Ich will hier weg

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Das Einzige, was ich in diesem Moment noch mitbekam, war, dass ich anscheinend wieder im gleichen Raum war, indem ich am Anfang aufgewacht war. Mehr konnte mein Gehirn nicht verarbeiten. Der Anblick Strikers lähmte mich, mein ganzer Körper war in einer Trance, unfähig sich zu bewegen, jedoch sehr stark zitternd. Angstschweiß ronn meine Stirn hinab und am liebsten würde ich schreien, aber meine Kehle war wie zugeschnürt. 'Bitte lass es vorbei sein.', schoss mir ein Gedanke durch den Kopf. Zu etwas mehr, war ich nicht im Stande. Mit einem hämischen Grinsen musterte mich Striker. Er schien es zu genießen, wie ich vor Angst kaum noch stehen konnte. Erik hätte ihm das Grinsen aus dem Gesicht geschlagen, aber er war nicht hier und das tat weh. "Erik...", murmelte ich leise vor mich hin. Plötzlich lachte er laut auf. "Hach, wie süß. Du glaubst wohl immer noch, dass dein geliebter Magneto hier auftauchen wird?" Verwirrt schaffte ich es seinen Blick zu erwidern. "A...Aber, das ist doch euer Plan oder?", stammelte ich. Eine kurze Pause entstand. "Ich bin der Köder, damit ihr ihn bekommt. Er soll mich doch finden?", Langsam verließ mich auch der letzte Funke Hoffnung. Striker kam einige Schritte auf mich zu. Er blieb so nahe bei mir stehen, dass ich seinen Atem spüren konnte. Ich wollte zurückweichen, konnte mich aber nicht rühren. Er nahm mein Gesicht in seine rechte Hand und drückte es schmerzhaft zusammen. "Ja, du bist unser Köder.", grinster er, "aber so leicht wollen wir es ihm nicht machen. Wir wissen genau, wo er zuerst suchen wird. Aber dort wird er dich nicht finden. Nur ein leeres Gebäude wird ihn dort erwarten und der Gedanke dich im Stich gelassen zu haben. Natürlich werden wir dort einen Hinweis auf unseren richtigen Standort hinterlassen und dann soll er nur kommen, denn es wird alles vorbereitet sein um ihn in die Knie zu zwingen und du wirst gelernt haben ihn zu hassen." Sein Blick war kalt als er das sagte und sein Griff legte sich fester um mein Kiefer. Ich wimmerte vor Schmerz leise. Es war also wie ich es mir gedacht hatte, ich war hier, um ihn in eine Falle zu locken, aber zuvor wollten sie ihm weh tun. Er hatte die Hoffnung mich an dem Ort zu finden, an der er wahrscheinlich bereits unterwegs ist und dann war ich nicht dort. Er wird sich die Schuld an allem geben und es würde ihm den Boden unter den Füßen wegziehen. Und mir wurde schlagartig eines klar: In absehbarer Zeit würde er nicht kommen. Es könnte noch Wochen dauern, oder vielleicht Monate. Ich würde leiden und auf ihn warten. Falls es überhaupt möglich war, so zitterte mein Körper noch mehr als zuvor. Mein Blick wurde leer und eine Träne stahl sich aus meinen Augenwinkeln. Striker nahm seine Hand wieder zu sich, das nahm ich jedoch nur wage wahr. "Dein Blick gefällt mir. Ich sehe wie deine letzte Hoffnung erloschen ist." Mit diesen Worten drehte er sich um. "Legt sie auf den Tisch und fesselt sie. Jetzt werden wir sehen, wie stark ihr Wille ist."

Brutal wurde ich auf den Tisch gedrückt. Die Kraft mit welcher mich die anderen Männer nach unten drückten, war  vollkommen unnötig. In mir war kein einziger Funken Kraft mehr übrig. Ich war machtlos und entmutigt und jeglicher Hoffnung beraubt. Erik würde zwar kommen, aber nicht so bald, wie ich es mir erhofft hatte. Mein verletzter Arm wurde hart angepackt und ich zuckte zusammen. Als die Männer die Fesseln festgezogen hatten, wurden an meinen Kopf so etwas wie Elektroden angeschlossen und in meinen Arm wurde eine trübe Flüssigkeit injiziert. Mein Atem wurde immer schneller als eine Panikattacke meinen Körper erfasste. Was würde jetzt wohl geschehen? Ich schloss meine Augen und dachte an das Bild in meiner Brusttasche. Eriks wunderschöne Augen. Schlagartig wurde mein Herzschlag wieder etwas ruhiger. Nun hörte ich wie sich einige Schritte von mir entfernten und der Raum war leer. Nur noch ich und meine Angst. Sie würde anscheinend mein neuer ständiger Begleiter sein. Und dabei hatte ich mir gewünscht es würde Erik sein. Eine Stimme unterbrach meine bitteren Gedanken. Sie ertönte metallisch aus einem Lautsprecher. "Startet die Gedankenmanipulation. Und zögert nicht, dass Schlimmste herauf zu beschwören." Mit einem düsteren Lachen brach die Übertragung ab und ertönte kurze Zeit später erneut. "Das Serum und die Stimulierung deiner Nervenbahnen lassen es uns möglich werden, dir deine schrecklichsten Ängste zu zeigen und dich Dinge sehen zu lassen, welche wir dich sehen lassen wollen. Ich wünsche dir viel Spaß." Ein Kribbeln durchlief meinen Körper und lies mich unheimliche Bilder sehen.

Ich war in einem Raum. Irgendwie erkannte ich ihn wieder, er war so vertraut. Und da wurde mir eines klar: Ich stand in meinem Zimmer, nein ich stand in Eriks Zimmer. Meine Sinne sagten zwar, dass das hier nicht real war, aber mein Herz und meine Gedanken wollten es einfach glauben. Mein Arm war nicht mehr verbunden und auch sonst hatte ich keine Schmerzen. Es war wie eine Belohnung anstatt einer Qual. Alles war so real, ich konnte sogar Eriks Geruch wahrnehmen, wie ich ihn vermisst hatte. Langsam schlenderte ich durch den Raum. Er war ein exaktes Nachbild des Originals. Kein Wunder, wenn es meinen Gedanken entsprang. Ich legte mich in das weiche Bett und konnte fühlen, dass hier gerade noch jemand gelegen hatte. Erik war also auch hier. Mein Herz versuchte mir aus der Brust zu springen bei dem Gedanken an ihm. Mein Erik er war hier. Im selben Moment öffnete sich die Tür und er stand da. In voller Größe und Schönheit stand er nun vor mir und er war wunderschön. Seine blauen Augen funkelten, wie der Ozean an einem ruhigen Tag. Wie sehr ich ihn vermisst hatte. "Was machst du hier?", fragte er scharf und ein bedrohlicher Ton lag in seiner Stimme. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen als er mich anstarrte. "Freust du dich nicht?", gab ich verwundert zurück. "Verschwinde einfach.", fauchte er, "ich habe Charles doch gesagt ich will niemanden sehen." Ich stand wie angewurzelt da und wusste nicht, was ich sagen sollte. Seine Aura wurde bedrohlich und er machte mir Angst. Er kam zwei Schritte näher und blickte wütend auf mich hinab. "Ich sagte du sollst verschwinden.", knurrte er. "Aber...aber Erik...ich.", stammelte ich. Er nahm mich beim Handgelenk und drückte es zusammen. Ich schrie auf vor Schmerz und versuchte mich zu befreien. "Hat dir denn niemand gesagt, dass du dich vor mir in Acht nehmen sollst, Mädchen?", spuckte er aus und drückte noch fester zu. Ich wimmerte und Tränen bildeten sich in meinen Augenwinkeln. "Hör auf, Erik.", schluchzte ich und flehte ihn an mich los zu lassen. "Nenn mich nicht so. Ich heiße Magneto." Sein Blick wurde noch düsterer und mein Handgelenk knackte als er es brach. Als ich aufschreien wollte, drückte er seine Hand auf meinen Mund und erstickte somit jeden Ton im Keim. Grob drückte er mich gegen die Wand und funkelte mich böse an. "Ein weiterer Mucks und ich brech dir auch deinen anderen Arm. Ist das klar?", fragte er mit eiskalter Stimme. Ich versuchte leicht zu nicken. Verdammt, das war nicht Erik, aber es fühlte sich so real an. Wieso war er so? Langsam nahm er seine Hand weg und nahm mein Kiefer zwischen seine Finger. Er drückte es zusammen und musterte mich mit seinen Blicken. Es war mir unangenehm, dass war nicht Erik. Er soll mich los lassen, aber ich konnte mich seinem Griff nicht entwinden. "Du bist niedlich, das muss man dir lassen. Ich glaube ich behalte dich.", sein Grinsen wurde breiter und es lag etwas perverses darin. "Lass mich los.", brüllte ich und trat ihn ins Schienbein. Er zuckte nicht mal mit der Wimper. "Das war aber sehr ungezogen von dir." Er war wütend, dass konnte ich fühlen. Brutal riss er mich an den Haaren und stieß meinen Kopf gegen die Wand. Benommen taumelte ich vorwärts. "Bist du jetzt artig und machst was ich dir sage?", flüsterte er mir in mein Ohr. Ich konnte seinen heißen Atem spüren. Ein Schauer lief über meinen Rücken. Aber nicht die gute Art, die ich beim echten Erik gehabt hätte, sondern die Art, die einem das Blut in den Adern gefrieren lässt. Unter Tränen nickte ich und sank langsam auf den Boden. "Gut, denn hier wird dich sowieso niemand hören."

Ich schreckte hoch. Schweißgebadet, mit rasendem Herzen und brennenden Lungen. Die Simulation war anscheinend vorbei und mir saß der Schrecken in den Knochen. Erik würde so etwas nie tun, oder?

H.O.P.EWo Geschichten leben. Entdecke jetzt