie erstarrt stand ich im Gang. Also hatte wirklich Erik ihm das angetan. Ich hatte ihm vertraut und er hatte mir geschworen nichts zutun. Verdammt, ich wusste nicht wie, aber ich hasste ihn dafür. Nicht weil er seinen Schwur gebrochen oder es wirklich getan hatte, sondern weil er mich deshalb angelogen hatte. "Stef, bitte hör mir zu.", versuchte er zu mir durchzudringen. "Lass mich einfach in Ruhe.", brüllte ich ihn nicht wollend an und lief enttäuscht in mein Zimmer. Tief im Inneren hoffte ich einfach nur, dass er mir folgen würde. Bevor die Tür ins Schloss fiel, hielt er seinen Fuß dazwischen. Er zwang sich in den Raum und hielt mich am Arm fest. Ich versuchte mich seinem Griff zu entwenden, vergebens. "Lass mich los und verschwinde.", brüllte ich ihn wütend an. "Sieh mich wenigstens an wenn du mit mir redest.", flehte er mich an. "Wieso sollte ich dich ansehen wollen", fragte ich trotzig. "Weil ich es verdient habe oder etwa nicht?" Seine Stimme wurde immer verzweifelter und meine Wut legte sich mit jedem seiner Worte immer mehr. Aber dann fiel mir sein Vergehen wieder ein. Wie ein Blitz schoss es mir durch den Kopf. Hatte ein Mann, der lügt es verdient, angesehen zu werden? Immerhin war es Erik, aber genau das war ja gerade das Problem. Hätte mich Jean belogen, wäre es mir egal. Ihr würde ich wahrscheinlich sofort vergeben, aber Erik nicht. Er war und ist der einzige Mensch, den ich liebte und so sehr vertraute, dass es schon wehtat. So jemandem konnte man nicht so leicht verzeihen. Man fühlte sich verraten, von allen verlassen. Das schlimmste am Verrat ist, dass er nie von deinen Feinden kommt, sondern immer von deinen engsten Vertrauten. "Ein Lügner hat es nicht verdient angesehen zu werden.", erwiderte ich auf seine Frage und drehte mich zu ihm um. In seinen Augen lag pure Verzweiflung, dass ließ sie nur noch mehr strahlen. Ich musste mich zusammenreisen, mich nicht darin zuverlieren. Ich spürte meinen Puls in die Höhe schießen, konnte jedoch nicht sagen, ob es an meiner Wut lag oder an ihm. "Was meinst du damit. Ich hab dich doch noch nie angelogen?", sagte er verwirrt und versuchte nach meiner Hand zu greifen. "Nein, du bist jetzt still und hörst dir an was ich zusagen habe.", fuhr ich ihn an. "Aber lass mich....", setzte er an. "Nein halt die Klappe.", schrie ich aufgebracht. Ganz erschrocken über den Ton, welchem ich mich ihm gegenüber bediente, schloss er den Mund. "Du hast mir und Charles gegenüber geschworen, dass du dich zusammenreisen wirst. Du hast gesagt du wirst ihm nichts tun. Ihn gewähren lassen, auch wenn es gegen deinen ausdrücklichen Wunsch hin geschieht. Und ich war dir so unendlich dankbar dafür. Ich wusste wie schwer es für dich war und auch ist, zuzusehen wie jemand verletzt wird den du liebst. Mir ist auch klar gewesen und ich habe es auch akzeptiert, dass du dich vielleicht nicht beherrschen kannst, aber das war mir egal. Du hast gesagt du bist der bessere Mensch, und du wärst dieser auch, wenn du dich nicht zurückgehalten hättest, aber du hast gelogen. Mir ins Gesicht gelogen als du sagtest du hättest nur mit ihm geredet. Dass macht dich zu einem schlechten Menschen. Ich bin so enttäuscht von dir. Ich hätte dir alles verziehen aber nicht das. Weißt du es tut verdammt weh so hinters Licht geführt zu werden. Wieso hast du mir nicht einfach gesagt, dass du ihm eine oder zwei verpasst hast? Ich hätte es verstanden." Die letzten Worte waren bloß ein leises Schluchzen. Ich konnte ihm nicht mehr in die Augen sehen, also drehte ich mich von ihm weg. Ich konnte seinen Gesichtsausdruck zwar nicht sehen, aber ich wusste, dass er sehr sehr traurig sein musste. Und irgendwie konnte ich das nicht ertragen. "Ist das dein ernst?", fragte er aufgebracht nach etwa fünf Minuten der vollkommenen Stille. "Ich....", wollte ich ansetzten. "Nein, nein jetzt bin ich an der Reihe. Ich weiß verdammt noch mal was ich geschworen habe. Du brauchst mich nicht jeden Tag daran zu erinnern. Es mag sein, dass ich mich nur sehr schwer zusammenreisen kann, aber ich kann mit Sicherheit von mir behaupten, dass ich den Schwur bis jetzt nicht gebrochen habe. Ich habe ihn nicht geschlagen, das schwöre ich bei Gott. Nie im Leben würde ich dich anlügen, nichts in der Welt könnte mich dazu verleiten. Ich meine was hätte ich denn davon, außer dass das hier passiert? Ich habs doch gewusst, dass es dir nicht wirklich etwas ausmachen würde, wenn es doch geschehen würde. Es hätte dir zwar nicht gefallen, aber du hast gewusst welches Risiko es mit sich bringt, mir so einen Schwur abzugewinnen. Und es tut mir verdammt weh dabei zuzusehen, wie er dir wehtut, aber dich macht es nun mal glücklicher, wenn ich ihm nichts tue, weil du dann an das Gute in mir glauben kannst und dank dir kann ich das nun auch wieder. Aber bitte glaub mir ich habe ihm nichts getan. Sieh mir in die Augen und sag mir ob ich lüge." Wie sollte ich ihm jetzt denn bitte in die Augen sehen? Wenn ich das jetzt tat, dann war es aus. Dann würde ich mich wieder darin verlieren und meine Gedanken würden sofort abschalten. "Bitte.", flehte er wieder. Schließlich gab ich nach. Langsam und auf alles gefasst, drehte ich mich zu ihm. 

Auf so etwas konnte man sich nicht vorbereiten. Sein Blick traf mich wie eine Kugel mitten ins Herz. Er sah so traurig und enttäuscht aus. "Ich glaube dir... aber wieso siehst du so enttäuscht aus?", fragte ich mit zittriger Stimme. "Du fragst ernsthaft warum?", sagte er angewidert. Ich wich von ihm zurück. Er machte keine Anstalten mich aufzuhalten. Bevor ich etwas sagen konnte, redete er weiter:" Ich bin enttäuscht, weil du Pyro mehr geglaubt hast, als meinen Worten. Als er gesagt hat, dass ich das gewesen sei, wurden deine Vermutungen doch sofort bestätigt. Du hast nicht einen Moment lang gezweifelt, dass er lügen könnte. Eigentlich bin hier schon wieder ich das Opfer oder? Es bin doch immer ich. Ich bin zum nichts tun verdammt und werde doch immer und immer wieder jeder Tat beschuldigt. Und dann auch noch von dir. Weißt du, dass tut weh, mehr als du glaubst." Mit gesenktem Blick richtete er sich Richtung Tür und wandte sich zum Gehen. Er schien sehr geknickt, alleine seine Haltung sagte alles. "Nein bitte lass mich hier nicht in dem Glauben stehen ich sei die Böse. Bitte, ich meine alle Indizien sprachen doch für sich. Es tut mir leid Erik, aber bitte geh nicht." Nun flehte ich ihn an. "Alles sprach für sich, aber meine Worte zählen wohl nichts?", gab er verärgert zurück. "Das stimmt nicht. Deine Worte sind mein Gesetzt, sie sind alles an das ich glaube. Es tut mir leid, dass ich dich in Frage gestellt habe, aber ich war im ersten Moment so geschockt und von meiner Wut geblendet, dass ich nicht einmal daran gedacht hatte, dass seine Aussage gegen deine stand. Mir wurde es erst so richtig bewusst, als ich dich der Lüge bezichtigt habe, da konnte ich meine Worte jedoch nicht mehr zurück nehmen. Es tut mir leid....bitte geh nicht weg. Ich schwöre dir ich werde nie wieder an deinen Worten zweifeln." "Hmpf, das würde ich nicht einfach so versprechen. Ich bin nicht der Mensch für den du mich hälst. Lügen ist mir nie sonderlich schwer gefallen und dessen war sich auch jeder nur zu gut im Klaren. Aber eines verspreche ich dir hier und jetzt. Bei meinem Leben schwöre ich, dass ich dich nie belogen habe und dich auch nie belügen werde. Mag sein, dass ich manchmal nicht die ganze Wahrheit sage oder etwas verheimliche, aber nie im Leben werde ich dich anlügen, okay?" Überglücklich fiel ich ihm um den Hals. "Bitte verzeih mir.", murmelte ich in seine Brust. "Keine Sorge ich war dir nie böse.", gab er zufrieden zurück.  

H.O.P.EWo Geschichten leben. Entdecke jetzt