Ein schreckliches Unglück

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Die Tage verstrichen wie im Fluge. Mein Tag begann mit den ersten Sonnenstrahlen, die durch das Fenster auf mein Gesicht fielen und endete mit den ersten Sternen die sich am Firmament zeigten. In der Zwischenzeit versuchte ich, so gut es eben ging, die Schule und das Training unter einen Hut zu bekommen. Im Großen und Ganzen funktionierte es, jedoch litten meine Noten etwas darunter. Erik war es zwar nicht egal, aber da ich so große Fortschritte in meinem Training machte, versuchte er die Tatsache zu ignorieren, dass ich in Mathematik durchfiel. Die Nachmittage verbrachten wir immer am Teich im Garten und versuchten meine Kräfte weiter zu stärken und auch in Sachen Kampfkunst ließ Erik mir keine Ruhe. Mein stark angeschlagenes Selbstbewusstsein kehrte langsam aber sicher wieder zu mir zurück. Mich quälten auch immer weniger Alpträume und manchmal, aber wirklich nur manchmal, wenn es ein ganz guter Tag war, ja dann konnte ich sogar alleine einschlafen. Zwar wollte ich nicht alleine einschlafen, aber Erik bestand darauf. Von alleine hätte ich ihm auch nie erzählt, dass ich keine Alpträume mehr hatte. Als ob ich freiwillig darauf verzichten würde, dass er bei mir schlief. Noch nie in meinem Leben hatte ich so gut geschlafen wie bei ihm. Seine Brust hob und senkte sich bei jedem seiner Atemzüge und sein Herz schlug in einem Rhythmus, der in Sachen Beruhigungskraft nicht zu übertreffen war. Außerdem roch nichts besser als der Mensch, den man liebte. Und von seinen Augen brauchte ich gar nicht erst anzufangen, in denen verlor ich mich immer wieder und das schon von Anfang an. "Ich unterbreche dich zwar nur ungerne in deiner Tagträumerei, Stef, aber wenn du nicht einen Schritt schneller gehst, kommst du zu spät.", unterbrach Erik mich bei meiner Schwärmerei. Ich war mir vollkommen im Klaren darüber, dass er nicht wissen konnte über was ich nachdachte, trotzdem lief ich total rot an. "Ist doch nur Mathe.", versuchte ich ihn zu beschwichtigen. "Mag zwar sein, aber ich glaube mich daran zu erinnern, dass das das Fach ist in dem du durch zufallen drohst?", meinte er ernst. Genervt rollte ich die Augen, aber leider hatte er recht. Leicht angewidert von der Vorstellung gleich Zahlen um die Ohren fliegen zu bekommen, stimmte ich seiner Forderung schneller zu gehen zu und beschleunigte meine Schritte. Anscheinend war ich ihm aber immer noch zu langsam, also nahm er mich kurzerhand bei der Hand und zehrte mich vorwärts.

Als wir um die letzte Ecke bogen, die uns noch von unserem Ziel trennte, stand plötzlich Pyro vor uns und er hatte ein Grinsen auf den Lippen, das mir ganz und gar nicht gefiel. Wie auch mir, so schien es auch Erik nicht zu gefallen, was er da vor uns sah. Provokant machte unser Gegenüber einen Schritt auf uns zu. Ihn umgab eine bittere Aura, die aus Wut und Demütigung zu bestehen schien. Mir schwante böses. Pyro macht keine Anstalten uns in Ruhe zu lassen, stattdessen wagte er einen weiteren Schritt in unsere Richtung. Ich spürte wie Erik sich neben mir anspannte. Ich konnte förmlich fühlen wie sich seine Muskeln spannten und sein freundlicher Gesichtsausdruck machte einem wütenden Platz. "Was willst du?", knurrte Erik und stellte sich schützend vor mich. "Das wagst du auch noch zu fragen?", spie Pyro aus und fing an zu lachen, "wie ich bemerkt habe, hat deine kleine Stef mir die Geschichte mit dem blauen Auge nicht abgekauft. Das hat meine Rache quasi zu Nichte gemacht, also werde ich dich da treffen, wo es dir am meisten weh tut." Nie hätte ich geglaubt, dass jemand einen derart bösen Ausdruck auf seinem Gesicht haben könnte, hätte ich es nicht selbst gesehen. Vor ein paar Minuten hätte ich noch behauptet Pyro würde mir keine Angst mehr machen, dieser Gedanke wurde jedoch schlagartig ausgelöscht. Mir schlotterten die Knie, mein Magen drehte sich und mein Herz begann aus der Reihe zu tanzen. Eigentlich wollte ich mir die Angst nicht ansehen lassen, aber er war als wäre mir mit einem dicken schwarzen Stift auf die Stirn geschrieben worden 'Ich habe angst'. Es schienen beide bereits bemerkt zu haben, denn Pyros Grinsen wurde breiter und Erik versuchte mich mit seinem Körper von ihm abzugrenzen. Ich klammerte mich verzweifelt an seinem Arm fest, während ich versuchte wieder atmen zu können. "Hat dir meine Drohung nicht gereicht?", fragte Erik warnend. "Ha, genau deswegen bin ich ja hier. Deine Drohung hat mich gedemütigt nichts weiter. Das Einzige was du damit herauf beschworen hast ist mein Zorn", er hielt kurz inne und ließ seine Worte wirken, "dein Versuch mich von ihr fernzuhalten, hat genau das Gegenteil bewirkt. Ich habe es dir schon des Öfteren erklärt, dass das hier ein Spiel ist, welches du nicht gewinnen kannst. Egal wie du dich entscheidest, du wirst ihr immer wehtun." Irgendwie wollte ich etwas sagen, aber mir blieb jedes Wort im Hals stecken. Erik neben mir hingegen schien auch einiges sagen zu wollen, es aber auch zu können. "Verdammt noch mal, hör auf mit deinen Spielchen, Pyro. Wenn du dich unbedingt beweisen willst, dann kämpf gegen mich Mann gegen Mann, aber halt sie da raus." Ich weiß ich hatte eigentlich angst vor Erik wenn er wütend wurde, diesmal jedoch blieb für mich die Welt einfach stehen. Es sah so aus als würde sich alles nur noch um ihn drehen. Wie er mich vor ihm in Schutz nahm, ließ mein Herz auf eine Art rasen, die es an Schönheit nicht zu übertreffen ging. Ja, diesmal verliebte ich mich nur noch ein Stückchen mehr in ihn und irgendwie wusste ich, dass ich das nicht sollte. "Nein, Magneto, das wäre viel zu einfach dich in einem Zweikampf zu schlagen, außerdem wäre dir das so ziemlich egal. Das einzige womit ich dir weh tun kann, ist wenn ich ihr weh tue und glaub mir ich habe den größten Spaß daran.", sagte er mit einer tiefen bedrohlichen Stimme. Er kam noch einen Schritt näher und ich konnte sehen wie sein Körper begann Wärme abzustrahlen. Er brannte nicht aber er glühte und das allein brachte mich wieder vollkommen aus der Fassung. Ängstlich vergrub ich mein Gesicht in seinem Arm. "Ich sagte du sollst dich von ihr fernhalten, du Bastard. Wenn du sie auch nur anfasst bring ich dich um.", knurrte Erik Hass erfüllt. Meine Gedanken schrien 'Nein'. Ich wollte nicht, dass er sich auf sein Niveau begab, aber wie ich es mir schon gedacht hatte, bekam ich kein Wort heraus. Das Einzige wozu ich im Stande war, war dass ich ihn an seinem Ärmel zurück zog, um ihn von Pyro wegzuzerren. Pyro erkannte meinen Versuch als Mahnung an Erik. "Siehst du?", grinste er höhnisch, "egal was du jetzt machen wirst, es ist immer die falsche Entscheidung. Entweder tu ich ihr weh oder du. Die Frage ist also nur noch die: Welche Variante ist das Geringere Übel? Nummer eins sie wird von mir verletzt und muss wahrscheinlich ins Krankenhaus, falls sie es überlebt oder Nummer zwei du begibst dich auf mein Niveau und riskierst, dass sie dich für immer hasst." Er redete so als würde ich nicht anwesend sein, jedoch konnte ich nichts dagegen tun.

H.O.P.EWo Geschichten leben. Entdecke jetzt