Hoffnung

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Mein Arm war zwar immer noch gebrochen, aber ansonsten ging es mir körperlich wieder gut. Auch wenn meine Gedanken immer noch nur um sie kreisten, war irgendetwas anders geworden. Der stechende Schmerz in der Brust war verklungen, besser gesagt abgestumpft. Stattdessen fühlte ich etwas anderes. Hoffnung. Genau das war es. Ich spürte Hoffnung in mir aufkeimen, denn nach der grausamsten Woche meines Daseins konnte ich endlich hoffen sie wieder zusehen. Mehr konnte ich mir im Moment nicht wünschen. Mehr wagte ich mir momentan gar nicht zu wünschen. Charles hatte mich mit den Worten geweckt, dass alle zum Aufbruch bereit waren. Alle Vorbereitungen waren getroffen und die Rettungsmannschaft auserkoren. Langsam öffnete ich bei seinen Worten die Augen. Eine Weile starrte ich bloß die Decke an und wusste nicht was tun. "Bist du bereit?", fragte mich mein alter Freund. Bei diesen Worten zog ich mit meiner gesunden Hand die Bettdecke zur Seite und stand langsam auf. Ich hatte immer noch leichte Schmerzen im Arm, jedoch war es ein leichtes diese zum jetzigen Zeitpunkt zu ignorieren. Jetzt zählte nämlich nur noch eins und zwar sie zu retten. Während der Vorbereitungen, an denen ich nicht teilnehmen konnte, fanden Charles und die Kinder heraus, wo genau der Stützpunkt sich befand und wie er bewacht wurde. Die Kinder... Verdammt, es wurden unschuldige Kinder in diese Sache mit hinein gezogen. Kinder die nichts mehr verdient hatten, als in Frieden ihr Leben zu genießen. Kinder, welche unter der Gesellschaft von Menschen schon genug gelitten hatten. Und jetzt mussten sie auf eine Befreiungsmission mit keiner Garantie auf Rückkehr. Sie mussten auf meinen persönlichen Rachefeldzug. "Du weißt, dass auch sie Freunde an diese Organisation verloren haben. Sie machen das hier nicht wegen dir, sondern um Stef und all die anderen zu retten.", er schüttelte den Kopf. "Außerdem frage ich mich, ob du in der Verfassung dafür bist, mitzukommen.", gab er, mich musternd, zu bedenken. Ich hielt in meiner Bewegung inne. Mein Tshirt war halb über meinen Oberkörper gezogen und dort blieb es für eine Weile. "Ich komme mit Charles.", knurrte ich wütend. "Mein Arm tut nichts zur Sache, er wird mich nicht behindern und das weißt du auch." Er schüttelte erneut den Kopf. Ungläubig sah er mich an. "Du verstehst es immer noch nicht oder?" Ich drehte mich in seine Richtung. Verwirrt blickte ich zu ihm. "Wie du sagst deine körperliche Verfassung tut nichts zur Sache. Auf das können wir gerade keine Rücksicht nehmen...", fing er an bevor ich ihn wütend unterbrach: "Was willst du dann von mir?". Ich bebte vor Wut. Wir hatten sowieso schon so viel Zeit vergeudet und nun versuchte er mir wieder eine Predigt zu halten. "Stell dich nicht dumm, Erik." Diesmal wurde er etwas lauter. "Du weißt genau, dass ich es nicht gutheiße, wenn du aus Hass und Zorn handelst. Und momentan spüre ich nichts anderes als das in dir. Du handelst kein bisschen aus Liebe zu ihr, sondern aus Hass auf die Menschen. Das kann die Mission gefährden, wenn du dich im Kampf vergisst. Wir haben einen Plan und du bist dabei der große Risikofaktor und schaue ich dich jetzt an, wäre die einzig logische Konsequenz dich hier zu lassen." Ich ballte meine Fäuste und atmete tief ein. Ja er hatte recht. Zurzeit empfand ich sehr wenig anderes als Hass oder Zorn, aber wie sollte ich denn auch? Ich zog mein Tshirt endlich über meine Brust und schloss kurz die Augen. Ich musste mich beruhigen und Charles klar machen, dass er auf mich nicht verzichten konnte. Er wartete geduldig bis ich das Wort ergriff. "Ja, okay.", fing ich an und hielt dann kurz inne. "Du hast recht. Im Moment fällt es mir sehr schwer etwas anderes als blanke Wut zu empfinden. Aber ich muss sie retten. Ich muss sie einfach finden und sie retten. Ich habe es versprochen, bei meiner Liebe zu ihr geschworen. Was würde sie denken, wenn sie gerettet werden würde, aber nicht ich es bin der es tut? Was ist, wenn sie mich dann wirklich hasst? Das kannst du mir nicht antun und ihr auch nicht. Sie würde denken, dass ich sie im Stich gelassen habe und das ertrage ich nicht. Ich verspreche dir, dass ich mich zusammenreiße und ich schwöre dir dass keinem deiner Schüler auch nur ein Haar gekrümmt wird. Ich werde sie dort drinnen alle beschützen, ansonsten könnte ich mir das nie verzeihen." Mein ganzer Körper bebte. Charles seufzte merklich und ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. "Dann mach dich bereit. Ich bin froh dich an meiner Seite zu wissen. Wir warten am Landeplatz auf dich," Mit diesen Worten drehte er sie zur Tür und verschwand.

H.O.P.EWo Geschichten leben. Entdecke jetzt