Langsam schlenderte ich zur ersten Stunde. Ich war nervös, wie bitte sollte ich ein Gespräch mit Jean anfangen? Ich hatte absolut keine Ahnung. Diese Entscheidung wurde mir abgenommen als Jean um die Ecke bog und mich freundlich begrüßte. "Hey", gab ich ebenso freundlich zurück und sie lächelte mich an als sie sah, dass ich ihre Sachen trug. "Ich also....ähmmm. Ich wollte mich bedanken. Und Erik meinte ich sollte Freunde finden also...", fing ich verlegen an zu sprechen. "Du brauchst nicht zu reden wenn du nicht willst. Du musst mir verzeihen aber ich kann meine Kräfte nicht ganz kontrollieren und so lese ich manchmal aus Versehen die Gedanken anderer.", entschuldigend sah sie mir in die Augen. Ich wusste was das hieß, sie wusste wahrscheinlich genau wie Erik und Charles über mich bescheid. Ich hatte das Gefühl wütend sein zu müssen, aber irgendwie war ich das nicht. "Ist schon gut, das haben wir anscheinend alle gemeinsam. Zumindest einige." "Ich weiß auch dass du von Alpträumen geplagt worden bist. Ich konnte selbst nicht schlafen, weil ich deine Unruhe gespürt habe. Deshalb bin ich so unheimlich froh dass Erik dich gefunden hat.", sagte sie fröhlich. Oh Gott, ich wusste gar nicht dass meine Alpträume jemand anderes zu schaffen machen würden. "Oh mein Gott, es tut mir so leid.", entschuldigte ich mich bei ihr. Ich wollte nicht dass jemand anders wegen mir leiden musste. "Du kannst doch nichts dafür. Die Alpträume sind nicht deine Schuld und glaub mir der Grund für sie ebenfalls nicht. Ich kann verstehen dass Erik dich so sehr ins Herz geschlossen hat. Du bist wie er, mit dem Unterschied dass du ihn hast, der auf dich aufpasst." Sie lächelte mich mit solch einer Güte an, dass ich sie einfach nur mögen konnte. Bei ihren letzten Worten stieg mir die Röte ins Gesicht und wieder einmal verlegen starrte ich zu Boden. "Ich bin auch verdammt froh ihn zu haben. Ich wüsste nicht was ohne ihn aus mir geworden wäre. Er hat mich gerettet und dafür schulde ich ihm auf ewig etwas." "Das sieht er nicht so. Er denkt dass er dir etwas schuldig ist. Denn dank dir glaubt er wieder an das Gute in seinen Mitmenschen, dank dir kann er wieder schlafen. Er würde das nie vor dir zugeben, also hast du das nicht von mir.", lachte sie. Ich stimmte mit ein. Es war doch gar nicht so schwer eine neue Freundin zu finden. Jean war perfekt. Sie war nett und drängte auch nicht. Sie würde, wenn es sein müsste, die Bürde der Konversation auch ganz alleine tragen. "Weißt du ich mag dich Stef.", zwinkerte sie mir zu und ich schaute wieder zu ihr auf. "Ich glaube du verstehst mich ebenfalls. Immerhin kennst du meine Vergangenheit und wahrscheinlich auch meine Schmerzen, wenn auch unfreiwillig. Und dafür will ich mich noch einmal entschuldigen. Ich versuche mich zu bessern.", sagte ich reumütig. "Wie wärs wenn wir Freundinnen werden?", fragte ich sie plötzlich. Keine Ahnung wo das auf einmal herkam. "Ich wäre sehr erfreut." Ich hatte das Gefühl dass dies der Anfang von einer wunderbaren Freundschaft war. Sie konnte toll zuhören und dafür musste ich nicht mal reden. Das war verdammt genial und irgendwie hörte ich ihr gern zu. Sie hatte eine so beruhigende Stimme. "Ich glaube auch das wird großartig.", strahlte sie und mir war klar dass sie meine Gedanken gelesen hatte. "Tu mir nur den Gefallen und versuche nicht andauernd in meinen Gedanken rumzuwühlen, das macht mich nervös.", meinte ich und sah auf meine Armbanduhr. "Ich werds versuchen. Und das meine ich ernst.", gab sie zurück. "Los lass uns rein gehen sonst hält uns Logan noch eine Standpauke." Sie verdrehte die Augen, weil sie genau wusste dass ich recht hatte. Es war ein tolles Gefühl wieder eine Freundin zu haben, die genau wusste wann sie etwas sagen musste und wann sie still zu sein hatte. Mir wurden diese Telepathen immer sympathischer.
"Hey Stef." Inzwischen saßen wir im Geschichtsunterricht und wurden mit Fakten zum amerikanischen Bürgerkrieg zu getextet. Ich hatte mir einen Platz neben Jean gesucht und Scott, ihr Freund, glaubte ich zu wissen, setzte sich ebenfalls zu ihr. Ich glaubte jedoch, dass er schlief, konnte es aber nicht genau sagen, da er seine Spezialbrille trug. "Was gibts?", antwortete ich endlich auf ihre Frage. Logan war in seinen Unterricht vertieft und bemerkte nicht dass wir uns unterhielten. "Es tut mir so leid was dir angetan wurde. Glaub mir das wünsche ich nicht mal meinen schlimmsten Feinden.", flüsterte sie mir zu. "Schon gut. Dank Erik wird es mir mit jedem Tag leichter. Langsam kann ich wieder davon reden ohne zusammen zu brechen. Wenn ich dran denke tut es nicht mal mehr so weh. Das einzige was noch sehr stark und lebendig geblieben ist, ist die angst vor den Flammen." Mein Körper erschauderte bei dem Gedanken daran. Ob ich mich je daran gewöhnen würde? Aufmunternd tätschelte sie meine Hand. "Was Erik angeht, du magst ihn oder?" Etwas erstaunt über diese Frage sagte ich: "Natürlich mag ich ihn. Er hat mich aus meiner Dunkelheit gezogen und mir wieder gezeigt wie man lebt." Sie schüttelte den Kopf. "Nein das meine ich nicht. Ich meine du MAGST ihn." Das magst betonte sie extra lang. Etwas perplex starrte ich sie an. Unfähig etwas zu sagen. Was sollte ich denn sagen? Ich wusste es nicht. Ich wusste ja nicht mal was ich gerade fühlte. Konnte es sein dass ich Erik mehr mochte als ich vielleicht wusste? Aber wer würde es mir denn verübeln. Er hatte mich gerettet und niemand anderes hätte das sonst getan. "Du weißt ja 'Keine Antwort ist auch eine Antwort'", unterbrach sie meine Gedanken. "Ähmmm ich hab keine Ahnung was du meinst." Vergebens versuchte ich die Röte in meinem Gesicht zu verstecken. "Du weißt doch ganz genau was ich meine.", sagte sie gespielt empört. "Wieso liest du nicht einfach meine Gedanken? Denn ich muss sagen ich kann diese Frage nicht mal mir selbst beantworten." "Weil ich versuche mich aus diesem Teil eines Jeden herauszuhalten. Das geht mich bei keinem etwas an. Soweit kann ich meine Kräfte kontrollieren, dass ich Gedanken geschickt ausweichen kann.", beschwichtigte sie mich. Irgendwie war ich ihr dankbar dafür. Etwas Privatsphäre schadet nie. "Nein aber ganz ehrlich, ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, ich meine er hat mich gerettet, ist es da nicht logisch dass ich ihn mag? Er ist quasi mein Vormund und hat die Verantwortung für mich. Er beschützt mich und ist immer da wenn ich ihn brauche. Das ist doch wirklich normal oder?", fragte ich sie verwirrt. Meine eigenen Gedanken verwirrten mich gerade und das gefiel mir überhaupt nicht. "Ich weiß was du meinst, aber ich glaube da ist mehr. Ich weiß das klingt jetzt etwas verrückt, aber ich beobachte euch immer, wenn er dich zum Unterricht bringt. Wie er dich ansieht und wie du ihn ansiehst wenn ihr euch verabschiedet." Ihre Augen glänzten als sie davon sprach. Belustigt sah ich sie an. "Du beobachtest uns?" Ich hob gespielt schockiert eine Braue. "Ich finde es einfach faszinierend wie er es geschafft hat dir zu helfen. Nicht mal Charles ist zu dir durchgedrungen und er dringt zu jedem durch. Wirklich zu jedem. Und jeder der Erik etwas kennt, weiß dass er nicht wirklich die Gesellschaft anderer sucht, aber bei dir war er sofort damit einverstanden auf dich aufzupassen. Er hat nicht eine Sekunde überlegt. Vielleicht liegt es wirklich daran, dass ihr dasselbe Schicksal teilt, aber es ist da etwas besonders zwischen euch. Ich kann es fühlen. Glaub mir wenn ich dir sage dass Erik ansonsten eigentlich nie mit jemandem geredet hat außer mit Charles und Raven. Für dich hat er sogar eine Bitte an mich gerichtet. Du machst ihn eindeutig zu einem besseren Menschen. Bitte hör nicht auf damit." Nun strahlte ihr Lächeln besonders. Sie meinte es vollkommen ernst und mir war klar dass sie recht hatte. Erik war etwas Besonderes. "Jean würdest du bitte leise sein.", hörten wir plötzlich Logan reden. Eifrig nickten wir beide und kicherten. Es war so toll wieder mit einer Freundin reden zu können. "Gehen wir später Mittagessen?", fragte sie noch schnell und ich bejahte.
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H.O.P.E
FanfictionAls ich vor meinem Haus stand, brannte es bereits lichterloh. Ich konnte meine Familie schreien hören. Ja ich hörte wie die Flammen sie langsam erreichten. 'Na los, beherrsche die Flammen und rette sie.', brüllte mir einer der Jungs zu. Aber ich wa...