Im selben Moment, als meine Schmerzen wiederkamen, kam auch Stef zurück. Vollkommen außer sich setzte sie sich neben mich auf das Bett. "Erik, wieso hast du mich gehen lassen, wenn du solche Schmerzen hast?", warf sie mir vor. Ihr Blick wurde traurig als sie mich musterte. Diesen Ausdruck in ihren Augen konnte ich nicht ertragen. Lieber wollte ich meine Schmerzen erdulden. Bevor ich zu einer Antwort ansetzten konnte, begann sie mit ihren Kräften erneut meine Wunden zu umhüllen und der Schmerz klang sofort ab. Nun konnte ich wieder einen klaren Gedanken fassen. "Ich wollte nicht, dass du immer bei mir sein musst. Immerhin kann ich mir Besseres vorstellen, als den ganzen Tag in einem Krankenzimmer zu verbringen.", konnte ich endlich eine Antwort formulieren. Ihr Blick hellte sich langsam auf und der traurige Ausdruck verließ ihre Augen komplett. Ein leichtes Lächeln legte sich auf meine Lippen. "Das mag ja vielleicht der Wahrheit entsprechen, aber ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als meinen Tag mit dir zu verbringen.", grinste sie mich an. Der ganze Raum schien plötzlich wärmer zu werden, wenn sie lachte und ich war einfach nur glücklich. "Bist du nicht müde?", fragte sie mich. Ich nickte bloß. Ohne ein weiteres Wort legte sie sich neben mich und betete ihren Kopf auf meine Brust. Sofort fing mein Herz schneller an zu schlagen. 'Verdammt, wieso jetzt?', fragte ich mich selbst. Das Gefühl, wenn sie neben mir lag, war noch nie so stark wie jetzt. Seitdem Charles mich gezwungen hatte, mir über meine Gefühle für sie klar zu werden, konnte ich meine Gedanken auf nichts anderes mehr lenken, als auf sie. Es war zum verrückt werden. 'Du solltest es ihr sagen.', ertönte Charles Stimme in meinem Kopf. "Halt die Klappe.", murmelte ich. Stef hob ihren Kopf und sah mich verwirrt an. "Hast du was gesagt?", fragte sie. Unsere Augen trafen sich. Es war als würde ich erst jetzt ihre Schönheit bemerken. Ihre Augen hatte die Farbe von einer grünen Wiese, die gerade anfing zum Leben zu erwecken. Das wunderschöne Grün wurde von einem Kranz aus Gold umschlossen, dieser leuchtete heller als alles, was ich je gesehen hatte. "Ach, es ist nichts.", stammelte ich vor mich hin, bevor ich es schaffte meinen Blick von ihren Augen abzuwenden. Sie schüttelte belustigt den Kopf. "Versuch einfach zu schlafen.", war das Letzte, was ich wahrnahm, dann umschloss mich die Dunkelheit und ich glitt in einen ruhigen Schlaf.
Stefs Pov:
Er schlief bereits seit fast zwei Tagen durchgehend. Immer wieder stand ich auf und ging im Raum auf und ab, sah aus dem Fenster oder spielte Karten mit mir selbst. Auch wenn ich niemanden zum Reden hatte, war mir nicht langweilig. Ich hatte für Monate niemanden und hatte gelernt, alleine klar zu kommen. Manchmal saß ich auch einfach stundenlang neben seinem Bett und beobachtete ihn. Er war einfach das Schönste, was ich in meinem Leben je gesehen hatte. Es war beruhigend zu sehen, wie sich seine Brust hob und senkte, wenn er atmete. In seinem Gesichtsausdruck lag kein Anzeichen von Schmerz und das machte mich glücklich. Denn zweimal war er kurz hochgeschreckt, als ich weggenickt war. Er schrie kurz auf und sofort war ich wach. So schnell ich konnte, linderte ich seine Schmerzen und gab mir dann große Mühe, um nicht wieder einzuschlafen. Nachdem ich meine Kräfte wieder eingesetzt hatte, entspannte sich sein Körper sofort wieder und er schief weiter, als wäre nie etwas geschehen. Um mich wach zuhalten, ging ich in das angrenzende Badezimmer, spritze mir kaltes Wasser ins Gesicht und versuchte alles um wach zu bleiben. Irgendwann wurde auch mein Hunger unerträglich, aber ich wagte es nicht, das Zimmer zu verlassen. Ich wusste zwar, dass ich meine Kräfte auch aufrecht erhalten konnte, wenn ich weiter weg war, aber ich war nicht gewillt ein Risiko einzugehen. Ich verließ das Badezimmer wieder und setzte mich auf den Stuhl neben dem Fenster. Zuvor hatte ich mir ein Buch geschnappt, das Erik anscheinend sehr gerne las und schlug es auf. Es trug den Titel 'Eine Geschichte von zwei Städten' von Charles Dickens. Früher hatte ich für mein Leben gern gelesen. Manchmal saß ich Tage lang in meinem Zimmer oder am Balkon und las. Bücher gaben mir das Gefühl, dass ich nicht vollkommen alleine war. Sie waren oft das Einzige, was mich davon abhielt mir das Leben zu nehmen. Die Geschichten halfen mir, wenn es meine Familie nicht vermochte. Immer wenn ich in der Schule wieder gemobbt wurde, verschwand ich in eine Kammer und las. Es war als würde ich dann jemand anderes sein, jemand, der etwas verändern konnte und den jeder liebte. Ich war nicht der Mutant, den alle hassten, sondern der Held, den alle unterstützten und verehrten. Ich war in einer Welt, in der auch anders artige Menschen eine Chance hatten, etwas zu bewirken. Sie wurden zwar nicht immer toleriert, aber das hielt sie nie davon ab, die Welt zu verändern und für das zu kämpfen, dass sie liebten. Ich habe immer zu diesen Charakteren aufgesehen, war aber nie in der Lage gewesen, es ihnen gleich zu tun. Und jetzt, da ich nach so langer Zeit endlich wieder ein Buch in den Händen hielt, wurde mir klar, dass auch ich mich wehren konnte. Pyro war wie jeder Bösewicht, er war einfach nur wütend und wollte ohne jeden Grund anderen weh tun. Er konnte nicht gewinnen, das war unmöglich. Fest entschlossen etwas an meiner Situation zu ändern, nahm ich mir vor härter zu trainieren als je zuvor. Wenn Erik wieder fit war, dann würde er mich sicher dabei unterstützen.
Es vergingen etliche Stunden, bis ich endlich wieder von dem Buch hoch schaute. Die Geschichte hatte mich in ihren Bann gezogen und erst losgelassen, als sie zu Ende war. Zwar hatte ich schon bessere Bücher gelesen, aber dennoch hatte ich meine Lehren daraus gezogen und hatte es bereits in mein Herz geschlossen. Inzwischen war es bestimmt zwei Uhr nachts. Der Mond stand am Himmel und leuchtete das Zimmer aus. Ich stand auf und ging Richtung Fenster. In der Nacht war der Garten schöner, als er es am Tag je sein könnte. Die Sterne leuchteten am Firmament um die Wette. Jeder heller als der andere. Das erinnerte mich wieder an die Nacht, in der ich mit Erik auf dem Dach lag und er mir die Sterne zeigte. Diese Nacht hatte sich für immer in mein Gedächtnis gebrannt. Sie war so schön, dass ich nicht glauben konnte, dass ich sie erlebt hatte. Es war einfach zu unbegreiflich. Plötzlich regte sich etwas hinter mir. Ich drehte mich um und sah wie Erik sich aufrichtete. Er steckte sich verschlafen und versuchte mich zu finden. "Ich bin hier.", sagte ich und ging auf ihn zu. "Du hast für zwei Tage geschlafen, derweil hab ich auf dich aufgepasst.", meinte ich. Er schien das nicht so locker zu nehmen wie ich. "Du hast kein Auge zugedrückt, während ich geschlafen habe?", fragte er besorgt. Ich verneinte. "Ich muss mich entschuldigen. Zweimal bin ich eingenickt und da sind deine Schmerzen wieder gekommen.", sagte ich schuldig. Ich spürte wie sich nun langsam meine Müdigkeit bemerkbar machte. Mich auf meinen Beinen zu halten, war nun schwieriger als gedacht. Mit vorsichtigen Schritten begab ich mich immer weiter zu seinem Bett. Der letzte Schritt war zu viel für meinen bereits übermüdeten Körper. Meine Beine gaben unter mir nach und ich stürzte nach vorne. Aber anstatt den Boden unter meinem Körper zu spüren, spürte ich zwei starke Arme die mich fest hielten. Erik war aus dem Bett gesprungen und war sofort zur Stelle gewesen. Mein Herz begann sofort an zu hämmern und Röte stieg mir ins Gesicht. Noch nie war ich für die Dunkelheit um uns herum so dankbar. Ich fühlte seinen heißen Atem in meinem Nacken, dort begann meine Haut sofort an zu kribbeln. "Gehts dir gut?", fragte er besorgt. "Bin nur übermüdet.", gab ich erschöpft zurück. Ohne zu zögern hob er mich hoch und legte mich auf da Bett. Er deckte mich zu und gab mir einen Kuss auf die Stirn. "Jetzt werde ich auf dich aufpassen.", flüsterte er, legte sich neben mich und legte seinen Arm um meine Schultern. Zuerst hatte ich noch Sorge, da ja seine Schmerzen wieder kamen, wenn ich schlief, aber nach einigen Minuten war ich zu müde, um auch nur an irgendetwas zu denken und schlief ein.
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H.O.P.E
FanfictionAls ich vor meinem Haus stand, brannte es bereits lichterloh. Ich konnte meine Familie schreien hören. Ja ich hörte wie die Flammen sie langsam erreichten. 'Na los, beherrsche die Flammen und rette sie.', brüllte mir einer der Jungs zu. Aber ich wa...